Van Helsing
wünschte sie sich sehnlicher als eine Waffe. Selbst wenn sie sie nicht töten konnte, wollte sie sie zumindest verletzen – alles außer hilflos auf den Knien zu sterben.
Aleera beugte sich näher, und Anna entschied, wenn sie schon nichts anderes tun konnte, sich wie eine Valerious dem Tod zu stellen, mit all der Würde, die sie aufbringen konnte. Plötzlich jedoch schrien Verona und Aleera laut auf, und Anna wurde von einem Sturmwind durch die Taverne geschleudert, als sich die beiden weiß gekleideten Bräute in Fledermäuse verwandelten.
Van Helsing verfolgte, wie die beiden weißen Gespenster durch ein Dach nach draußen brachen. Er versuchte sie anzuvisieren, aber sie flogen wie verrückt heulend davon. Bedauerlich, da er doch endlich eine Waffe besaß, die bei diesen Kreaturen wirkte.
Er trat zurück und konnte die sterbende Marishka sehen, aufgespießt an der Kirchturmspitze. Die Menge, die sich hinter ihm sammelte, gaffte stumm.
Nach und nach verwandelte sich die höllische Fledermaus in ein unglaublich schönes junges Mädchen, das Van Helsing anfunkelte und fauchte. Dann transformierte sie sich erneut, ihr Fleisch schmolz dahin. Marishka sah wie ein lebender Flüssigkeitsbehälter aus, um dann zu verwesen und zu zerfallen.
Der Prozess lief schnell ab, doch ihre Todesschreie waren nicht weniger entsetzlich, als sich ihr Fleisch vor Van Helsings Augen auflöste. Ein paar Sekunden später brachen die Schreie ab, und was von ihrem Körper übrig geblieben war, erstarrte und verwandelte sich langsam zu Staub.
Raunen erfüllte den Platz. Van Helsing suchte die Menge ab, bis er Carl in der Nähe sah. Als den Dorfbewohnern dämmerte, dass die Gefahr vorüber war, wagten sie sich langsam aus den Ruinen ihres Städtchens. Van Helsing erlaubte sich einen Moment der Befriedigung. Er hatte eine der gefürchteten Vampirinnen besiegt – Kreaturen, die sich auch am Tag frei bewegen konnten, solange sie direktes Sonnenlicht mieden. Für dieses Dorf bestand zum ersten Mal seit Jahrhunderten Hoffnung.
Die Leute starrten ihn an und zeigten mit dem Finger auf ihn. Ihre Aufmerksamkeit hatte etwas Aggressives an sich; es war definitiv kein Zeichen der Bewunderung einer dankbaren Bevölkerung.
Einer von ihnen trat vor. »Er hat eine Braut getötet. Er hat Marishka getötet! Er hat eine Vampirin getötet!«
Er sagt das, als wäre es etwas Schlechtes, dachte Van Helsing. Carl schien genauso verwirrt.
Der Totengräber trat mit einem amüsierten Lächeln näher. »Die Vampire töten nur, was sie brauchen, um zu überleben: ein oder zwei Menschen im Monat. Jetzt werden sie aus Rache töten.«
Erneut schienen die Dorfbewohner Mistgabeln und Waffen aus dem Nichts herbeizuzaubern und näherten sich Carl und Van Helsing.
»Sind Sie immer so beliebt?«, fragte Carl.
»Meistens«, erwiderte Van Helsing.
Der Totengräber zog seinen Zylinder vor Van Helsing. »Und welchen Namen, mein guter Sir, soll ich auf Ihren Grabstein schreiben?« Van Helsing umklammerte seine Armbrust fester. Er wollte diesen Kampf nicht. Er war gekommen, um gegen die Untoten zu kämpfen, nicht gegen die fehlgeleiteten Lebenden.
Da tauchte aus dem Nichts die Prinzessin auf und trat vor. »Sein Name ist Van Helsing.«
Ein Murmeln ging durch die Menge. Da war sie endlich, die Bewunderung. »Van Helsing ... es ist Van Helsing ...«, hörte er. Er war erst seit ein paar Stunden hier, aber Van Helsing entschied, dass ihm Rumänien besser gefiel als Frankreich.
Anna nickte ihm zu. »Ihr Ruf eilt Ihnen voraus.«
Van Helsing warf ihr einen langen Blick zu. »Beim nächsten Mal bleiben Sie in meiner Nähe. Tot nützen Sie mir nichts.«
Sie war offenbar nicht daran gewöhnt, mit weniger als tiefem Respekt angesprochen zu werden. Einen Moment lang sah es so aus, als würde sie erneut den Befehl geben, ihn zu töten, aber dann lachte sie nur. »Nun, ich muss zugeben, Sie haben Mut.« Anna wandte sich an die Menge. »Er ist der Erste, der seit über hundert Jahren einen Vampir getötet hat!«, erklärte sie. Nachdem sie Van Helsing einen weiteren anerkennenden Blick zugeworfen hatte, fügte sie hinzu: »Ich würde sagen, damit hat er sich einen Drink verdient.«
Dracula spürte, wie seine Braut starb, ihren Schmerz, ihre Furcht – und dann riss die Verbindung einfach ab. Wut kochte in ihm hoch. Jemand hatte vernichtet, was ihm gehörte, ihm etwas genommen, das ihm wertvoll war.
Er erwachte und stand auf, und sein Zorn schmolz den Schnee und das Eis, die
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