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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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gewöhnlich auf einer gewissen Unausgewogenheit. Turkur Tzonov war jedoch die Ausnahme von der Regel, denn paradoxerweise war er ein äußerst attraktiver junger Mann. Ob er auch »talentiert« war, blieb abzuwarten. Jedenfalls trat er ziemlich entschlossen auf.
    Unterdessen hatte Tzonov über Andropows Worte nachgedacht. Mit ruhiger Stimme antwortete er nun: »Genosse Direktor, es verhält sich keinesfalls so, dass ich hoffte, Sie würden sich über den Kopf unseres Parteichefs hinwegsetzen. Ja, ich kann mir gar nicht vorstellen, wie man jemandem überhaupt diesen Vorwurf machen kann. Soweit ich weiß, herrscht in seinem Kopf nur noch völlige Leere! Lassen Sie mich erklären! Sobald mein Studium beendet war, suchte ich im Namen der Überlebenden von Bronnitsy Breschnew auf. Ich redete mit seinem Sekretär, der über sein Interesse an der Abteilung Bescheid wusste, und erhielt auch einen Termin. Zwei Wochen später fuhr man mich zu einer Datscha in der Nähe von Zhukovka, wo er sich, wie es hieß, ›erholte‹. Aber inzwischen war irgendetwas mit ihm passiert. Denn Leonid Breschnew war, in eine Decke gehüllt auf einem Sofa kauernd, zwar anwesend, aber im Grunde war er ... gar nicht richtig da . Ein Berater führte die ganze Zeit über das Gespräch für ihn.«
    Andropow hob mahnend die Hand. »Was sagen Sie da?« Seine Stimme verriet noch immer keine Regung.
    »Und es ist ebenfalls ein Berater, der Tag für die Tag die Akten für ihn unterzeichnet«, fuhr Tzonov fort, »also Staatsangelegenheiten. Jedes Mal, wenn er im Fernsehen auftritt, wird er von einem Berater gestützt. Und wahrscheinlich gibt es einen weiteren, der seine Stimme nachahmt ... ganz schön schwierig, wenn Sie mich fragen, denn mir kam es immer so vor, als würde unser Parteichef auf einem Kohlkopf herumkauen! Und dann muss es auf jeden Fall noch einen geben, der ihm den Hintern abwischt, wenn er auf die Toilette geht! Was ich damit sagen will, ist, dass er eine Marionette ist, Genosse Direktor!«
    Andropow saß kerzengerade da. Von seinem Gesicht war nun mehr zu sehen, doch seine Augen waren noch immer nur glänzende Ovale. »Hochverrat also«, sagte er. »Wenn das stimmt, was Sie da sagen, handelt es sich um Verrat. Das ist Ihnen doch klar, nicht wahr? Sie sind dabei, die Sicherheit dieses Landes zu untergraben. Und auch wenn es nicht stimmen sollte, bleibt es immer noch Verrat. Ihre Jugend ist da keine Entschuldigung. Stimmen Sie mir zu?«
    »Nein.« Tzonov schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Oh, es wäre Verrat, wenn ich es jemand anderem mitteilen würde ... insbesondere einer fremden Macht! Aber nicht, wenn ich dem Chef der Kommissia Gosudarstvennoy Bezopasnosti darüber Bericht erstatte . Informationen zu sammeln und über alles Bescheid zu wissen – darin besteht doch schließlich Ihre Aufgabe. Und dies ist doch bestimmt eine wichtige Information.«
    »Wollen Sie sich anmaßen, mir zu sagen, worin meine Aufgaben bestehen?« Andropows Tonfall blieb unverändert. »Wie dem auch sein mag, jedenfalls war es nicht Ihre Aufgabe, eine derartige Information zu beschaffen.«
    Tzonov zuckte die Achseln. »Ich habe mich nicht darum bemüht, nur die Augen offen gehalten.«
    »Und wie verlässlich sind Ihre ... Beobachtungen? Zuverlässig genug, um zu beweisen, dass der russische Staatschef Leonid Breschnew an der Schwelle des Todes steht und nur noch – mehr oder weniger – am Leben erhalten wird, bis jemand anders an seiner statt gewählt werden kann?«
    »Davon bin ich überzeugt, ja.«
    »Aufgrund Ihres ... Talents?«
    »Ja.«
    Andropow lehnte sich zurück, und sein Gesicht verschwamm wieder im dunstigen Licht. »Und dies ist der Nachweis, der mich davon überzeugen soll, dass Sie in der Lage sind, eine neu strukturierte ESP-Abteilung des sowjetischen Sicherheitsdienstes zu leiten, stimmt’s?«
    »Fast!«
    »Also zum Teil?«
    »Zum Teil, ja.«
    »Weshalb erzählten Sie mir von alldem nichts, als wir uns zum ersten Mal begegneten?«
    »Weil ich mir nicht anmaßen wollte, Ihnen etwas mitzuteilen, was Sie bereits wissen. Sie sind der Leiter des KGB. Natürlich wussten Sie es schon. Wahrscheinlich stecken Sie hinter dieser andauernden – und höchst notwendigen – List.«
    »Zweiundzwanzig Jahre alt«, sagte Andropow nachdenklich. »Aber Sie haben es faustdick hinter den Ohren. Vielleicht habe ich Arbeit für Sie. In welcher Funktion, kann ich jetzt noch nicht sagen. Eine wiederbelebte ESP-Abteilung? Nun, vielleicht, aber im Grunde

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