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Vampyr

Vampyr

Titel: Vampyr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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fuhr sich mit der Hand über die Augen. Wenn sie genau hinsah, konnte sie noch immer Reste getrockneten Blutes in den feinen Linien ihrer Handfläche erkennen, wie eine Landkarte, die ihr den Weg weisen wollte.
    Farrells Blut. Ein eisiger Schauer lief ihr über den Rücken. Der Hauptmann war tot, Daeron gefangen. Wer sollte Martáinn jetzt noch beschützen?
    Ich muss Martáinn warnen. Catherine dachte daran, ihn in seinen Gemächern aufzusuchen, verwarf den Gedanken aber sofort wieder. Sutherland ließ sie sicher beobachten. Wenn sie zu Martáinn ging, brachte sie Daeron in Gefahr. Lange Zeit starrte sie vor sich hin, ohne eine Lösung zu finden. Dann erhob sie sich und ging zu Daerons Schreibtisch. Mit flinken Fingern suchte sie nach einem Blatt Papier und breitete es vor sich aus. Sie tauchte die Feder in das Tintenfässchen und begann zu schreiben. Kratzend fuhr die Spitze über das Blatt und gebar jene Zeilen, die Daerons Leben retten sollten.
     
    Erwarte mich heute um Mitternacht unter der Ushana-Eiche in Dun Domhainn. Allein. Es ist wichtig. C.
     
    Catherine wartete, bis die Tinte trocken war, dann rollte sie das Schriftstück zusammen und versiegelte es. Sobald sie fertig war, bat sie einen Diener, dem Earl die Nachricht zu übergeben. Dann sank sie düster brütend in ihren Sessel zurück. Sutherland würde Martáinn töten, daran bestand kein Zweifel. Ich locke ihn geradewegs in eine Falle. Doch was sollte sie tun? Konnte sie Martáinn opfern um Daeron zu retten? Nein! Keiner der beiden soll sterben!
    Erneut griff sie nach einem Papier. Ihre Finger klammerten sich um den Federkiel. Tinte tropfte von der Spitze auf das Blatt und verschwamm zu undeutlichen Punkten. Mehrmals setzte sie an, um eine Warnung zu verfassen, und nie wollten die Worte auf das Papier finden. Sie drückte ihre Hand nieder und nötigte der Feder das erste Wort ab. Ein stechender Schmerz hinter ihren Schläfen ließ sie zusammenfahren. Die Feder entglitt ihren Fingern. Sie brauchte mehrere Versuche, ehe sie sie wieder zu fassen bekam. Blinzelnd kämpfte Catherine gegen das Stechen an. Noch einmal zwang sie die Feder auf das Papier. Der Schmerz in ihrem Kopf wurde so unerträglich, dass sie glaubte ohnmächtig zu werden. Keuchend kämpfte sie darum, der Feder die wenigen Worte abzuringen, die nötig waren. Ihre Hand krallte sich so fest um das Schreibgerät, dass es entzweibrach. Erst als sie ihre verkrampften Finger löste und die Feder ihr entglitt, wich der Schmerz.
    Du wirst mit niemandem über mich sprechen und du wirst dich meinen Wünschen nicht widersetzen. Das kannst du nicht. War das der Grund, warum es ihr nicht möglich war, Martáinn zu warnen? Fühlte sie sich deshalb gedrängt, ihn in Sutherlands Falle zu locken? Stand sie unter einem Bann ihres Vaters? Aber dann hätte es keinen Grund gegeben, sie mit Daerons Leben zu erpressen. Es sei denn, ihre Feinde konnten sich nicht darauf verlassen, dass der Bann stark genug war. Wenn dem so war, gab es auch eine Möglichkeit, ihn zu umgehen. Sie musste sie nur finden.
    Es fiel Catherine schwer, sich zu konzentrieren. Der Schmerz hatte sie schwach zurückgelassen. Bohrender Hunger nagte an ihr, doch der bloße Gedanke an Essen ließ erneute Übelkeit in ihr aufsteigen.
    Ich muss nachdenken. Sutherland verlangte von ihr, dass sie Martainn in eine Falle lockte. Das hatte sie getan. Ihr Versuch, ihn zu warnen, war mit Schmerzen bestraft worden.
    »Mit niemandem darüber sprechen und dich meinen Wünschen nicht widersetzen«, wiederholte sie leise. Davon, dass sie nicht versuchen durfte Daeron zu befreien, war nie die Rede gewesen. Wenn es ihr gelang … Daeron wusste, Martáinn war in Gefahr. Er konnte ihn warnen, ohne dass sie ein Wort sagen musste.
    Eine eisige Gewissheit griff nach ihrem Herzen. Sutherland würde Daeron nicht freilassen – auch nicht wenn sie tat, was er von ihr verlangte! Solange Daeron am Leben war, stand er zwischen ihrem Vater und der Macht über das Glen Beag. Was willst du mit diesem Tal, Vater? Obwohl der Landbesitz einen Adelstitel mit sich brachte, hatte das Glen Beag keinerlei Einfluss auf die Politik in Schottland. An jedem anderen Ort konnte ein ehrgeiziger Mann in geringerer Stellung mehr Einfluss erlangen, als es hier jemals möglich sein würde.
    Finster brütend starrte Catherine auf die Tintenflecke, die sie auf dem Papier hinterlassen hatte. Sie konnten Daeron nicht längere Zeit in Sutherlands Räumen gefangen halten. Die Gefahr, dass ihn dort

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