Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
undankbarste Auftrag, den Bonnie Jean ihr jemals gegeben hatte, noch dazu bei diesem kalten, feuchten Wetter. Trostloser ging es nicht mehr. Ein Auge auf Harry haben? Ihm folgen? Ach, wirklich?
    Vor einer Woche um diese Zeit hatte er sich noch im Haus befunden. Das wusste sie mit absoluter Sicherheit. Und später dann nicht mehr – er war einfach verschwunden! Dabei hatte sie ihn nicht weggehen sehen. Seitdem hatte sie nichts mehr von ihm gehört und gesehen. Weder Rauch aus dem Schornstein noch gingen abends die Lichter an; und als sie schließlich die Geduld verlor und an der Tür klopfte, machte ihr niemand auf.
    Der Mann war wie ein Gespenst! Ein recht attraktives, geheimnisvolles Gespenst, aber dennoch unheimlich. Und von jemandem wie Zahanine war dies ein Kompliment. Aber in der dritten Februarwoche um Mitternacht, noch dazu in einer Nacht wie dieser ... wahrscheinlich konnte sie von Glück sagen, dass es nicht schneite! Nun ja, sie würde noch eine Stunde durchhalten und dann von hier verschwinden ...
    ... Aber um sieben Uhr morgens musste sie wieder zurück sein. Das war Bonnie Jeans Vorgabe, bis er wieder zurückkehrte. Denn Harry Keogh war ihr sehr wichtig; und nicht nur ihr: Er war für sie alle von großer Bedeutung, alles hing von ihm ab. B. J. hatte nichts unversucht gelassen, um ihnen das klarzumachen.
    »Er bedeutet alles«, hatte sie den Mädchen gesagt, ehe sie das Lokal verließen und untertauchten. »Ohne ihn gibt es für uns kein Morgen. Wenn er nicht wäre, könnten weder ich noch ihr weiterleben. Und das meine ich wörtlich: Sollte ihm irgendetwas zustoßen, ist alles aus und vorbei. Dann sind wir erledigt. Für ihn gibt es keinen Ersatz. Welchergestalt auch immer, Harry Keogh ist die Zukunft – meine, und eure auch.«
    Darum hatte sie ihm geraten, ebenfalls eine Zeit lang in der Versenkung zu verschwinden – wegen des ganzen Ärgers, der sich zusammenbraute. Hm, schön und gut, doch nun war er immer noch verschwunden! Eine ganze Woche war vergangen, und Zahanine hingen diese schier endlosen Sechs-Stunden-Schichten, die sie damit verbrachte, sein Haus zu beobachten, zum Hals raus. Doch dies war nicht der einzige Ort, den B. J. beobachten ließ. Zur gleichen Zeit hielt eines der anderen Mädchen in ihrem Lokal in der Stadt die Augen nach Harry auf.
    Zahanine hing ihren Gedanken nach und konzentrierte sich nicht mehr auf ihre Aufgabe. Vor lauter Langeweile wären ihr um ein Haar die Scheinwerfer entgangen, die über den nächtlichen, schwach erleuchteten Horizont streiften und das Mauerwerk der alten, über den Fluss führenden Brücke in ihr gelbes Licht tauchten. Die Brücke befand sich etwa einen Kilometer die Straße hinab. Bis Zahanine sich mit ihrem Ärmel ein Guckloch in die leicht beschlagene Windschutzscheibe gewischt hatte, sah sie bloß noch einen hellen Fleck am anderen Ufer, der rasch in der Nacht verschwand, sodass sie sich noch nicht einmal jetzt völlig sicher war, ob tatsächlich ein Fahrzeug die Brücke überquert hatte. Aber wenigstens hatte es sie wach gemacht.
    Zahanine stieg aus dem Wagen und richtete ihr Fernglas auf die finstere Silhouette des alten Hauses. War das nicht ein heller Schein über dem Dach – der auf einmal verschwand und den First samt Kamin noch dunkler vor dem samtenen Schimmer der Nacht hervortreten ließ? Mit einem Mal stieg ihre Stimmung wieder. Vielleicht war es doch nicht umsonst gewesen, dass sie hier ausharrte.
    Sekunden verstrichen, Minuten, schließlich ging im Erdgeschoss das Licht an. Und danach oben, im Schlafzimmer, ein weiteres. Harry war wieder zurück!
    Zahanine ließ den Wagen an und fuhr die anderthalb Kilometer bis Bonnyrig. Von einer öffentlichen Telefonzelle aus rief sie B. J. an und teilte ihr mit, was sie gesehen hatte. Dann machte sie ihr den Vorschlag: »Ich könnte ihm eine Nachricht in den Briefkasten werfen, damit er weiß, wo du bist?«
    »Nein, bloß nicht!«, ermahnte B. J. sie. »Weder Zettel noch Briefe! Nichts, was irgendjemandem verraten könnte, wo wir sind! Erst werde ich mit ihm reden. Ruf mich in fünf Minuten wieder an!«
    Fünf Minuten später tat Zahanine wie geheißen. Am anderen Ende der Leitung war B. J. außer sich vor Zorn. »Sein Telefon ist besetzt!«, sagte sie. »Entweder telefoniert er gerade – oder er hat immer noch Angst vor dem verdammten Ding! Aber wir haben keine Zeit, also frag nicht ...« Sie schwieg einen Augenblick nachdenklich.
    »Vielleicht will er ja einfach nicht gestört werden oder

Weitere Kostenlose Bücher