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Vampyr

Vampyr

Titel: Vampyr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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werden. Ihre Beine gaben nach und sie sank zu Boden. Die Schritte kamen näher. Catherine vergrub das Gesicht in den Händen. Heiße Tränen rannen ihr über die Wangen. Geräusche erfüllten die Luft. Es dauerte eine Weile, ehe sie begriff, dass es ihr eigenes angsterfülltes Wimmern war. Bald schon hörte sie nicht einmal mehr das. Jeder Laut verblasste im Rauschen ihrer Furcht.
    Ich muss mich zusammenreißen! Sie lehnte den Kopf zur Seite. Die kühle Wand an ihrer Wange zu spüren brachte ihre Sinne ein Stück weit zurück. Zitternd holte sie Luft. Grabesstille hüllte sie ein, so durchdringend, dass sie selbst ihren eigenen Atem nicht mehr zu hören vermochte. Keine Schritte. Kein Knirschen. Nichts. Nur endlose Stille.
    Ihr Strumpf wurde heruntergezogen. Ein stechender Schmerz in ihrem Knöchel ließ sie zusammenfahren. Sie wollte den Fuß zurückreißen, doch etwas grub sich in ihr Fußgelenk, hielt sie fest und saugte an ihrem Fleisch. Der Schmerz steigerte sich zu einem unerträglichen Brennen. Ein widerlicher Geruch stieg ihr in die Nase. Verrottet und faulig. Ein Hilfeschrei wollte sich ihrer Kehle entringen, doch es war nicht mehr als ein heiseres Krächzen, das den Weg über ihre Lippen fand. Sie bäumte sich auf, versuchte ihren Fuß zu befreien, aber der fremde Griff hielt sie gefangen. Etwas Warmes rann über ihr Bein. Blut. Ihr Blut. Sie fühlte sich benebelt, seltsam schwerelos, als gehöre ihr Verstand nicht länger zu ihrem Körper. In ihrem Kopf drehte sich alles. Dann griff die Dunkelheit nach ihr. Catherine begann endlich zu schreien.
     
    *
     
    Daeron starrte ins Nichts. Er vermochte es nicht, seine Gedanken von Catherine zu lösen. Sie war davongelaufen, bevor er ihr sagen konnte, was ihm auf dem Herzen lag. Ihm war klar, dass sie nach seinem Verhalten längst begriffen haben musste, was in ihm vorging, dennoch wollte er es aussprechen .Er wollte ihr dabei in die Augen sehen in der Hoffnung, dort ein Spiegelbild seiner eigenen Gefühle zu sehen.
    Sie war schon lange weg. Viel zu lange. Die Ungewissheit, in der sie ihn zurückgelassen hatte, nagte an ihm. Er hatte mehr als drei Jahre gehofft sie wiederzusehen. Bei ihrem Anblick waren die alten Gefühle sofort wieder aufgeflammt – stärker denn je. Was sie in ihm auslöste, war mächtiger als alles, was er je empfunden hatte.
    Er war kurz davor gewesen, endlich seine Gefühle zu offenbaren. Dann hatte er gezögert, gefangen von derselben Zurückhaltung, die ihn von jeher von ihr fern hielt. Nicht denselben Fehler noch einmal. Er hatte schon zu viele Jahre verschwendet. Jetzt wollte er nicht länger warten. Schluss mit dem Versteckspiel! Und wenn ich dich aus dem Zimmer des Hauptmanns tragen muss – dieses Mal wirst du mich anhören.
    Entschlossen öffnete Daeron die Tür und trat auf den Gang hinaus. Er verzichtete darauf, eine Lampe zu entzünden. Dun Brònach war sein Zuhause. Er benötigte kein Licht, um sich zurechtzufinden.
    Mit energischen Schritten machte er sich auf den Weg. Als er um eine Ecke bog, kam ihm ein Lichtschein entgegen. Daeron kniff die Augen zusammen und starrte in die blendende Helligkeit, aus der sich langsam Craig Sutherlands Umrisse herausschälten. Der Stoff seines Kilts raschelte leise, als er näher kam.
    »Ah, ap Fealan«, Sutherland verneigte sich. »Ich war gerade auf dem Weg zu Euch. Ich weiß, es ist noch nicht Morgen, aber womöglich habt Ihr ein wenig Zeit für mich? Es ist wirklich dringend.«
    Es fiel Daeron schwer, ihn nicht einfach stehen zu lassen. Der Gedanke, dass die Dinge zwischen Catherine und ihm noch länger unausgesprochen blieben, quälte ihn. Doch er arbeitete seit Monaten daran, die Aufmerksamkeit von Martáinns Feinden zu erregen. Craig Sutherland würde ihm die Tür dorthin öffnen.
    Daeron mochte Sutherland nicht. Das hatte er noch nie getan. Einem Mann, der seinen eigenen Bruder hintergeht, kann man nicht trauen. Craig hatte einige Zeit den Clan Sutherland stellvertretend für seinen Bruder, der sich in Frankreich aufhielt, geführt. Man munkelte, er sei kurz vor der Rückkehr seines Bruders mitten in der Nacht davongeritten. Angeblich aus Furcht, der Chief könne bei seiner Ankunft feststellen, dass seine Söhne mehr Ähnlichkeit mit Craig als ihm selbst hatten.
    Sutherland schien Daerons Zögern zu bemerken. »Lasst uns einige Schritte gehen.« Leise fügte er hinzu: »Dorthin, wo die Wände keine Ohren haben.«
    Nur ein paar Minuten, dann gehe ich zu Catherine. Daeron nickte und

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