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Vampyr

Vampyr

Titel: Vampyr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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»Ich habe hier etwas, das Euch womöglich davon überzeugen wird, uns zu helfen.« Er klatschte in die Hände, woraufhin sich eine – hinter den Wandpaneelen verborgene – Tür öffnete. Eine Gestalt taumelte heraus und stürzte vor Catherine zu Boden.
    »Daeron!« Sie fiel neben ihm auf die Knie und half ihm sich aufzurichten. Er hatte einen Knebel im Mund und die Arme waren ihm auf den Rücken gefesselt. Eine dunkle Schwellung überzog seine linke Gesichtshälfte. Aus einer Platzwunde an der Stirn stieg Catherine der beißende Geruch von getrocknetem Blut in die Nase. Ihre Finger glitten über sein Gesicht, tasteten nach der Wunde, da wurde er plötzlich von ihr fortgerissen.
    Erst jetzt bemerkte sie den Mann, der Daeron ins Zimmer gestoßen hatte. Er schlug die Falten seines Plaids, die weit über seine Schulter fielen, zur Seite. Dieselbe Geste, die Catherine auf dem Marktplatz und in den Jahren davor unzählige Male an ihm gesehen hatte! Als wollte er sichergehen, dass er stets schnell genug an seine Waffe gelangen konnte.
    »Murdoch!« Ich hätte es wissen müssen. Murdoch hat schon immer Vaters Drecksarbeit erledigt.
    Der Mann mit dem Raubvogelgesicht und den stechenden blauen Augen kam näher und zerrte Daeron auf die Beine. Nahezu reglos hing der Waliser in seinem Griff.
    »Er hat sich gewehrt, deshalb waren wir gezwungen, ihn«, Sutherland räusperte sich, »ein wenig härter anzufassen.«
    »Härter?«, schnappte sie. »Ihr habt ihn fast besinnungslos geprügelt.«
    »Er wird weit mehr als seine Besinnung verlieren, wenn Ihr Euch weigert uns zu unterstützen.« Auf Sutherlands Nicken hin zückte Murdoch seinen Dolch, riss Daerons Kopf in den Nacken und setzte ihm die Klinge an die Kehle.
    »Nein! Nicht!«
    Sutherland richtete sich kerzengerade in seinem Stuhl auf. »Tut, was er verlangt, Catherine, oder ap Fealan ist ein toter Mann. Es ist mir ein Gräuel, es so deutlich auszusprechen, dennoch möchte ich sichergehen, dass Ihr begreift, was für Euch auf dem Spiel steht.«
    Ihre Augen kehrten zu Daeron zurück. Sein Anblick traf sie mitten ins Herz. Sie konnte unmöglich zulassen, dass Sutherland seine Drohung wahr machte. »Wenn ich es tue, gebt Ihr mir dann Euer Wort, dass Ihr ihn freilasst?«
    Daeron stieß einen erstickten Schrei aus und schüttelte heftig den Kopf. Catherine ertrug es nicht länger, die Qual in seinem Gesicht zu sehen. Sie wandte sich Sutherland zu. »Werdet Ihr ihn freilassen?«, wiederholte sie.
    »Sorgt dafür, dass der Earl heute um Mitternacht bei der Eiche ist, und Ihr habt mein Wort, dass ap Fealan nicht länger ein Gefangener sein wird.«
    »Was soll ich Martáinn sagen?«
    Sutherland zuckte die Schultern. »Das überlasse ich Euch. Wichtig ist nur, dass er da ist.« Wieder seufzte er. »Es ist an der Zeit, seine Regentschaft zu beenden. Er wusste meine Fähigkeiten noch nie zu schätzen. Doch schon bald werden meine Ratschläge wieder Gehör finden. Es ist eine Schande, dass wir gezwungen sind diesen Weg zu gehen – jetzt, da ap Fealan bereit schien uns zuzuhören.« Die Worte wurden so leise gesprochen, dass Catherine nicht wusste, ob sie überhaupt für sie bestimmt waren.
    Als sich Sutherlands Blick erneut auf sie richtete, nickte sie, wobei sie Daerons entsetzte Laute ebenso ignorierte wie die Stimme in ihrem Kopf, die sie davor warnte, Martáinn in Gefahr zu bringen. Es war nicht nur der Wunsch, Daeron zu retten, der sie drängte Sutherlands Forderung nachzukommen. Da war noch etwas anderes. Ein tief gehender Zwang, von dem sie wusste, dass er ihr gar keine andere Wahl lassen würde.
    Sie tat einen Schritt auf Daeron zu. Sofort verstärkte Murdoch den Druck seiner Klinge. »Zurück!«
    »Ich will nur seine Wunden –«
    »Ich sagte zurück!« Die Klinge drückte sich in Daerons Fleisch.
    Catherine zögerte. »Wann werdet Ihr ihn freilassen?«
    »Sobald Ihr Euren Teil der Abmachung erfüllt habt. Und jetzt geht, ehe Murdoch ihm noch die Kehle durchschneidet. Ihr wisst, dass er manchmal schwer zu zügeln ist. Tut, was ich Euch aufgetragen habe, dann könnt Ihr bald wieder in den Armen des Walisers liegen.«
     
    *
     
    Völlig benommen kehrte Catherine in Daerons Salon zurück.
    Sorgt dafür, dass der Earl heute Nacht in Dun Domhainn ist. Es machte ihr Angst, dass sie sich darauf eingelassen hatte. Doch noch mehr erschreckte sie die Erkenntnis, dass ein Teil ihres Verstandes gar nicht anders konnte als Sutherlands Anweisungen zu folgen.
    Sie sank in einen Sessel und

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