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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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einem Mal fragt er sich, wer er überhaupt war; gab es Dinge, die er nicht wissen durfte? Wem musste er die Treue halten? – doch rasch fing er sich wieder. Sie waren nicht hinter ihm her, sondern hinter Bonnie Jean, und sie war unschuldig. Mit dem, wovon Darcy redete, hatte sie eindeutig nichts zu tun, denn an jenem Tag war sie mit Harry zusammen gewesen. Es war der Tag, an dem sie die geplante Klettertour abgeblasen hatte. Er erinnerte sich noch gut daran ... oder etwa nicht? Natürlich.
    Sie hatten beim Alten John übernachtet und waren am nächsten Morgen in aller Frühe aufgebrochen, um in den Cairngorms klettern zu gehen. Im letzten Augenblick hatte B. J. die Tour abgeblasen. Vielleicht hatte sie geglaubt, er sei der Sache nicht gewachsen. Anschließend waren sie zurück nach Edinburgh gefahren. Das war alles.
    ... Gelbhäutige Männer in roten Gewändern!
    ... ein brennender Wagen!
    ... Und B. J. – mit einer Armbrust in der Hand!
    »Harry?«, brachte Darcy ihn wieder zu sich und bot ihm ein willkommenes Ziel für seine Frustration.
    »Ich weiß nichts von einer Schießerei!«, fuhr Harry ihn an. »Und was die Sache in der Werkstatt angeht ... nein, das war nicht ich!« (Jetzt war es draußen. Aber mehr würden sie nicht aus ihm rausbekommen. Er hatte nicht vor, B. J. zu verraten.)
    Darcy nickte. »Im Grunde hast du auch nie direkt gesagt, dass du dafür verantwortlich wärst. Das heißt also, du hast jemanden gedeckt.«
    »Ja, jemanden, der mir half«, murmelte Harry leise. »Jemanden, der mir das Leben rettete und diesen Irren, ›Skippy‹, davon abhielt, mir den Schädel mit einer Machete zu spalten – oder wäre es dir lieber, es hätte mich erwischt? Hör zu, du sagtest mir, ihr hättet mich gedeckt. Nun, ist es denn so schwer zu verstehen, dass es jemanden gibt, den ich nicht mit hineinziehen möchte? Es ist doch eine Frage der Loyalität. Und meine Loyalitäten galten stets den richtigen Leuten.«
    Darcy knetete seine Unterlippe und blickte zu Trask, was der dazu meinte. Trask sah Darcys fragenden Blick im Rückspiegel und zuckte ratlos, irritiert, die Achseln. Verdammt noch mal, er war sich nicht sicher!
    »Das heißt«, sagte Darcy, »wenn du nicht derjenige warst, der die Kerle in den roten Gewändern oben in Schottland umlegte, dann müssen wir also annehmen, dass es derjenige war, den du deckst, wer immer das sein mag.«
    »Auf gar keinen Fall!«, widersprach Harry im Brustton der Überzeugung. »Sie war die ganze Zeit über bei mir ...« Er verstummte, als ihm klar wurde, dass er in die Falle getappt war; doch das hatte Darcy keineswegs vorgehabt.
    »Das eben haben wir nicht gehört«, sagte Darcy rasch. »Es ändert sich also nichts. Höchstens dass wir jetzt doppelt in seiner beziehungsweise ihrer Schuld stehen. Zum einen, weil sie deinen Hintern gerettet, und zum andern, weil sie uns ein paar Saboteure vom Hals geschafft hat. Aber« – er konnte es sich nicht verkneifen – »das muss ja eine Wahnsinnsfrau sein!«
    In Harrys Kopf machte etwas klick – zufälligerweise nicht ganz korrekt, aber für den Necroscopen schien es genau ins Bild zu passen.
    Er hatte die rot gewandeten Priester nämlich tatsächlich gesehen , und zwar als er und B. J. in jener Teestube im Forest von Atholl Halt machten. Er hatte sie gesehen und erinnerte sich auch an sie; und da dies nichts mit dem zu tun hatte, was später passiert war, hatte B. J. nicht daran gedacht, auch seine Erinnerung daran zu löschen.
    Nun wurde Harry einiges klar. Vielleicht hatte B. J. ja einen Grund, die Tibeter zu fürchten. Wenn das der Fall war, war dies vielleicht die Ursache dafür, weshalb sie ihren Ausflug damals so plötzlich abgebrochen hatte. Und es würde auch erklären, weshalb sie ihn aufgefordert hatte, wenigstens für eine Weile aus seinem alten Haus auszuziehen. Falls die vier noch verbliebenen Mönche eine Bedrohung für sie darstellten, könnten sie Harry ebenfalls gefährlich werden. Aber in welcher Beziehung B. J. zu ihnen stand – oder was sie mit den Bolzen zu tun hatte, die einen von ihnen getötet hatten –, davon hatte Harry nicht den blassesten Schimmer.
    Oder vielleicht doch?
    Und was hatte es mit dem Tibeter aus seiner Vision auf sich? Jener grässlichen Heimsuchung bei ihm zu Hause, als sich aus seinem Telefon auf einmal dieses gelbhäutige Ding zwängte, das zu einem Haufen Schleim wurde, nachdem es ihn um Hilfe gebeten hatte? Offenbar gab es eine Verbindung, doch worin bestand sie?
    Vom Fahrersitz aus

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