Van Helsing
ist etwas anderes als ein Hexer. Einen Hexer könnte sogar meine Großmutter töten.«
»Carl, Sie sind nie außerhalb der Abtei gewesen. Was verstehen Sie schon von Vampiren?«
Da war er wieder, dieser Blick. »Dazu gibt es auch Bücher.« Natürlich – der Vatikan besaß zweifellos die größte Bibliothek der Welt. Ein kleiner Teil dieser Sammlung stand hier in den Regalen. Van Helsing sah Ausgaben von Sokrates, Kopernikus, Da Vinci und Galileo. Einige der größten Werke der brillantesten Denker in der Geschichte der Menschheit. Und direkt neben ihnen lagerten Dynamitstangen, deren Schweiß in Fläschchen zu tropfen schien.
Carl folgte seinem Blick und sagte: »Hier ist etwas Neues. Glyzerin achtundvierzig.« Er steckte seinen kleinen Finger in eins der Fläschchen und schnippte einen Tropfen des Dynamitschweißes gegen eine Wand, die sofort in einem großen Feuerball explodierte. Mehrere der Männer um sie herum fuhren alarmiert hoch und schrien gleichzeitig: »Hör auf damit, Carl!«
Verlegen beteuerte Carl: »Tut mir Leid!«, und wandte sich dann wieder an Val Helsing. »Die Luft hier steht vor Neid.«
Mit einer beiläufigen Bewegung, die seinen offensichtlichen Stolz verbergen sollte, nahm Carl eine seltsam aussehende Armbrust und reichte sie Van Helsing. Sie war von eisernen Pumpen und Kupferröhren bedeckt. »Das ist meine neueste Erfindung.« Carl war sichtlich mit sich zufrieden. Van Helsing wusste auch warum: Die Waffe sah extrem effektiv aus.
»Nun, die gefällt mir.«
»Gasangetrieben und in der Lage, Bolzen in rapider Folge mit enormer Geschwindigkeit abzufeuern. Sie drücken einfach den Abzug und halten ihn«, erklärte Carl. Van Helsing musterte die Waffe anerkennend. Carl übertrieb nie den Wert seiner Schöpfungen – das hatte er auch gar nicht nötig. Van Helsing justierte das optische Visier, während Carl fortfuhr: »Ich habe Geschichten aus Transsilvanien gehört; vertrauen Sie mir, Sie werden das hier brauchen. Das Werk eines wahren Genies.«
Van Helsing schenkte ihm ein verkniffenes Lächeln. »Wenn Sie das sagen.«
Nachdem Carl sein gesamtes Leben im Vatikan verbracht hatte, unter lauter anderen religiösen Männern, war er immun gegen Sarkasmus und erwiderte ehrlich: »Habe ich doch gesagt.« Dann fügte er ohne auch nur einen Hauch Humor hinzu: »Ich bin ein wahres Füllhorn an Talent.«
Ein weiterer Apparat, den Van Helsing noch nie zuvor gesehen hatte, stach ihm ins Auge, und er hob ihn auf. »Haben Sie das auch erfunden?«
Carl nickte. »Daran habe ich zwölf Jahre gearbeitet. Er besteht aus komprimiertem Magma vom Vesuv und reinem Alkali aus der Wüste Gobi. Er ist einzigartig.«
Das klang beeindruckend. »Wozu dient er?«
»Ich habe keine Ahnung, aber ich bin sicher, dass er Ihnen nutzen wird«, erwiderte Carl ernst und ging weiter.
Van Helsing folgte ihm. »Zwölf Jahre, und Sie wissen nicht, welchen Zweck er hat?« Das war selbst für Carl exzentrisch.
»Das habe ich nicht gesagt. Ich sagte, ich weiß nicht, wozu er dient. Sein Zweck ist es, ein Licht zu erzeugen, das so hell wie das der Sonne ist.«
»Und das wird mir wie nutzen?«
Carl griff nach zwei schweren Stofftaschen und reichte sie Van Helsing. »Ich weiß es nicht. Sie könnten Ihre Feinde blenden. Ein Rudel angreifender wilder Tiere grillen. Machen Sie von Ihrer Fantasie Gebrauch.«
Typisch, dachte Van Helsing. Wie die meisten Leute im Hauptquartier dieses Krieges hatte er keine Ahnung, wie es wirklich auf dem Schlachtfeld aussah. Und obwohl Carl brillant war, hatte er absolut keine Vorstellung vom Leben außerhalb des Vatikans. Nun, es war an der Zeit, das zu ändern. Van Helsing wusste, wenn er Jagd auf Dracula machte, würde ein wenig Brillanz gewiss nicht schaden.
»Nein, Carl, ich werde von Ihrer Fantasie Gebrauch machen. Wie ist Ihr Rumänisch?«
Verwirrt zuckte der Geistliche die Schultern und sagte: »Ausgezeichnet, denke ich. Allerdings habe ich noch nie mit einem Rumänen persönlich gesprochen.«
»Dazu gibt es Bücher«, erwiderte Van Helsing. Carl nickte und sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an, ehe er fortfuhr: »Sie kommen mit mir.«
»Die Hölle sei verdammt, wenn ich das tue.«
Van Helsing wies anklagend mit dem Finger auf ihn. »Sie haben geflucht. Nicht sehr gut, aber Sie sind ja auch ein Ordensbruder. Eigentlich dürfen Sie überhaupt nicht fluchen.«
»Eigentlich bin ich bloß ein einfacher Bruder. Ich kann so oft fluchen, wie ich will... verdammt.«
»Der Kardinal hat
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