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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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befanden sich demnach noch hier, wahrscheinlich nicht allzu weit entfernt. Nun, jetzt hatten sie keine Chance mehr, unbemerkt in B. J.’s Nähe zu gelangen, zumindest nicht in ihren roten Gewändern. Jedenfalls würden B. J. und ihre Mädchen Asiaten, ganz gleich wie diese aussehen mochten, meiden, darauf konnte man Gift nehmen! Oder aber sich, falls nötig, heftig zur Wehr setzen!
    All dies war Grund genug, den Alten John zu bitten, noch einmal einzuspringen und ihren vierteljährlichen Besuch in Radus Höhle und damit das Zusammentreffen mit Harry – was dessen Schicksal zweifelsohne besiegeln würde – erneut aufzuschieben. Gut, sie hatte also ihre Gründe – doch keiner davon war stichhaltig. Der Hunde-Lord würde ihr zweifellos sagen, dass sie, da sie die Schwierigkeiten kannte, die es zu überwinden galt, einfach umfassendere Vorsichtsmaßnahmen treffen musste, das war alles. Schlimmer noch, aller Wahrscheinlichkeit nach würde er sich auch fragen, weshalb sie so sehr zögerte.
    Doch dann, eine Woche vor dem festgesetzten Zeitpunkt, erhielt sie erneut eine Gnadenfrist, als das Schicksal ihr gleich zwei weit akzeptablere Ausreden lieferte: die Tatsache nämlich, dass eins ihrer Mädchen, Margaret Macdowell, überfallen worden war – eine Angelegenheit, um die B. J. sich persönlich kümmern musste –, und schlechtes Wetter, das jeden Ausflug in die Cairngorms noch gefährlicher machte. Obschon sie mit Harry geübt hatte (dies hatte sie vor zu beteuern), war er noch keineswegs ein Kletterexperte; jedenfalls wollte sie ihn ganz gewiss nicht auf dem Weg zu Radus Höhle an irgendeiner vereisten Steilwand verlieren! Besser, sie verschoben sein erstes Zusammentreffen mit Radu um weitere drei Monate, bis das Wetter wieder aufging und ihm der Anstieg wesentlich leichter fiel.
    Mit einem Mal hatte sie also endlich ausreichende Gründe parat. Daraufhin rief sie den alten John in Inverdruie an und teilte ihm ihren Entschluss mit. Und da B. J. sich die Zeit nahm, jede einzelne ihrer Ausreden aufzuzählen, damit sie sich dem Alten ins Gedächtnis prägten, konnte sie sichergehen, dass Radu, wenn er ihre Gründe mithilfe seines Mentalismus wieder offenlegte – was er ganz gewiss tun würde – auch wirklich wusste, dass Bonnie Jean Mirlu seine treue und ergebene Dienerin war.
    In Wirklichkeit jedoch war Bonnie Jean klar, dass sie ... eine Verräterin war! Und sie wusste auch, woran das lag: eben weil sie eine Wamphyri war!
    Eine Wamphyri, aye, und hinterhältig bis ins Letzte, so wie ein jeder Großer Vampir vor ihr. Und dennoch liebte sie Harry ...
    B. J.’s wirre Gedanken konzentrierten sich wieder auf die Gegenwart.
    Sie fuhr über eine uralte, steinerne Brücke. Vierhundert Meter vor ihr wuchs, direkt am Fluss, wie eine alte, wachsame, aber todmüde, zwischen zwei schlafenden Gefährten sitzende Eule, der Umriss von Harrys Haus vor einem bedrohlich aussehenden Himmel empor.
    Wachsam, ja, und doch müde ...
    Erst da hielt B. J. inne und machte sich Gedanken darüber, wie besorgt und erschöpft sie eigentlich war und welche Vorkehrungen sie seit Harrys Anruf getroffen hatte. Zum ersten Mal seit Langem hatte sie keine Sicherheitsmaßnahmen gegen etwaige Verfolger ergriffen. Aber sie hatte Harry seit einer ganzen Woche nicht mehr gesehen, und er war am Boden zerstört und vollkommen durcheinander. Hinzu kamen all ihre übrigen Sorgen, nicht zuletzt der Besuch des Inspektors und die Tatsache, dass sie noch immer auf den Anruf des alten John aus Inverdruie wartete, damit er ihr bestätigte, dass mit Radu alles in Ordnung sei – nun, kein Wunder, dass sie nicht ganz bei der Sache war! Doch zum Teufel damit! Wer sollte ihr in einer so kalten und dunklen Nacht wie dieser überhaupt folgen?
    Sie natürlich, wer sonst!
    Aber was brachte es schon, über Schnee von gestern zu weinen? Aller Wahrscheinlichkeit nach wussten sie ohnehin bereits über Harry Bescheid. Damit dürfte ihnen aber auch bekannt sein, dass er nur ein Mensch war, lediglich ihr Liebhaber und nicht weiter von Interesse für sie . Dieser Meinung jedenfalls waren wohl die Ferenczys. Und die Handvoll der Drakuls verbarg sich noch immer. Also hatte B. J. wohl keinesfalls etwas preisgegeben.
    Dennoch kniff sie ihre schräg stehenden Augen zusammen und warf einen langen, forschenden Blick in den Rückspiegel, als sie vor dem Anwesen hielt und das Licht ausschaltete. Schließlich seufzte sie erleichtert auf. Da hinten gab es nichts als das dunkle Band des Flusses,

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