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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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alles erzählt hat, was er weiß!«
    Der Necroscope – der Necroscope wider Willen – blieb noch eine Woche in London. Es schien ihm die ideale Gelegenheit, über ein paar Dinge nachzudenken. Bonnie Jean hatte ihm gesagt, er solle eine Zeit lang aus dem Haus in Bonnyrig verschwinden, also war das in Ordnung. Allerdings hatte sie ihm ebenfalls gesagt, er solle nicht allzu weit in die Ferne schweifen. Aber was bedeuteten für ihn schon Entfernungen? Vorausgesetzt, niemand wusste davon, konnte er nach Belieben kommen und gehen ...
    Oder etwa nicht?
    Um nach London zu gelangen, hatte er den Zug genommen, weil Darcy Clarke gewusst hatte, dass er kommen würde; er hatte nicht zu rasch dort eintreffen wollen und zudem auf ganz normale Weise, obwohl Darcy ja über ihn und seine Fähigkeiten Bescheid wusste.
    Oh ja, er war immer noch dazu in der Lage, ganz gewiss ...
    ... Allerdings nur ungern.
    Harry wollte sich einfach nicht des Möbius-Kontinuums bedienen, nicht wenn er es vermeiden konnte, das war alles. Und was diese andere Sache betraf: Darüber wollte er noch nicht einmal nachdenken! Denn die Große Mehrheit wusste Bescheid; sie alle wussten, wer er war und wozu er in der Lage war. Und es machte gar keinen Unterschied, dass sie dies unmöglich irgendjemandem anvertrauen konnten, dass die Geheimnisse des Necroscopen bei ihnen absolut sicher aufgehoben waren, denn die Gefahr – was sie auch sein mochte – bestand schließlich darin, dass seine Talente vor ihnen eben nicht geheim waren.
    Also blieb er für eine Weile, sieben Tage, in London und versuchte, aus ein paar Dingen schlau zu werden.
    Nur zu gern ließ Darcy Clarke ihn in der Zentrale des E-Dezernats wohnen; allerdings war Darcy nicht ganz so glücklich darüber, dass James Anderson verschwunden war und die Lokalisierer des Dezernats ihn nirgends ausfindig machen konnten. Im Grunde war ihr Versagen gar nicht so merkwürdig: Der Hypnotiseur war kein Agent und gehörte eigentlich nicht zu den ESPern. Sie hatten sich seiner lediglich hin und wieder bedient. Darum kannten ihn die Angehörigen des E-Dezernats nicht und über seine Gewohnheiten wussten sie schon gar nichts. Er hatte bei den Lokalisierern so gut wie keine »Aura« hinterlassen, was bedeutete, dass sie nichts hatten, womit sie arbeiten konnten. Was Darcy die größte Sorge bereitete, war die Tatsache, dass er ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt verschwunden war. Wahrscheinlich war er auf der ganzen Welt der Einzige, der Harry wieder in die richtigen Bahnen zu lenken vermochte.
    Dennoch war es gut, Harry hier zu haben, auch wenn er sich nicht allzu oft in der Zentrale blicken ließ, und Darcy hegte sogar die Hoffnung, dass er irgendwann wieder dauerhaft zu ihnen gehören würde. Denn der Necroscope war nach wie vor die mächtigste Waffe für das Gute, die das E-Dezernat je besessen und eingesetzt hatte. Ebendarin bestand natürlich auch das Problem: Sie hatten ihn benutzt und dann abserviert – allerdings nicht, ohne vorher sicherzugehen, dass seine Fähigkeiten niemandem sonst etwas nützen konnten. Und ihm selbst anscheinend ebenfalls nicht ...
    So streifte der Necroscope also durch die Straßen Londons und brachte im Grunde eigentlich nur sehr wenig auf die Reihe. Er war sozusagen abgeschnitten von seiner privaten Welt seltsamer metaphysischer Fähigkeiten, und je mehr er von der realen Welt sah, desto weniger fühlte er sich als ein Teil von ihr. London, wo er sich noch nie besonders gut ausgekannt hatte, schien ihm nun völlig fremd. Er war ein Fremder hier, der sich ziellos durch eine ihm fremde Welt treiben ließ, aber er nahm an, dass er sich wohl fast überall so oder so ähnlich fühlen würde. Außer vielleicht in seinem Zuhause in Edinburgh oder in den Armen von B. J. Mirlu.
    Er ließ sich ziellos treiben, ganz recht, denn er hatte jeglichen Halt verloren.
    Darum rief er mindestens dreimal am Tag in B. J.’s Weinlokal an, nur um jedes Mal ihren Anrufbeantworter zu hören: »Tut mir leid, aber aufgrund äußerer Umstände, für die ich nichts kann, bleibt das Lokal auf unbestimmte Zeit geschlossen.« Bonnie Jeans Stimme mit dem aufgesetzten gerollten R, wie man es in Edinburgh sprach; aber sie klang so weit weg, und jedes Mal kam sie ihm gleichgültiger vor, so, als wolle auch sie ihm entgleiten. Dann wäre er wirklich am Ende, das wusste er. Dann würde seine Welt auseinanderbrechen. Das heißt, wenn er es so weit kommen ließ.
    Doch das hatte er nicht vor!
    Harrys letzte Nacht im

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