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Vampyr

Vampyr

Titel: Vampyr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Punkten, kleinen Wundmalen, nicht weit voneinander entfernt, jedes verschlossen von einem getrockneten Blutstropfen.
     
    *
     
    Daerons Salon empfing sie in Schweigen gehüllt.
    Catherine wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, seit sie neben Farrells Leichnam erwacht war. Eine Weile irrte sie kopflos umher ohne zu wissen, was sie tun sollte. Dann fand ein Wort den Weg durch ihre Verwirrung: Daeron. Er würde wissen, was zu tun sei.
    Der Gedanke hatte sie mit neuer Zuversicht erfüllt. Unbemerkt war sie in die Burg zurückgekehrt und zu seinen Räumen geeilt – und hatte sie verlassen vorgefunden. Sie trat wieder in den Gang hinaus und hielt die erste Magd auf, die ihren Weg kreuzte. Das Mädchen war schwer beladen mit Ginsterzweigen, deren stechender Geruch Catherine in die Nase stieg. Angewidert wich sie einen Schritt zurück. Sofort wollte die Magd an ihr vorbei, doch Catherine griff nach ihrem Arm.
    »Hast du Daeron ap Fealan gesehen?«
    Das Mädchen, ein mageres, hohlwangiges Ding in einer schmutzigen Schürze, schüttelte den Kopf. »Der Earl lässt Hauptmann Farrell schon den ganzen Tag nach ihm suchen.«
    Die Worte kamen einem Fausthieb gleich. Abrupt gab Catherine das Mädchen frei und kehrte in Daerons Salon zurück. Sie schloss die Tür hinter sich, trat an einen Tisch heran und stützte sich mit den Handflächen darauf. Wo war Daeron? Wie war es möglich, dass Farrell nach ihm suchte? Sie hatte seinen Leichnam gesehen, hatte ihn berührt! All das Blut!
    »Bei Gott, was geht hier vor?«
    Ihr wurde schwindlig. Noch immer hatte sie den widerwärtigen Metallgeschmack im Mund. Catherine holte sich ein Glas Whisky und spülte ihn hinunter. Brennend rann der Alkohol ihre Kehle hinab, und kaum erreichte er ihren Magen, wurde ihr erneut übel. Sie musste dringend etwas essen. Ihre Augen blieben an einer Obstschale hängen. Sie griff nach einem Apfel. Säuerlicher Geruch stieg ihr in die Nase. Sofort zog sich ihr Magen krampfartig zusammen. Catherine ließ den Apfel fallen und schlug eine Hand vor den Mund.
    Während sie noch gegen den Brechreiz ankämpfte, klopfte es. Catherine fuhr herum, gerade rechtzeitig um zu sehen, wie ein Bursche in den Raum trat. Ein feister Junge, der seine Zeit nicht mit übermäßiger Höflichkeit verschwendete.
    »Bist du der, den sie Eric nennen?« Sie nickte. »Mein Herr wünscht dich zu sehen.«
    Catherine rührte sich nicht von der Stelle. Das Letzte, was sie im Augenblick brauchen konnte, waren die Aufträge irgendeines Herrn, der sie für einen Dienstboten hielt. »Sag ihm, du hast mich nicht gefunden.«
    Der Junge zog den Kopf ein. »Ich kann es mir nicht erlauben, meinen Herrn zu belügen.«
    Ich habe keine Zeit für so einen Unfug. »Verschwinde.«
    »Mein Herr sagt, er weiß, wo der ist, nach dem du suchst.«
    Daeron! Catherine blieb wie angewurzelt stehen. »Wer ist dein Herr?«
    »Craig Sutherland.«
    Die Worte brannten sich wie glühendes Eisen in ihren Kopf. Erst jetzt erinnerte sie sich daran, dass Daeron ihn heute Morgen hatte treffen wollen. Weigerst du dich, wird es ap Fealan schlecht ergehen , drängten sich die Worte ihres Vaters in ihren Verstand. Sie sah den Burschen an. »Bring mich zu ihm.«
     
    *
     
    »Catherine Bayne«, begrüßte Sutherland sie, kaum dass der Bursche gegangen war. Er saß hinter einem wuchtigen Schreibtisch und deutete auf einen Sessel ihm gegenüber. »Nehmt Platz.«
    Catherine rührte sich nicht von der Stelle. Sie blieb an der Tür stehen und starrte Sutherland entgegen, der ihrem Blick mit einem wohlwollenden Lächeln begegnete.
    »Woher …?«
    »Denkt Ihr etwa, er hätte mir nicht gesagt, dass Ihr hier seid, Catherine?« Er? Ehe sie etwas erwidern konnte, fuhr Sutherland fort. »Er sagte Euch bereits, dass er Eurer Hilfe bedarf. – Der Zeitpunkt ist gekommen. Ihr werdet dafür sorgen, dass der Earl heute um Mitternacht in der alten Burg ist, unter der Ushana-Eiche.« Sie wollte protestieren, doch Sutherland kam ihr erneut zuvor. »Wie Ihr das anstellt, bleibt Euch überlassen. Sorgt einfach dafür, dass er in Dun Domhainn ist.«
    »Ich werde nichts dergleichen tun!« Einer Kriegserklärung gleich schleuderte sie ihm die Worte entgegen. Ein stechender Schmerz hinter ihrer Stirn ließ sie zusammenfahren. Sie hob die Hände an den Kopf und presste sie gegen die Schläfen.
    »Er sagte mir schon, dass Ihr Euch womöglich noch nicht mit Eurer Situation abgefunden habt.« Sutherland zupfte einen Fussel von seinem Kilt und seufzte.

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