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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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er konnte noch nicht einmal sagen, ob der andere ihn erkannt hatte. Wahrscheinlich nicht. Ianson jedenfalls hatte McGowan nur erkannt, weil er wusste, dass es McGowan war. Aber dieser Ausdruck im Gesicht des kleinen Mannes: Seine wässrigen Augen waren von einem tierhaften Gelb und voller Misstrauen. Und wie aggressiv und bösartig er den Kiefer nach vorn geschoben hatte ...
    Nachdem der Wagen verschwunden war, blieb der Inspektor noch ganze drei Minuten sitzen, ehe er sich schüttelte und den Motor anließ. Über die alte Brücke fuhr er ans andere Flussufer. Dort stellte er den Wagen ab und ging, so leise er konnte, die von Schlaglöchern übersäte Zufahrtsstraße entlang auf den silbergrauen Wagen vor dem mittleren Haus zu. Es war das einzige Auto weit und breit, dasjenige, dem McGowan gefolgt war. Ianson prägte sich das Nummernschild ein und merkte sich die Adresse, kehrte dann zu seinem Wagen zurück und fuhr nach Hause ...
    Eine halbe Stunde zuvor:
    »Entschuldige, dass es so spät geworden ist«, erklärte eine atemlose B. J. Harry in dessen Schlafzimmer. »Aber ich musste erst noch die Kasse machen und dann mit den Mädchen reden und abschließen. Ich bin hierhergekommen, so schnell ich konnte.«
    Harry war mittlerweile hellwach, hatte aber immer noch Ringe unter den Augen. Die letzte Woche war hart gewesen, eigentlich die ganzen letzten drei Monate, obwohl er nicht zu sagen vermochte, weshalb. Immer nur diese Ahnung, dass sich irgendetwas zusammenbraute, ein unbestimmtes Gefühl, das an seinen Nerven zerrte. Und als er B. J. ansah, wurde ihm klar, dass es – was auch immer – für sie ebenfalls nicht leicht gewesen war.
    Sie sollte ehrlich zu mir sein, dachte er und fragte sich abermals, weshalb er auf so einen Gedanken kam.
    B. J. war keine Telepathin. Zwar trug sie, wie die meisten Wamphyri in mehr oder weniger hohem Maß, den Keim des Talents in sich, doch hatte sie es darin noch keineswegs zur Kunstfertigkeit gebracht. Aber vielleicht bekam sie dennoch etwas von dem mit, was in seinem Kopf vorging.
    »Harry, es tut mir leid ...«, begann sie und biss sich auf die Zunge. »... Ich meine, tut mir leid, dass du dich so fertig fühlst.«
    »Natürlich«, entgegnete er, allerdings nicht sehr überzeugt. »Warst du letztes Wochenende weg?«, wechselte er das Thema. »Bist du in den Norden gefahren?«
    »Äh, nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich hatte zu tun und ...«
    »... das Wetter?«, suchte er nach einer Ausrede für sie. »Dazu noch so kurz nach Neujahr? Wir haben eigentlich gar nicht richtig Weihnachten gefeiert, B. J.!«
    Weihnachten? Damit hatte B. J. nun wirklich nicht viel am Hut. »Äh, nein«, erwiderte sie, »das haben wir nicht. Und das tut mir auch leid. Aber du weißt doch, was in meinem Lokal in dieser ... albernen Zeit ... los ist ...« Sie verstummte. »Das geht jetzt seit einer Woche so«, sagte Harry. »Und letzte Woche war es nicht anders, und in der Woche davor auch nicht. Eigentlich geht es schon seit Monaten so. Und wenn wir zusammen sind, siehst du dich ständig um und weichst meinem Blick aus. Hast du es dir etwa ... anders überlegt?«
    Die ganze Zeit über hatte sie nur dagestanden und ihn angesehen. Nun tat ihr Herz einen gewaltigen Sprung. Sie flog ihm in die Arme. »Es mir anders überlegt? Aber nicht doch, Harry! Nein, wie kommst du denn darauf?«
    »Dann sag’ es!«, flüsterte er in ihr Haar, während er sie fest umschlungen hielt.
    »Was denn?« Sie vermochte keinen klaren Gedanken zu fassen – nicht jetzt, wo er sie wieder in den Armen hielt.
    »Sag’, dass ich dein Geliebter bin, und bring’ alles in Ordnung!« Bring’ alles in Ordnung, auch wenn rein gar nichts in Ordnung ist.
    Nun, wenn sie in seiner Gegenwart telefonieren wollte, musste sie ihn wohl oder übel aktivieren. Andernfalls würde er einiges von dem, was sie dem Alten John sagte, mitbekommen, und das würde er ganz und gar nicht verstehen.
    »Harry, mein Geliebter«, sagte sie – und merkte prompt, wie er ins Wanken geriet und sein Oberkörper leicht hin und her schwankte ...
    ... als der Vollmond in seiner ganzen Pracht erstrahlte und der gewaltige Wolf den Kopf in den Nacken legte und losheulte, um ihm mit seinem auf- und abschwellenden Gesang aus vollem Hals seinen Tribut zu zollen.
    B. J. spürte, wie Harry sich in ihren Armen versteifte und ließ ihn los. »Schon gut«, sagte sie, ohne ihren hypnotischen Blick von ihm zu wenden. »Aber ich muss den Alten John anrufen.«
    Harry nickte. »Um

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