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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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unbedingt, höchstwahrscheinlich eher un tot! Und was das Sehen angeht: Ich bin davon überzeugt, dass Sie mich sehen werden, wie kein Mensch mich je gesehen hat. Sie werden sogar in der Lage sein, in mich hineinzublicken, sollte ich meinen Geist für Sie öffnen.«
    Das musst du mir erklären!
    Doch Harry hatte keine Zeit mehr für weitere Argumente oder Erklärungen, ganz gleich ob nun philosophisch oder sonst wie geartet. Er hätte ihm von dem Vampir Thibor Ferenczy erzählen können, der zwar bereits seit Jahrhunderten tot, aber dennoch in den Geist seines Schützlings, des Nekromanten Boris Dragosani, eingedrungen war, um dessen Gedanken und Handlungen über mehr als tausend Kilometer hinweg zu dirigieren, nachdem er diesen auf seine Art »hypnotisiert« hatte. Er hätte Thibors Vampir-»Vater« Faethor erwähnen können, der noch aus dem Grab heraus Leichen aus ihren Gräbern gelockt hatte, um seine Rache zu üben. Und wie Harry ja bereits erwähnt hatte, war er selbst der lebende Beweis für die vielfältigen Möglichkeiten, wie die Toten ihren Einfluss auf die Lebenden geltend machten. Doch ein Bild sagt mehr als tausend Worte, und der Geist des Necroscopen war voller Bilder, die noch weit mehr sagten.
    »Ich möchte Ihnen etwas zeigen«, meinte er darum nur. »Vielleicht wird das als Erklärung genügen.«
    Er konzentrierte sich und ließ, während Mesmer den Kontakt aufrechterhielt, in seinem Geist sich ständig wandelnde Möbiusgleichungen entstehen. »Dies sind die Ziffern, Symbole und Formeln, die das Universum beherrschen«, erläuterte er mit gedämpfter Stimme. »Und nun bleiben Sie bei mir ... kommen Sie mit!« Er spürte, wie Mesmers Präsenz näher rückte.
    Mit dir kommen? Mesmers Totenstimme war nurmehr ein Flüstern, er selbst völlig gebannt von dem sich stetig wandelnden Schauspiel.
    Noch ehe Mesmer sich zurückziehen konnte – falls er dies überhaupt gewollt hätte –, ließ Harry ein Tor entstehen und zog ihn mit sich über die Schwelle. Das Möbius-Kontinuum, führte der Necroscope die Unterhaltung in Gedanken weiter, denn in der Möbius-Raum-Zeit haben sogar Gedanken Gewicht. Von hier aus kann ich mich ... überallhin begeben – und Sie auch mitnehmen! (Mesmer spürte, dass dies der Wahrheit entsprach, dass dieser Ort eine riesige Kreuzung wischen den Universen war.) Aber wir werden nicht allzu weit weggehen, weil Sie nämlich hierhergehören, beziehungsweise wenn schon nicht »hierher«, dann doch an einen Ort, der parallel zu diesem gelegen ist.
    Und dieser – dieser Ort – ist ... reiner Raum? Die Ehrfurcht, die Mesmer empfand, übertrug sich auf Harry; er spürte sie geradezu, nicht minder als der gute Doktor selbst.
    Ja, erwiderte er, das Innen und Außen zugleich. Ein Tor nach überallhin, das alles umfasst, was gewesen ist, was jetzt ist oder sein wird.
    Was gewesen ist? Was sein wird? Zeit auch?
    Lassen Sie es mich Ihnen zeigen, sagte Harry. Er fand eine Tür in die Vergangenheit und zog Mesmer an deren Schwelle.
    Millionen von Meilen entfernt, so jedenfalls schien es – allerdings nicht räumlich, sondern zeitlich fern – nahmen sie wie eine gewaltige, vor langer, langer Zeit explodierte Galaxie ganz schwach den bläulichen Dunst menschlicher Schöpfung wahr, den Ursprung der Menschheit. Myriaden strahlend blauer Fäden entströmten diesem Sternenregen, es schienen immer mehr zu werden, die immer heller leuchteten und auf die Zeittür zurasten, die Lebenslinien von Menschen, die bereits existiert hatten oder immer noch existierten. Einer der Fäden überquerte die Schwelle und verband sich mit Harry, sodass es aussah, als würde er ihn mitsamt der Tür und Franz Anton Mesmer vor sich her in die Zukunft schubsen.
    Der Anblick war schwindelerregend. Die Tür in der Zeit war der sonderbare Zustand, den die Menschen das Jetzt nennen; und um diesen Status quo zu wahren, musste sie vor der Vergangenheit in die Zukunft fliehen ... wie alles andere in der Schöpfung auch. Nur dass sich hier, wo sich jenseits des Rahmens dieser überweltlichen Tür die Vergangenheit abzeichnete und der blaue Lebensfaden, seine Lebenslinie, Harry vor sich her zu stoßen schien, die Zeit sich, begleitet von einem vielstimmigen, lang gezogenen Ahhhhhhhh!, als würden alle Engel der himmlischen Heerschar zugleich aufseufzen, vor Harrys und Mesmers Augen erstreckte!
    Mesmer war sprachlos. Noch ehe er sein Staunen in Worte zu fassen vermochte, trat der Necroscope von der Tür zurück und fand ihr

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