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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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als sie, löste sie ihre Armbrust vom Gürtel, klappte die Arme auf, spannte sie und legte einen Bolzen in die Nut. Nun, da Sandra tot war, blieb ihr die Armbrust als einzige Waffe gegen die aufgestaute Gier und das Grauen von sechs Jahrhunderten.
    Und ihr einziger Vorteil, wenn es denn einer war, bestand darin, dass sie sich jetzt nur noch um sich selbst sorgen musste ...

DRITTES KAPITEL
    IN RADUS ZUFLUCHT.
    HARRY UND DER HUNDE-LORD.
    Das war unsere größte Angst, sagte Sir Keenan zu Harry, kaum dass der Necroscope im Haus des Alten John wieder aus dem Möbius-Kontinuum auftauchte, dass das Verschmelzen deiner Bewusstseinsebenen einen kompletten und irreparablen Zusammenbruch zur Folge haben könnte. Gott sei Dank lagen wir damit falsch!
    Doch was Gott betraf, war Harry sich noch nie allzu sicher gewesen, darum erwiderte er: »Ich ziehe es vor, Nostradamus zu danken, und vielleicht noch Mesmer. Ich habe keine Ahnung, was Mesmer mit mir angestellt hat, aber ich glaube, er hat den Weg bereitet. Nostradamus versuchte es auf gut Glück – und ich weiß auch nicht, was ich von dem meisten, was er mir erzählte, halten soll –, aber indem er mich dazu brachte, von selbst hinter ein paar Dinge zu kommen, sorgte er für meine Heilung. So, wie ich die Sache sehe, fürchten wir uns gern vor dem Unbekannten. Aber sobald man erst einmal anfängt zu begreifen, womit man es zu tun hat, wird vieles leichter.«
    Das in etwa sagte auch deine Mutter, warf Sir Keenan ein.
    »Hätte ich alles auf einmal erfahren«, nickte Harry, »hätte es mich wahrscheinlich umgehauen. Dessen bin ich mir ziemlich sicher. Aber Stück für Stück konnte ich es verkraften. Und nicht nur das, ich bin halb wahnsinnig – vor Wut, meine ich!«
    Ebendies habe ich den anderen gesagt, entgegnete Sir Keenan besorgt. Aber du bist doch nicht so durch den Wind, dass du irgendwelche Risiken eingehen wirst?
    »Ich werde tun, was ich tun muss«, erwiderte Harry. »Und nun muss ich mich nützlich machen. Entschuldigen Sie bitte ...«
    Er fand das Koppel, das B. J. mitsamt den Sprengsätzen unter einen Strauch neben dem Haus geworfen hatte, und schnallte es wieder um.
    Anschließend suchte er nach dem Feuerzeug, das der Knecht der Ferenczys fallen gelassen hatte, als er auf ihn schoss. Danach blieb nur noch eines zu tun. Nur noch ein einziger Ort, an den er sich begeben musste, und er glaubte, genau zu wissen, wo das war. Denn als B. J. ihm von den Wamphyri erzählte, hatte sie damit auch gewisse Erinnerungen in ihm geweckt.
    Zum Beispiel an einen Traum, den er einst gehabt hatte, vielleicht war es auch eine Vorahnung oder einer von Alec Kyles flüchtigen Blicken in die Zukunft gewesen; der Necroscope vermochte es nicht zu sagen, denn es war schon so lange her, dass er Alec Kyles Körper als fremd empfunden hatte. Was auch immer, er hatte schon einmal in Radus Stätte am Sarkophag des Hunde-Lords gestanden. Und nun brauchte er sich bloß diese spezielle Szene in Erinnerung zu rufen, und die Koordinaten standen ihm deutlich vor Augen, unverrückbar in seinem erneuerten, regenerierten, aufgefrischten Gedächtnis.
    Zu Radus Bau hochsteigen? Er hegte nicht den geringsten Zweifel daran, dass er es schaffen würde; doch das war etwas für Leute, die keinen anderen Weg kannten. Anders als Harry. Er würde sich schlicht und einfach dorthin begeben.
    Er holte tief Luft und machte sich bereit, ebendies zu tun ...
    Francesco Francezci, Guy Tanziano und Luigi Manoza fanden das Seil des Alten John, das noch immer dort, wo er es hängen gelassen hatte, in den Schacht baumelte, und kletterten hinab in die Finsternis. Da sie Vampire waren, bereitete ihnen der Abstieg keine größeren Schwierigkeiten; der Mangel an Tageslicht stellte so gut wie kein Problem dar. Anfangs erhellten ihnen der Schein des vollen Mondes und der kalte Glanz der rätselhaften Sterne den Weg, und als sie unten im Labyrinth anlangten, gewöhnten ihre Augen sich rasch an die Finsternis. Die Augen des Francezcis flammten in einem blutigen Rot, die der anderen leuchteten im schwefligen Gelb der Vampirknechte.
    Vorsichtig, lautlos zunächst, schritten sie vorwärts. Radus Stätte war ganz und gar nicht das, was sie erwartet hatten. Sie wirkte primitiv, unbewohnbar, verlassen – zumindest dem Anschein nach. Die zahllosen Geschosse waren leer und jeder Laut hallte von den Wänden wider; je tiefer sie vordrangen, desto beständiger und lebensfreundlicher wurde die Temperatur, ein typisches Kennzeichen von

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