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Van Helsing

Van Helsing

Titel: Van Helsing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Ryan
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Michelangelo entworfen hatte. Das Bauwerk war über zweihundert Meter tief, und Van Helsing brauchte einige Zeit, um sein Ziel zu erreichen. Unterwegs hörte er die Gesänge der Mönche.
    Früher einmal hatten die gregorianischen Gesänge ihn besänftigt, und er hatte seltene Momente des Friedens in diesem Gebäude erlebt. Doch diesmal störte ihn der Gesang, und auch das Bauwerk schien ihn zu richten und für zu leicht zu befinden.
    Van Helsing erreichte einen verzierten Beichtstuhl, trat hinein, fiel auf ein Knie und sagte: »Vergib mir, Vater, denn ich habe gesündigt.« Sogleich biss er die Zähne zusammen und wappnete sich für das, was als Nächstes kommen würde. Ein kleines Paneel glitt vor ihm zur Seite, und er konnte eine Gestalt hinter dem Holzgeflecht erkennen.
    Die Stimme, die zu ihm sprach, klang verärgert, gereizt und enttäuscht – ein Ton, wie ihn nur Kardinal Jinette zu Stande bringen konnte. »Sie haben das Rosenfenster zerstört!«
    »Ich will ja keine Haarspalterei betreiben, Sir, aber das war Mr Hyde.«
    Der Kardinal ignorierte ihn und lamentierte weiter: »Im dreizehnten Jahrhundert gebaut – über sechshundert Jahre alt! Dafür wünsche ich Ihnen eine Woche in der Hölle!«
    »Das wäre noch eine angenehme Strafe«, erwiderte Van Helsing trotzig.
    »Verstehen Sie mich nicht falsch: Ihre Erfolge sind ausgezeichnet, aber Ihre Methoden erregen zu viel Aufmerksamkeit. Fahndungsplakate? Wir sind nicht erfreut.« Der Kardinal klang jetzt nur noch verzweifelt.
    Van Helsing spürte, wie seine eigene Frustration wuchs. »Denken Sie, mir gefällt es, der meistgesuchte Mann Europas zu sein? Warum unternehmen Sie und der Orden nichts dagegen?«
    Der Kardinal beugte sich zu ihm und senkte die Stimme. »Sie wissen warum. Weil wir nicht existieren.«
    »Dann existiere ich auch nicht.« Van Helsing gewann nur selten in einem Streitgespräch mit dem Kardinal, und obwohl dies nur ein kleiner Erfolg war, kam er einem großen Sieg gleich. Van Helsing stand auf und hörte, gerade als er sich zum Gehen wandte, von der Seite des Kardinals ein Klicken. Sofort rasteten die Riegel an der Tür ein. Seine Eminenz beugte sich näher, die Stimme gepresst und tödlich ernst.
    »Als wir Sie gefunden haben, wie Sie die Treppe dieser Kirche hinaufkrochen, blutüberströmt und halb tot, war uns allen klar, dass Sie geschickt worden waren, um Gottes Werk zu verrichten.«
    »Warum kann Er das nicht selbst tun?«, schoss Van Helsing zurück.
    »Keine Blasphemie! Sie haben bereits zur Strafe für Ihre einstigen Sünden Ihr Gedächtnis verloren.«
    Ein zweites Klicken ertönte, als der Kardinal einen weiteren Hebel betätigte. Eine Reihe von Zahnrädern setzte sich in Bewegung, die Rückwand des Beichtstuhls glitt zur Seite und enthüllte eine Geheimtreppe. »Wenn Sie es wieder finden wollen, schlage ich vor, dass Sie Ihr Werk fortführen,«
    Van Helsing seufzte. Wie so oft bei diesen Begegnungen mit dem Kardinal hatte er zwar einen kleinen Sieg errungen, die Schlacht aber verloren. Schweigend stiegen die beiden Männer die Treppe hinunter, und ein paar Sekunden später betraten sie das unterirdische Arsenal unter den Beichtstühlen. Es war riesig und doch nur ein kleiner Teil des unterirdischen Universums, das unter der großen Basilika verborgen war.
    Das Arsenal war wie gewöhnlich von hektischer Aktivität erfüllt. Der Dampf der Schmiedeherde erfüllte die Luft. Van Helsing konnte die Hitze der Feuer spüren, die sich für ihn wie die Flammen göttlichen Zorns anfühlten. Er sah die jüdischen Rabbiner, die in den Schwaden arbeiteten, die Hindu-Priester, die die Feuer schürten, und die muslimischen Imame, die mit ihren Hämmern rot glühende Krummschwerter auf Ambossen bearbeiteten.
    Es herrschte Krieg. Vor ein paar Tagen noch war Van Helsing an der Front gewesen; jetzt war er wieder im Hauptquartier und erwartete neue Befehle.
    Im Gehen hielt Kardinal Jinette seinen vertrauten Vortrag: »Regierungen und Imperien kommen und gehen, aber wir sorgen seit undenklichen Zeiten für die Sicherheit der Menschheit. Wir sind die letzte Bastion gegen das Böse – ein Böses, von dessen Existenz der Rest der Menschheit nichts ahnt.«
    Van Helsing kannte diese Rede in- und auswendig, so oft hatte er sie schon gehört. Von Zeit zu Zeit verspürte der Kardinal das Bedürfnis, sie zu wiederholen, und Van Helsing musste zugeben, dass es durchaus Momente gab, in denen er sie gerne hörte. Das Böse existierte – in den letzten sieben

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