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Vampyr

Vampyr

Titel: Vampyr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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sie angewidert das Gesicht. Schwer und zähflüssig rann der Wein ihre Kehle hinab und hinterließ einen bitteren Nachgeschmack.
    »O Gott! Der schmeckt ja widerlich!«, entfuhr es ihr.
    Ihr wurde schwummrig. Wann habe ich das letzte Mal etwas gegessen? Das Haferplätzchen – gestern Morgen. Nein, sie musste danach noch etwas gegessen haben. Es wollte ihr nur nicht gelingen, sich daran zu erinnern. Dann jedoch wurde ihr klar, dass sie in all der Aufregung tatsächlich keine Gelegenheit mehr gefunden hatte, etwas zu essen. Kein Wunder, dass ihr der Wein zu Kopf stieg.
    Sie versuchte den Schwindel zurückzudrängen und richtete ihren Blick wieder auf den Hauptmann. Schreiend bunte Tupfen aus Licht tanzten vor ihren Augen. Farrells Züge zerflossen wie Tinte. Blinzelnd starrte Catherine auf den Hauptmann. Da erst wurde ihr bewusst, dass nur sein Gesicht zu verschwimmen schien. Seine Gestalt, der Kilt und die Uniformjacke, der übrige Raum – all das vermochte sie klar und deutlich zu erkennen. Sie fuhr sich mit einer Hand über die Augen. Hauptmann Farrells Antlitz schien zu zucken, sich auszudehnen und kurz darauf wieder zusammenzuziehen. Seine Schultern schienen viel schmäler als sonst. Überhaupt wirkten seine Proportionen vollkommen falsch. Zu klein für den Kopf. Doch sein Kopf veränderte sich, schrumpfte. Das Schwarz seines Haars verblasste, bis es aussah wie Spinnenfäden aus bleichem Mondlicht. Seine kantigen Züge wirkten mit einem Mal ausgezehrt. Das Grün seiner Augen verwässerte zu einem beinahe farblosen Grau. Ganz allmählich fügten sich die Einzelheiten zu einem Ganzen zusammen. Das Glas entglitt Catherines Händen und fiel zu Boden, wo es zersprang.
    »Wie ich sehe, erkennst du mich endlich.« Es war nicht länger die Stimme des Hauptmanns, die zu ihr sprach.
    »Du warst das«, hauchte sie atemlos. »Du hast mich beobachtet, seit ich hier bin.«
    »Ich war es auch, der dich vor der Rache des Attentäters bewahrt hat.«
    Deutlich erinnerte sie sich an den Schatten, der plötzlich über dem Meuchelmörder aufgeragt war. Das trockene Knacken seines Genicks hallte laut in ihrem Geist wider. Catherine wollte aufstehen. Sie wollte fliehen. Nur fort von hier. Doch ihre Beine waren wie gelähmt. Alles, was sie tun konnte, war, ihn anzustarren.
    »Glaube mir, ich hätte es vorgezogen, mich dir auf einem anderen Wege zu offenbaren. Ich habe es gestern Nacht versucht, doch der Waliser kam mir in die Quere.«
    Bald. »Aber du bist tot.« Noch immer wollte ihr die Stimme kaum gehorchen. »Ich habe dein Grab gesehen.« Ehrlos. Zwischen all den anderen Verbrechern . »Du hast Martáinns Eltern ermordet! Bruce war ein guter Mensch und ein guter Earl und du hast ihn umgebracht!«
    »Ein guter Mensch?« Ihr Vater verzog das Gesicht. »Weil unter ihm die Kerker weniger voll waren? Weil er Verbrecher angeblich lieber in die Verbannung schickte als sie einzusperren?« Er schüttelte den Kopf. »Wie dem auch sei, ich brauche deine Hilfe.«
    »Was?« Catherine blinzelte, dann straffte sie die Schultern. »Ich werde niemals –«
    »Dir bleibt keine andere Wahl. Ich habe keine Zeit, dich mit schönen Worten zu überzeugen – aber dennoch wirst du mir helfen.« Für die Dauer eines Herzschlags schwand die Eiseskälte aus seinem Blick. »Ich habe nie gewollt, dass du diese Seite an mir kennen lernst. Alles, was mit den MacKays zu tun hat, wollte ich immer von dir fern halten. Doch das ist jetzt unwichtig.« Schlagartig kehrte die Härte zurück, hüllte ihn ein wie eine Aura aus Stahl. »Du wirst etwas für mich tun. Was das ist, wirst du zur rechten Zeit erfahren.« Catherine setzte an, zu widersprechen, doch er gebot ihr mit einer Geste zu schweigen. »Weigerst du dich, wird ap Fealan sterben.« Seine blassen Augen ruhten auf ihr, voller hypnotischer Kraft. »Du wirst mit niemandem über mich sprechen und du wirst dich meinen Wünschen nicht widersetzen.« Er hob die Hand und strich ihr über die Wange. Schwindel breitete sich in ihrem Kopf aus. »Wenn du erwachst, wirst du sehen, dass ich nicht scherze.«
    Mit seinen letzten Worten verschwamm die Welt.

7
    Feuchte Kälte hatte sich wie ein Leichentuch über Catherine gebreitet. Nur langsam kehrten ihre Sinne zurück. Geräusche. Ein Rauschen und Raunen in ihren Ohren. Aus Furcht vor dem, was sie erblicken mochte, weigerte sie sich die Augen zu öffnen. Zitternd vor Kälte lag sie da und fragte sich, was geschehen war. Sie erinnerte sich an das Kratzen an der Tür und

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