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Van Helsing

Van Helsing

Titel: Van Helsing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Ryan
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nicht. Anna legte die Finger um den Knauf der Waffe und wusste, dass sie nur eine Chance haben würde. Wenn sie den Wolf nicht hart und schnell traf, würde sie nie nahe genug kommen, um den Dolch zu benutzen.
    Anna zog an dem Schwert und spürte, wie es in der Scheide feststeckte. Panik stieg in ihr hoch, doch sie kämpfte sie nieder. Dann registrierte sie, dass sich die Spitze der Scheide in den Boden gebohrt hatte. Sie verfluchte ihren Stolz, der es ihr nicht erlaubt hatte, ein kürzeres Schwert mitzunehmen, das sie leichter hätte ziehen können. Schließlich gelang es ihr, die Klinge zu befreien.
    Die Stille wurde vom Knurren des Werwolfs durchbrochen, und Anna machte gleichzeitig zwei Dinge: Sie kreischte und ließ das Schwert los. Als die Kreatur einen Schritt auf sie zutrat, rannte Anna instinktiv um ihr Leben. Etwas traf sie, und sie stürzte auf die Lichtung. Der Werwolf hatte ihr von hinten einen Stoß versetzt. Sie wirbelte herum und sah, wie er sich nur ein paar Schritte von ihr entfernt aufbäumte.
    Ich bin erledigt, durchfuhr es sie. Furcht und Demütigung erfüllten sie. Mama und Velkan hatten Recht: Sie war nur ein törichtes Mädchen, das in dieser Nacht sterben würde, und ihre Eltern würden wahrscheinlich nie erfahren, was ihr zugestoßen war. Mit ihrer letzten Tat würde sie Schande über die Familie Valerious bringen.
    Wird er mich auf der Stelle töten ?, fragte sie sich. Oder wird er ein Weilchen mit mir spielen, bevor er mich frisst?
    Der Werwolf blickte auf sie herunter, und ihr blieben nur Sekunden, bevor er angriff. Er hob den Kopf und stieß ein so lautes und tiefes Heulen aus, dass sie spüren konnte, wie es in ihrer Brust widerhallte.
    Beherzt griff Anna nach dem silbernen Dolch an ihrer Seite und sprang auf. Noch bevor sich ein Plan in ihrem Kopf formen konnte, attackierte sie das Untier, und sie spürte im selben Moment, wie etwas hart ihre Seite traf. Wieder flog sie durch die Luft, dann fühlte sie nichts mehr.
    Sekunden oder Minuten oder Stunden später öffnete Anna die Augen. Während sie versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen, dämmerte ihr, dass sie auf dem Rücken lag und über den Boden geschleift wurde. Aber das war unmöglich, sie musste doch ... tot sein.
    Langsam lichtete sich der Nebel vor ihren Augen. Verschwommen sah Anna den Rücken des Werwolfs, der vor ihr ging – seine große Klauenhand umklammerte ihren Stiefel, und die Bestie zog sie hinter sich her wie ein totes Kaninchen.
    Aus irgendeinem Grund war sie noch immer am Leben. Die Kreatur schleppte sie auf eine Lichtung, wo sie einen weiteren Werwolf warten sah. Dieser war kleiner, vielleicht ein Halbwüchsiger.
    Im nächsten Moment hatte Anna verstanden. Der erwachsene Werwolf hatte sie nicht verschont; er hatte sie mitgeschleppt, um sein Junges zu füttern. Sie versuchte vergeblich, ihren Fuß aus dem eisernen Griff des Monsters zu befreien, kämpfte und kreischte: »Papa! Hilf mir, Papa!«
    Der Werwolf schenkte ihr keinerlei Beachtung. Grob packte er sie mit beiden Klauen und warf sie der jüngeren Kreatur vor, die laut aufheulte. Benommen von ihrem Sturz, war Anna zu verängstigt, um noch schreien zu können. Sie wartete auf den Angriff, als sie eine plötzliche Bewegung sah. Etwas Kleines flog durch ihr Blickfeld und bohrte sich in die Brust des jungen Werwolfs.
    Anna sah das Familienwappen, einen Halbmond, am Knauf der Waffe in der Brust der Kreatur. Es war der Silberdolch ihres Bruders!
    »Anna, lauf!«, donnerte Velkans Stimme. Sie konnte nur zuschauen, wie sich das junge Monster krümmte und laut jaulte. Velkan hatte es direkt ins Herz getroffen.
    Tot fiel es Anna vor die Füße.
    Der ältere Werwolf brüllte vor Wut und fuhr zu Velkan herum, den sie jetzt am Rande der Lichtung stehen sah. Ihr Bruder hatte sein Schwert gezogen und forderte die Kreatur offen heraus.
    Er war allein.
    »Lauf, Anna!«, schrie er.
    Da stimmte etwas nicht. Wo war Papa? Wo waren die anderen? Sie mussten sich getrennt haben, um nach ihr zu suchen. Den Revolver mit den Silberkugeln hatte bestimmt Papa, sonst hätte Velkan ihn bereits benutzt.
    Der Werwolf griff an und schlug nach Velkan, der daraufhin mit dem Schwert zustieß, das Monster am Arm traf und sich zu Boden fallen ließ. Als der Werwolf vor Schmerz heulte, sprang Velkan auf die Beine.
    Die Kreatur schlug erneut zu, und Velkan parierte mit dem Schwert und traf die Bestie am anderen Arm. Wieder heulte der Werwolf. Lange würde das nicht gut gehen: Velkan konnte ihn

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