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Van Helsing

Van Helsing

Titel: Van Helsing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Ryan
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einer Serie von Bewegungen, die seiner würdig waren, auf den Beinen. Diese Frau hätte er gerne etwas näher kennen gelernt.
    Dann tat Anna genau das, was er in derselben Situation auch getan hätte: Sie fuhr herum und rannte wie der Teufel.
    Plötzlich schrie Carl: »Van Helsing! Zwei Uhr!«
    Er wirbelte herum und sah Marishka heranrasen. Die Armbrust in seinen Armen erwachte zum Leben und feuerte in rascher Folge sechs Bolzen in die Vampirin, die daraufhin spiralförmig über den Platz flog und die Seite eines Gebäudes durchbrach.
    Endlich ein Treffer. Dieser Kampf schien sich zu wenden. Mit etwas Glück hatten sie es jetzt nur noch mit zwei Vampirinnen zu tun. Das war zwar nicht viel, aber zumindest ein Fortschritt.
    Anna rannte in ein nahes Haus, schlug die Tür zu und legte den Riegel vor. Solange sie nicht eingeladen wurden, konnten die Untoten ein Haus nicht betreten. Sie würde wenigstens eine kleine Weile sicher sein, genug Zeit, um einen Plan zu schmieden, zu Kräften zu kommen und wieder in den Kampf einzugreifen.
    Sie fuhr herum und sah sich Aleera gegenüber, in ihrer menschlichen Gestalt. Irgendwie war sie hereingekommen. Die Vampirin baumelte kopfüber von einem der Deckenbalken, ihre langen Haare hingen zu Boden. Gelassen zog sie ihr Bein zum Mund und leckte den blutenden Knöchel, den Van Helsing verwundet hatte.
    »Weißt du eigentlich, wie lange ich dich schon töten will?«, zischte sie. Für Anna sah die Kreatur überirdisch schön aus, aber das war nur eine Maske, die das darunter liegende Monster verbarg.
    Die Prinzessin wich zurück, nicht ihren Tod, sondern allein das Ende der Jahrhunderte alten Mission ihrer Familie fürchtend. Sie würde nicht – konnte nicht – zulassen, dass ihr Geschlecht hier endete.
    Zuerst musste sie die nächsten paar Minuten überleben. Anna mochte eine gute Kämpferin sein, aber die Kreatur vor ihr war schneller und stärker als jeder Sterbliche, konnte Kräfte entfesseln, denen Anna nichts entgegenzusetzen hatte.
    Mit atemberaubender Schnelligkeit sauste Aleera in diesem Moment von dem Balken und landete genau zwischen Anna und der Tür. Die Prinzessin hatte keine andere Wahl, als in das Wohnzimmer zurückzuweichen. Verzweifelt suchte sie nach einem Ausweg.
    Wo zum Teufel steckte dieser Van Helsing, der so mir nichts dir nichts in die Stadt marschiert war und behauptet hatte, dass er ihr helfen wollte? Wo war er jetzt, da sie ihn wirklich brauchte?
    »Du kannst mir nichts vormachen, Prinzessin; du bist genau wie all die anderen hübschen kleinen Vorfahren in deiner Familie, die meinen Meister vernichten wollten. Aber ich weiß, was in deinem lüsternen Herzen lauert«, säuselte Aleera. Dann sah Anna es: schwarze Eifersucht. Aleera verfügte über die Macht des Teufels und genug Kraft, um ihr mit nur einem Finger das Genick zu brechen, befürchtete aber, dass Anna ihr den bösen Meister ausspannen würde. Es wäre amüsant gewesen, hätte die Gefahr hier nicht so real und gegenwärtig gelauert.
    In einem Versuch, Aleera aus der Fassung zu bringen, konterte Anna: »Ich hoffe, du hast ein Herz, denn eines Tages werde ich einen Pflock hindurchbohren.«
    Der beiläufige Aufwärtshaken der Vampirin traf Anna unter dem Kinn. Die Prinzessin flog rücklings durch ein geschlossenes Fenster. Sie hörte und spürte, wie um sie herum das Glas zersprang, als sie sich in der Luft drehte, um draußen auf den Beinen zu landen. Bevor ihr Verstand auch nur registrierte, dass sie noch immer am Leben war, rannte Anna bereits die angrenzende Gasse hinunter.
    Gefolgt von Carl, kroch Van Helsing zu dem Gebäude, durch dessen Wand die Kreatur gebrochen war. Der Ordensbruder war erstaunlich gefasst, wenn man die Umstände bedachte, vor allem, da es sein erster Tag an der Front war. Die Leute aus diesem Dorf hatten ihr ganzes Leben mit der Vampirgefahr verbracht, aber beim ersten Anblick der Untoten stoben sie trotzdem in Panik davon. Doch Carl war bei Van Helsing geblieben und hatte allen Anfeindungen widerstanden.
    Zum Teil hatte er Carl nur deshalb mitgenommen, um ihm zu zeigen, wie es wirklich bei einem Auftrag zuging. Jetzt dämmerte Van Helsing, dass Carl hier draußen vielleicht eine echte Hilfe war.
    Als sie sich dem Gebäude näherten, hörten sie im Innern eine weibliche Stimme jammern: »Mein Gesicht, seht nur, was sie mit meinem Gesicht gemacht haben ...« Das ist sie, durchfuhr es Van Helsing, die Vampirin. Sie war verletzt, aber am Leben – mit sechs direkten Treffern?

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