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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Einer stand an der Bar und redete mit der zweiten Bedienung, der andere saß mit gesenktem Kopf an einem der Tische und hielt sein Glas fest.
    Jetzt konnte der Inspektor seine Aufmerksamkeit voll und ganz auf B. J. richten. Nun, wo er ihr von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand, irritierte ihr Akzent ihn nicht weniger als am Telefon. Er klang altmodisch und doch zugleich auch modern – »Bühnenschottisch«. Wenn sie redete, klang es irgendwie unecht – eine Art »Designer«-Dialekt. Möglich, dass sie aus der Oberschicht stammte und versuchte, wie jemand aus der Unter- oder Mittelschicht zu klingen, was eigentlich eher zu ihrer Position passte. Denn im Grunde war sie ja nichts anderes als eine Bardame! Ianson sagte sich, dass dies keineswegs nur seine eigene snobistische Haltung war, sondern lediglich eine Beobachtung, die den Tatsachen entsprach. Und vielleicht war dies auch die Lösung des Rätsels: Sie wollte nicht, dass ihre Gäste sie für überkandidelt hielten!
    Und was nun das Mädchen – beziehungsweise die Frau – selbst betraf: Nun, ihr Alter war schwer zu schätzen, daher auch Iansons Unentschlossenheit. Doch worin, musste er sich nun fragen, bestand der Unterschied zwischen einem Mädchen und einer Frau eigentlich? Hatte das Alter etwas damit zu tun oder war es nicht vielmehr eine Frage der Erfahrung? Was seine eigenen Erfahrungen anging: Ianson war nie ein Frauentyp gewesen. Und da er nie geheiratet hatte, musste er sich eingestehen, dass er im Grunde nicht viel Ahnung davon hatte.
    B. J. war unbestreitbar attraktiv. Sie war hochgewachsen und gut gebaut, ihre Figur wohlgerundet und ihre Haltung ebenso selbstsicher wie die eines Models. Sie hatte interessante, haselnussbraune Augen, die fast wie bei einer Asiatin ganz leicht schräg standen und in deren Innerem gelbe Flecken tanzten, sodass sie im gedämpften Licht des Lokals golden schimmerten. Man könnte sogar sagen, diese Augen wirkten irgendwie tierhaft. Ihre Ohren waren groß und liefen spitz zu, fielen jedoch nicht weiter auf, weil sie flach am Kopf anlagen und ihr ein beinahe elfenhaftes Aussehen verliehen. Aber anscheinend waren sie für B. J. ein wunder Punkt, denn sie verbarg sie nahezu völlig unter ihrer glänzenden Lockenpracht, deren Farbe merkwürdig schwer zu bestimmen war. Ihre Stupsnase war leicht abgeflacht, und ihr Mund war zwar viel zu breit, aber dabei doch hinreißend geschwungen, und so weiße, gut gepflegte Zähne hatte der Inspektor noch nie gesehen.
    Derart prägte er sich, während sie ihn nach oben führte und ihm in ihrem über dem Lokal gelegenen Wohnzimmer einen Sessel anbot, ihr Äußeres ein, wie jahrelange Erfahrung es ihn gelehrt hatte. Sie bot ihm etwas zu trinken an, was er höflich ablehnte, und nachdem auch sie sich gesetzt hatte, kam er sofort zur Sache.
    »Kannten Sie den Mann, der Margaret McDowell überfiel? Er hieß John Moffat und wohnte zur Miete am anderen Ende der Stadt.« Er zeigte ihr ein Foto, das sie in Moffats Wohnung gefunden hatten.
    »Ich habe ihn schon mal gesehen, ja«, erwiderte sie, indem sie auf das Bild starrte. »Aber ob ich ihn kannte?« Sie sah Ianson eindringlich an. »Nicht im Geringsten. Hin und wieder kommt es mal vor, dass eins der Mädchen einen Gast näher kennenlernt, aber ich vermeide das, so gut es geht.«
    »Ihre Mädchen – ich meine: Ihre Mitarbeiterinnen – gehen romantische Beziehungen mit den Gästen ein?«
    »Aber keineswegs«, entgegnete sie entrüstet. »Mit der Zeit kennen sie eben die Stammgäste, das ist alles, so wie Sie Ihre Gauner kennen.«
    »Verstehe! Er kam also öfter her. Ein ziemlich häufiger Gast, oder?«
    »Wie gesagt, ich erkenne ihn wieder. Er war ein-, vielleicht zweimal die Woche hier. Aber dazu muss gesagt werden, dass er ein Auge auf Margaret geworfen hatte.«
    »Sie hat ihm doch keine Hoffnungen gemacht?«
    B. J. seufzte – geduldig, hatte Ianson den Eindruck. »Meine Mädchen sind nicht so, Inspektor. Ich bezahle sie, damit sie arbeiten, und nicht fürs Flirten. Und falls Sie sich womöglich fragen sollten, ob dies hier ein Bordell ist, dann kann ich Ihnen jetzt ein für alle Mal sagen: Nein! Ich führe ein Weinlokal, nicht mehr und nicht weniger!«
    »Etwas anderes habe ich auch nie gedacht!« Ianson konnte es sich leisten, ihr gegenüber ehrlich zu sein, denn er hatte sich in der Tat noch gar keine Meinung darüber gebildet. Doch wie üblich klopfte er einfach einmal auf den Busch und fragte: »Haben Sie einen Hund?« Dabei ließ er

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