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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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E-Dezernat verlief sehr unruhig. Er schlief zwar, schöpfte daraus allerdings wenig Erholung. Er war in seinem alten Zimmer untergebracht (»Harrys Zimmer«, wie es mittlerweile genannt wurde), das direkt vom Hauptkorridor abzweigte; und gegen drei Uhr morgens kristallisierten sich seine nebelhaften und irgendwie verzweifelten Träume zu etwas, das mehr war als bloß ein Traum.
    Im Wachzustand hatte der Necroscope keinen Kontakt mehr mit den Toten; er hatte sie aus seinem Leben so gut wie ausgeschlossen. Wenn er jedoch schlief, war er ... weitaus empfänglicher.
    Und was nun R. L. Stevenson Jamieson betraf – nun, er war zum Äußersten entschlossen und hatte nicht vor, sich abweisen zu lassen.
    Harry? Necroscope? Mann, du bist vielleicht schwer zu erreichen! Was ist los mit dir, Harry? Ich meine, du weißt doch, dass ich dich nicht belästigen würde, wenn es nicht wirklich wichtig wäre?
    »R. L.? Bist du es?«, murmelte Harry, indem er sich in seinem Bett hin und her warf. »Mein Gott, kann man hier denn nicht in Ruhe schlafen?« Anfangs war er verärgert, was an seiner ganzen Haltung und dem offenkundigen Desinteresse abzulesen war. Doch in der Totenstimme des Schwarzen lag eine solche Dringlichkeit, dass der Necroscope trotz der Abschirmung, die er errichten wollte, bereit war, ihm zuzuhören.
    R. L. spürte dies und sagte: Necroscope, weißt du, wie lange ich jetzt schon mit meinen Obeah-Kräften auf dich aufpasse? Eins kann ich dir sagen: Mann, du hast vielleicht Feinde! Du hast Feinde in London, und oben in Schottland auch. Sie beobachten dich, Harry, schon lange, und warten nur auf den rechten Moment!
    »Gelbe Männer«, erwiderte Harry, denn im Schlaf verschwimmen die Grenzen zwischen den unterschiedlichen Seins- und Bewusstseinsebenen; außerdem wollten ihm die »gelben Männer« im Zusammenhang mit der Bombe nicht aus dem Kopf gehen.
    Erleichtert darüber, dass der Necroscope ihm seine Aufmerksamkeit schenkte, seufzte R. L. auf und entgegnete: Keine Ahnung, welche Hautfarbe oder Religion sie haben, ich weiß nur, dass sie da sind. Und rasch fuhr er fort: Und dass das, worauf sie die ganze Zeit gewartet haben, jetzt vielleicht eingetroffen ist.
    »Eingetroffen? Von was sprichst du eigentlich, R. L.? Vielleicht solltest du dich später noch mal melden!« Doch nun besaß er Harrys volle Aufmerksamkeit.
    Nicht von was, sondern von wem! Von ihm, Necroscope – von demjenigen, auf den sie gewartet haben. Und er ist so ziemlich der Schlimmste von ihnen! Nicht bloß einer, der zuguckt und die Augen offen hält, sondern einer, der ... auch was tut. Ein Boss. Und er ist hier, ganz nah, und kommt immer näher. Es ging alles ganz schnell, heute Nacht ist er einfach aus dem Nichts aufgetaucht. Ich kann ihn spüren wie den Nebel, der sich über einem Sumpf zusammenbraut; und er sucht nach dir.
    Harry spürte die fremdartige Kälte in R. L.’s Totenstimme und fragte: »Aus dem Nichts?« Daran klammerte er sich. »Kam er per Flugzeug?«
    Habe ich das gesagt? R. L. überlegte kurz. Wahrscheinlich! Na ja, jedenfalls ist er jetzt da, und die anderen scharen sich um ihn. Wie gesagt, sie haben bloß die Augen offen gehalten, kleine Fische, verstehst du? Aber er sagt ihnen, wo’s langgeht. Und was noch viel wichtiger ist ... er weiß, wo du bist, Necroscope!
    »Ich bin also überall in Gefahr«, erwiderte Harry. »Zu Hause in Edinburgh, und hier ebenfalls.« Doch welcher Art die Bedrohung tatsächlich war, blieb ihm weiterhin unbekannt, und R. L. wagte es nicht, ihn darüber aufzuklären.
    An allen drei Orten, sagte der Tote und überschritt damit sogar den Rahmen seiner Mission.
    »Was?« Harry war die besondere Betonung nicht entgangen? »Sagtest du an drei Orten? Wo denn noch?«
    Begraben, Harry! Tief begraben. Ganz ... ganz ... tief ...
    »Was ist?« Das Interesse des Necroscopen war nun eindeutig geweckt. Zugleich war er jedoch auch besorgt, denn er spürte, dass der Tote dabei war, ihm zu entgleiten, vielleicht gar absichtlich. »Was ist tief begraben, R. L.?«
    Mehr kann ich dir nicht sagen, Harry. Glaub’ mir, ich würde schon gern, aber du wirst es erfahren, wenn es so weit ist. Könnte aber auch sein, dass du als gebrochener Mann endest, wenn ... du ... es ... erfährst ...
    Damit war er verschwunden.

DRITTES KAPITEL
    OPFER
    Einige Stunden früher, über fünfhundertfünfzig Kilometer entfernt, in Schottland:
    Seit einer Woche beobachtete Zahanine nun schon Harry Keoghs Haus. Es war der wohl frustrierendste,

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