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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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fügte er hinzu: Zeig’ mir ... zeige mir das noch mal!
    »Was denn?«
    Das Mädchen, diese Frau. Sie tauchte vor deinem geistigen Auge auf, ganz kurz nur, und dann war sie wieder verschwunden. Aber das Bild war so lebensecht, und sie sah genauso aus – genau wie jemand – eine Frau, die ich einst kannte. Ich werde sie niemals vergessen.
    »B. J.?« Mit einem Mal war der Necroscope völlig verwirrt. Instinktiv bestritt er es erst einmal: »Sie können B. J. unmöglich kennen!« Doch dann wurde ihm klar, dass Mesmer überhaupt nichts dergleichen behauptet hatte. Er hatte lediglich gesagt, sie sehe »genauso aus wie jemand, eine Frau, die er einst kannte«. Harry brach der Schweiß aus, denn tief in seinem Innern – an einem verborgenen Ort – erscholl eine Stimme, die ihn davor warnte, dass Mesmer sie womöglich tatsächlich gekannt hatte. Und wenn der gute Doktor etwas genauer hinsah, würde er feststellen, dass es sich tatsächlich um ein und dieselbe Frau handelte!
    Aber B. J. war unschuldig.
    Woran eigentlich? , hielt Harry sich selbst entgegen.
    An nichts, an allem!
    Unschuldig? Eine Unschuld vom Lande mit Killerinstinkt? In London sah ich, wie sie einen Mann tötete und versuchte, einen weiteren umzubringen!
    Es waren meine Gegner. Sie rettete mir das Leben damit. Sie ist mein ein und alles, mein Leben geworden, und ich bin ihr ... ihr Geliebter!
    Das volle Rund des Mondes und der Umriss eines Wolfsschädels davor!
    Der Geist des Necroscopen stand weit offen, ohne jede Abschirmung, und Mesmer bekam alles mit, was Harry durch den Kopf ging. Und obwohl Harry vollkommen verwirrt – vollkommen entsetzt? – war, ließ er seine Abschirmung unten. Denn deshalb war er ja hergekommen – damit Mesmer einen Blick in seinen Geist warf. Oder etwa nicht? Gab es darin womöglich etwas, was keiner sehen durfte? Etwas, was eigentlich gar nicht zu ihm gehörte?
    Harry packte der Schwindel, alles drehte sich um ihn in einer immer enger werdenden Spirale, aus der er nicht mehr zu entkommen vermochte. Doch durch das kaleidoskopische Chaos kollidierender Ideen und miteinander widerstreitenden Wissens hindurch war ihm eines eindeutig klar – nämlich die Tatsache, dass B. J. unschuldig war.
    Ach, wirklich? Und was war das für ein Ausdruck auf ihrem Gesicht, als sie den Abzug der Armbrust drückte? Und das Wesen in diesem Viehunterstand. Wamphyri! Wamphyri!
    In der Werkstatt war es dunkel, ich konnte ihr Gesicht doch gar nicht sehen! Und in dem Viehunterstand war es auch nicht gerade hell.
    Und was war damals? Im Tal des Spey, als die Mönche in den roten Gewändern – die Drakuls? – uns überfielen?
    Das war bloß ein Traum, einer von den Albträumen, die ich sowieso ständig habe.
    Wamphyri!
    Bloß ein verdammter Albtraum, wie all die anderen auch!
    (Seine Bewusstseinsebenen waren dabei, miteinander zu verschmelzen, und es ging immer schneller.)
    Radu! ... die Ferenczys! ... die Drakuls! –
    – Und B. J.?
    »Aber B. J. ist unschuldig«, brüllte er – und brach zusammen, sank einfach von der Grabplatte, auf der er saß, zur Seite in den schmutzigen Kies am unkrautüberwucherten Fußende des Grabes.
    Doch Mesmer war bei ihm, verbunden mit dem Geist des Necroscopen, und wurde Zeuge seiner Qualen. Und da dem guten Doktor klar war, dass gewissermaßen er für Harrys Anfall verantwortlich war, dass er ihn irgendwie ausgelöst hatte, verfiel er instinktiv in hektische »Betriebsamkeit«. Er übernahm die Sache; inmitten des Durcheinanders von Harrys kollidierenden Bewusstseinsebenen wuchs seine hypnotische Präsenz ins Ungeheure, seine Kräfte flossen ihm wieder zu, als seien sie niemals weg gewesen.
    SCHLAFE EIN!, bat, befahl Mesmer. GANZ RUHIG, HARRY! DU SCHLÄFST TIEF UND FEST, NECROSCOPE! DU HÖRST NUR MEINE STIMME, SONST NICHTS. UND DU GEHORCHST IHR. MEINE STIMME IST EINE SICHERE ZUFLUCHT. MEINE STIMME BEDEUTET FRIEDEN UND WAHRHEIT. DU GEHORCHST MIR, HARRY, UND SCHLÄFST JETZT. UND WENN DU AUFWACHST, GEHT ES DIR WIEDER GUT ...
    Wie eine gewaltige Woge schwappte ein beruhigendes Dunkel über den gequälten Geist des Necroscopen. Er seufzte, und seine Glieder hörten auf zu zucken, sein Herz pochte nicht mehr so heftig, und als er blinzelte, wich der wilde Ausdruck aus seinem Blick. Schließlich schloss er die Augen und sein Kopf sank zurück auf den kalten Kies.
    Das Geräusch eiliger Schritte, und dann besorgte Stimmen, die sich überrascht erkundigten, was hier los sei. Eine geraume Zeit lang waren dies die letzten

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