Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
Harry zeigte nicht das geringste Anzeichen des Wiedererkennens, nichts ließ darauf schließen, dass er sich auch nur im Entferntesten an sein Gegenüber erinnerte. »James«, fuhr Darcy fort. Dabei kam er sich genauso treulos vor wie ein Hund, der sein Herrchen anfällt. »Harry gehörte früher einmal zum E-Dezernat und hilft uns immer noch hin und wieder einmal aus.« Und zu Harry gewandt: »James ist ein Experte, der uns ebenfalls gelegentlich unter die Arme greift. Mit der jetzigen Situation hat er nichts zu tun; wir setzen ihn bloß zu Hause ab, das ist alles.«
    An dieser Stelle endete das Gespräch, was Darcy ja auch im Sinn gehabt hatte. Je weniger die beiden miteinander sprachen, desto besser. Als Trask zwanzig Minuten später an einer Kreuzung in Knightsbridge, einer gehobenen Wohngegend, anhielt und James Anderson, der es nicht mehr weit nach Hause hatte, absetzte, achtete keiner von ihnen auf den Wagen, der hinter ihnen hielt, und auch nicht auf die beiden Männer, die dort ebenfalls ausstiegen. Die Straßen waren voller Menschen auf dem Nachhauseweg.
    Anschließend fuhr Trask nach Westen, nach Greenham Common in der Nähe von Newbury, Berkshire, einem US-Luftwaffenstützpunkt, in dem die Cruise Missiles der NATO lagerten, die den Amerikanern gehörten ...
    Als sie endlich auf der Autobahn Richtung Westen waren, beugte Darcy sich vor und fragte Ben Trask: »Wie lange noch?«
    »Anderthalb Stunden«, erwiderte Trask, »vielleicht zwei. Es kommt auf den Verkehr an. Aber jetzt, wo die Rushhour vorüber ist, sieht es eigentlich ganz gut aus.«
    »Na, dann bleibt uns ja genug Zeit zum Reden«, wandte Darcy sich an Harry, der neben ihm im Fond des Wagens saß. »Und mit ein bisschen Glück haben sich diese Atomwaffengegner, die vor der Kaserne zelten, schon schlafen gelegt. Dann brauchen wir nicht Spießruten laufen. Kannst du uns da vorne hören, Ben?«
    Ben, der am Steuer saß, blickte in den Rückspiegel und hielt den Daumen hoch.
    »In Ordnung«, meinte Darcy, und zu Harry: »Wenn du also irgendwelche Fragen an mich hast ...?«
    »Jede Menge«, erwiderte Harry, ohne zu zögern. Vor seinem geistigen Auge loderte immer noch die Vision einer alles verzehrenden, weißen Glut. »Zum Beispiel: Woher stammt die Bombe?«
    Darcy nickte verstehend. »Ihre Bauart? Chinesisch. Genauso schmutzig wie die primitive Technologie, die sie hervorbrachte. Dafür jedoch allem, was wir im Westen von ihnen erwartet hätten, um Jahre voraus. Mit anderen Worten: Sie holen rasend schnell auf.«
    »Und wenn es eine Bombe gab ...«, sagte Harry fragend.
    »... könnte es auch noch weitere geben?« Darcy legte den Kopf schief. »Nein, jedenfalls nicht im Vereinten Königreich.« Mit einem Mal wirkte er angespannt. »Aber wir wissen, dass es zumindest noch eine weitere gab.«
    »Wo?«
    »Du wirst es nicht glauben ... in Russland, Moskau!«
    Harry blieb der Mund offen stehen. »Was? Woher weißt du das?«
    »Das ist noch schwerer zu glauben«, grinste Darcy, allerdings ohne jeden Humor. »Yuri Andropow teilte es uns mit. Du musst wissen, er ist jetzt der Starke Mann da drüben. Er war auch derjenige, der uns über die Bombe im Hyde Park informierte!«
    Verblüfft schüttelte der Necroscope den Kopf. »Da komme ich nicht mit! Gregor Borowitz gründete unter Breschnew das Gegenstück zu uns, und Borowitz war vom Scheitel bis zur Sohle gegen den KGB eingestellt. Außerdem war der russische Laden, ehe wir ihn zerstörten, genauso geheim und exotisch wie das E-Dezernat, und der KGB hasste ihn ebenso sehr wie Borowitz den KGB. Und Gott allein weiß, dass sie Grund genug haben, uns beziehungsweise euch ebenfalls zu hassen – und mich noch mehr! Und jetzt fällt es Andropow, dem einstigen KGB-Chef, ein, euch vor einem nuklearen Anschlag zu warnen? Vor einer Bombe, die die Chinesen in einem Londoner Park versteckten? Das ergibt keinen Sinn!«
    »Doch, den ergibt es sehr wohl«, widersprach Darcy. »Der Kalte Krieg war eine Sache, aber der Dritte Weltkrieg – das steht auf einem ganz anderen Blatt! Kannst du es denn nicht sehen? Gesetzt den Fall, diese Bomben gehen irgendwann in naher Zukunft hoch – sagen wir, zu einem Zeitpunkt, an dem die Ost-West-Beziehungen einen Tiefststand erreichen –, dann würde das völlige Chaos ausbrechen!«
    Stirnrunzelnd schüttelte Harry den Kopf. »Das geht nicht auf. Was denn, China? Als Agent provocateur? Die würden doch auf jeden Fall mit hineingezogen werden! Kann man Nuklearwaffen denn nicht eindeutig

Weitere Kostenlose Bücher