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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Umfassungsmauer mit einem freudlosen Grinsen. Lächerlich! Die Wamphyri (Francesco und offensichtlich auch er selbst eingeschlossen) hatten nie irgendwelche Tugenden besessen, es sei denn, man betrachtete ihre Zählebigkeit als tugendhaft! Alles, was sie hatten, waren ihre Eigenliebe und ein gewisser Sinn für den ewigen Fortbestand ihrer Art; und nun, in Antonios Fall, dieses neue, gefährliche Bewusstsein, dass in Wirklichkeit alles ein Ende hatte.
    Oh, er hatte noch viele Jahre vor sich, Jahrhunderte wahrscheinlich, aber seine Tage waren gezählt und auch nicht mehr ohne ... gewisse Einschränkungen. (Er dachte an das Gefängnis seines Vaters, und ihn überlief ein Schauder.) Hinzu kam die bittere Erkenntnis, dass sein Bruder Francesco, wenn es ihn schon längst nicht mehr gab – wenn er »aus dem Weg geräumt war«, falls er Glück hatte – weiterleben würde. Das heißt, sofern dieser den Hunde-Lord in der Stunde von dessen Auferstehung überwand und anschließend ungehindert in die Manse Madonie und zu seiner Machtstellung zurückkehrte.
    Angelo war der Ansicht, dass Francesco seinem Untergang entgegenging. Warum nicht ein bisschen nachhelfen? Wer vorgewarnt war, war auch gewappnet, das stimmte schon. Doch in diesem Fall wäre keine Warnung auszusprechen gleichbedeutend mit Verrat. Abermals lächelte Antonio finster, freudlos. Das ist es!, sagte er sich. Also bin ich doch ein echter Wamphyri!
    Er setzte sich wieder und nahm den Hörer auf. »Bist du noch da, Bruder?«
    »Wo soll ich denn sonst sein?«, erscholl Francescos ungeduldiges Knurren. »Was hast du so lange getrieben?«
    »Ich bin auf meinem Balkon und wollte nur die Tür schließen«, log Antonio. »Wir möchten doch, dass unsere Unterhaltung privat bleibt. Man muss ja nicht damit hausieren gehen, dass Vincent, äh, außer Gefecht ist! Das würde unseren Leuten nur unnötige Sorge bereiten. Mir ist sehr wohl klar, dass ich hier allein bin. Getrennt sind wir eben doch nicht so stark wie zusammen, Bruder.«
    »Das mag für dich gelten«, erwiderte Francesco höhnisch. »Fühlst du dich etwa einsam? Schlägt dir die Stätte aufs Gemüt? Oder kann es sein, dass du dich nach anderer Gesellschaft sehnst als nach der dieses Schweinehundes, den wir unseren ...«
    »Francesco!«, knurrte Antonio warnend ... und sah zu, wie die Finger seiner freien Hand, die den Stiel eines Weinglases umfasst hielten, immer länger wurden, wie runzlige, knochenlose Würmer! Gegen seinen Willen schlangen sie sich um das Glas und zerquetschten es, schlängelten sich in ihrem – seinem – Blut, bis sie über die Tischkante ins Leere und zu Boden glitten, wo sie sich kriechend weiterbewegten!
    »Ah! Ahhh!«, schrie er auf, und die Augen wollten ihm aus den dunklen, umschatteten Höhlen treten.
    »Toni?«, quäkte es aus dem Telefon. Antonio hatte es auf den Tisch fallen lassen. Er sprang auf, packte seine wild gewordene Hand, biss die Zähne zusammen und befahl seinem eigensinnigen Fleisch zu gehorchen. Sein ganzer linker Arm fühlte sich an wie Wackelpudding, wand und wölbte sich am Ellenbogen und versuchte, am Gelenk einen weiteren Arm – oder vielmehr irgendetwas – auszubilden. Doch zum Glück gewann Antonios Wille nach und nach die Oberhand. Sein Arm wurde allmählich wieder fest und der ungezügelte metamorphe Prozess rückgängig gemacht.
    Langsam, ganz langsam – widerstrebend, war Antonios Eindruck – schrumpften seine pulsierenden, blutigen Tentakel, zogen sich zurück und bildeten wieder eine Hand aus ...
    »Toni?«, kam es aus der Muschel.
    Bebend nahm er den Hörer auf. »Sonst sind wir doch immer so vorsichtig, wenn wir am Telefon über Geschäfte reden. Ich dachte, du könntest etwas Falsches sagen. Deshalb habe ich mich wohl ein bisschen aufgeregt.« (Das war noch gelinde ausgedrückt.) »Ich ... ich habe ein Glas zerbrochen und mich dabei, äh, geschnitten.«
    Abermals schwang in Antonios Stimme etwas mit, was sein Bruder nie zuvor an ihm wahrgenommen hatte. Oder vielleicht doch? Oh, ja! Francesco konnte Antonios Gesicht regelrecht vor sich sehen – diesen morbiden Ausdruck. Und der ehrfürchtige Ton in seiner Stimme – er hatte jedes Mal geradezu einen Kloß im Hals, wenn sie nach Bagheria kamen und die Villa Palagonia mit ihrer wahnwitzigen Aneinanderreihung in Stein gehauener Monstrositäten aufsuchten. Vielleicht war Antonio wieder einmal dort gewesen, um andächtig vor diesen abscheulichen Statuen zu stehen. In gewisser Weise kam Francesco der

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