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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Denn sonst wüsstest du, dass dies eine Charaktereigenschaft der Wamphyri ist. Was Blut und Geschlecht angehen, geben wir seit jeher unseren Angehörigen den Vorzug. Nachdem Angelo mit ihr fertig war, sagte er mir, dass er dich auf ihr und deine Essenz in ihr riechen könne.«
    »Huh!«, grunzte Francesco.
    »Oh, ja«, grinste Toni, allerdings freudlos. »Und es gibt noch etwas, was du wissen solltest: Unser Vater sagte mir, er bedaure nur eines – nämlich dass du es nicht warst ...!«

DRITTES KAPITEL
    »DIE GEGENSEITE«, DAS E-DEZERNAT UND WEITERE DIENSTE.
    In einem nüchternen, schmucklosen Regierungsgebäude auf dem Kurtsuzov-Prospekt in Moskau meldete sich Turkur Tzonov, ein junger Mann, der noch gewissermaßen Großes vor sich hatte – dessen Fähigkeit zum Bösen aber weit ausgeprägter war –, in Yuri Andropows Büro zum Bericht. Mit sicheren Schritten ging er über die Marmorfliesen des hohen, hallenden, wenig einladenden Korridors, dessen Büros das Nervenzentrum von Andropows Organisation darstellten. Allein dies sagte bereits eine Menge über Tzonovs Selbstvertrauen aus. Nur wenige Männer, die hierherbestellt wurden, erschienen hoch erhobenen Hauptes und mit reinem Gewissen. Tatsache war jedoch, dass Tzonov bereits mit Andropows Anruf gerechnet hatte und sich dadurch nicht beeindrucken ließ. Andererseits würde wahrscheinlich das, was er zu berichten hatte, den Chef der Kommissia Gosudarstvennoy Bezopasnosti, also des KGB, durchaus in Unruhe versetzen.
    Am Ende des Ganges blieb Tzonov vor den geschlossenen Türflügeln des letzten Büros stehen. Zu beiden Seiten dieses Raumes standen die Türen zu zwei Vorzimmern offen. Sie waren momentan nicht besetzt. Tzonov ahnte den Grund: Man hatte die Bürokräfte weggeschickt. Es gibt Geheimnisse, über die selbst Sekretärinnen nicht Bescheid wissen sollten.
    Er klopfte zweimal an, und eine leise, kalte Stimme antwortete von drinnen: »Herein!« Tzonov kniff die Augen zusammen und sammelte sich. Die Stimme entsprach genau dem Charakter ihres Besitzers, das wusste er. Tzonov trat in das Zimmer, und sofort wurde sein Blick von der Gestalt eines der mächtigsten Männer – manche hielten ihn für den mächtigsten Mann – Russlands angezogen, der dort an seinem Schreibtisch saß. Genosse, oder vielmehr Direktor Andropow.
    Ohne aufzublicken, widmete Andropow sich weiter den Papieren auf seinem Schreibtisch. Gegen das trübe Licht, das durch die Milchglasscheiben der hohen, kugelsicheren Erkerfenster fiel, nahm Tzonov ihn nur undeutlich als Schattenriss wahr, seine Brillengläser, die wie eine Billardkugel glänzende Glatze und das glatt rasierte Kinn, schimmernde Ovale, die sich zu einem Anch-Kreuz zusammenfügten. Doch als Tzonov sich seinem Schreibtisch näherte, hob er kurz den Kopf und sagte: »Guten Morgen, Genosse! Nehmen Sie bitte Platz!«
    Schräg über Eck vor dem riesigen Schreibtisch erwartete Tzonov ein gewaltiger Ledersessel. Mit den Worten »Guten Morgen, Genosse Direktor Andropow«, setzte Tzonov sich und stellte seine Aktenmappe auf dem Boden ab. Dann machte er es sich so behaglich wie möglich und ... wartete. Denn nicht anders als Andropow war er – dem Ungestüm seiner jungen Jahre zum Trotz – gleichfalls nicht ungeduldig.
    Endlich war Andropow mit seinen Papieren fertig; er schob sie beiseite, stützte die Ellenbogen auf die Tischplatte und verschränkte die Finger vor dem Gesicht. Im Gegenlicht waren nur die beiden Ovale seiner Brillengläser auszumachen.
    »Nun«, meinte er schließlich. Sein Ton war kalt, gemessen und verriet nicht die geringste Regung. Und noch einmal: »Nun, nun! So ein junger Mann – das dachte ich mir, als wir uns zum ersten Mal begegneten. Und doch so beharrlich und voller Ambitionen. Sie wollen also ein ganzes Dezernat des sowjetischen Sicherheitsdienstes umstrukturieren, das sich bei mindestens zwei Gelegenheiten eher als Last denn als Stütze des Systems erwies. Mehr noch, ein Dezernat, das sich in der Vergangenheit in direktem Widerspruch zu meiner eigenen eher orthodoxen, äh, Institution und deren Methoden befand.«
    »Nicht nur das«, entgegnete Tzonov. »Ich möchte es nicht nur umstrukturieren, sondern auch leiten, äh, unter Ihrer Führung, natürlich! So lautete mein Vorschlag vor fünf Monaten, als wir uns zum ersten Mal begegneten, und so lautet er immer noch. Damals verlangten Sie Nachweise dafür, dass ich dieser Aufgabe gewachsen bin. Die habe ich nun besorgt! Direktor Andropow, ich war erst

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