Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
blöd vorgekommen. Aber er kam sich nun einmal blöd vor, und zwar aus gutem Grund. Ein Buch, das, verdammt noch mal, achtundzwanzig Jahre alt und mit einer Fotografie ausgeschmückt war, die aussah, als sei sie gestern aufgenommen worden? Aber wirklich zu denken gab ihm der Preis, der auf dem Buch stand, der Preis auf dem ausgetauschten Schutzumschlag, so er denn ausgetauscht worden war. Sieben Shilling und sechs Pence – dafür bekam man heutzutage nicht mal mehr ein Taschenbuch ...

DRITTES KAPITEL
    EINE TODERNSTE UNTERHALTUNG.
    BONNIE JEAN IM ZWIESPALT.
    Draußen am Ufer war es dunkel, kühl und ungastlich, und unter Wasser ebenfalls. Es herrschte die naturgegebene Kälte einer Winternacht, und das Gras war von Raureif überzogen. Hätte im Landesinnern nicht vor Kurzem die Schneeschmelze eingesetzt, sodass die Strömung stärker war als sonst, wäre der Fluss wahrscheinlich von einer trügerischen Eisschicht bedeckt gewesen. Und trügerisch war zweifellos die Strömung an jener Stelle. Etwas abseits jedoch, wo sie nicht so stark war und die Wellen nur träge ans Ufer schlugen, hatte das Eis größere Chancen.
    Dort, unter dem überhängenden Ufer, im tiefen Schlamm des tangüberwucherten Grundes, herrschte rings um ein nasses und doch sehr wichtiges Grab, das kein Grabstein zierte, eine unnatürliche Kälte – die Kälte des Todes. Darin lag, lange vor ihrer Zeit aus dem Leben gerissen, Mary, die Mutter des Necroscopen, Harry Keoghs, nur noch ein Haufen Knochen inmitten von Schlamm und Seegras, vergessen von allen, bis auf Harry. Nichts war mehr von ihr übrig, was irgendjemanden an sie zu erinnern vermochte, zumindest nicht die Lebenden; beinahe so, als hätte es sie niemals gegeben.
    Denn die Lebenden können ja nicht wissen, dass der Tod ganz anders ist ... und möchten es auch gar nicht erfahren. Würde es ihnen jemand sagen, würden sie Beweise verlangen, und selbst dann könnten sie nicht glauben, dass der Tod eben nicht, wie die meisten im tiefsten Innern glauben, das absolute Ende bedeutet, jedenfalls nicht ganz. Das Fleisch stirbt, doch nicht der Geist, die große Mehrheit lebt weiter , wenn auch auf andere Art und Weise. Großartige Denker denken weiterhin große Gedanken und teilen diese mit ihren zahllosen toten Gefährten. Große Architekten entwerfen weiterhin fantastische Städte, die niemals außerhalb ihres Geistes existieren werden, denn ihre Stimmen sind auf ewig verstummt, und nur der Necroscope, Harry Keogh, kann sie hören. Große Mathematiker und Astronomen beschäftigen sich weiterhin mit den Rätseln eines Universums, dessen Natur sie niemandem mehr enthüllen werden, allenfalls denjenigen, die ebenfalls tot und begraben sind. Und noch einem, vielleicht auch zwei anderen ...
    Das Wasser in jener Flusskrümmung schien vergleichsweise ruhig, nur ein seufzender Wind kräuselte die düstere, sanft wogende Oberfläche, in der sich unzählige Sterne spiegelten. Ansonsten war die Nacht vollkommen still, und im Äther deutete nicht das geringste Anzeichen auf Leben hin ... Unten hingegen, wo die Toten sich miteinander unterhielten, herrschte heller Aufruhr.
    Ungefähr siebzig Meter flussaufwärts blickte, hinter einer hohen Mauer und einem langen, verwilderten Garten ein Stück vom Ufer entfernt, zwischen zwei leer stehenden, heruntergekommenen Anwesen, ein altes Haus düster auf das sich kräuselnde Band des Flusses hinab. Aus zwei eng beieinanderliegenden, wie müde, verschlafene Augen wirkenden Fenstern im ersten Stock drang gedämpftes Licht – Harry Keoghs Schlafzimmer, wo der Necroscope eingeschlafen war, ohne das Licht zu löschen, und nun träumend im Bett lag.
    Doch diesmal zeigte ihm sein Traum keine Bilder. Stattdessen hörte er etwas, leise, geheimnisvolle Stimmen aus seinem Kopfkissen, ein verhaltenes Flüstern nur, damit er es nicht mitbekam – oder, falls doch, wusste, dass er bloß träumte ...
    Mary, können wir es uns wirklich leisten, dieses Risiko einzugehen? Sollen wir es tatsächlich riskieren, deinem Vorschlag zu folgen? Du weißt, welchen Kummer es uns bereitet, nur dazuliegen und nichts zu tun, und dies schon seit Jahren! Aber es geht um Harry, Mary. Um Harry! Dein Sohn hat so viel für uns getan. Warum lässt du uns nicht wenigstens den Versuch unternehmen, jetzt etwas für ihn zu tun? , sagte Sir Keenan Gormleys Totenstimme. Harry hätte sie überall wiedererkannt.
    Es war in der Tat lange her, mindestens drei Jahre, dass er in London gewesen war und mit Sir Keenan

Weitere Kostenlose Bücher