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Van Helsing

Van Helsing

Titel: Van Helsing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Ryan
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muss dieses Geschöpf retten. «
    »Van Helsing!«, rief Carl, der immer noch durch das Gitter starrte. »Ich habe nach Rom telegrafiert, damit man über unsere Lage informiert ist.«
    Van Helsing spürte, wie sich seine Nackenhaare aufrichteten, und er wurde misstrauisch. »Und wie lautet die Antwort?«
    Carl sah ihn an, aber es kostete ihn einige Mühe. »Auch wenn Sie es schaffen, Dracula zu töten ... verlangt Rom, dass Sie Frankenstein ebenfalls vernichten.«
    Van Helsing wurde zornig. »Er ist nicht böse«, zischte er.
    »Ja, aber Rom sagt, ein Mensch ist er auch nicht«, entgegnete Carl.
    Aufgebracht kam Van Helsing auf ihn zu. »Kennen die ihn etwa? Haben die schon mit ihm gesprochen? Wie können die sich überhaupt ein Urteil erlauben?«
    »Sie wollen, dass Sie ihn vernichten, damit er niemals dazu benutzt werden kann, der Menschheit zu schaden«, sagte Carl und wich vor ihm zurück.
    Van Helsing packte ihn an der Kehle und hob ihn hoch. Er konnte dem Bedürfnis zuzudrücken kaum widerstehen. »Und was ist mit mir? Haben Sie Ihnen gesagt, was aus mir wird? Ihnen erklärt, wie Sie mich töten sollen? Wie ist der richtige Winkel des Pflocks beim Eindringen in mein Herz? Wie viel Silber muss in jeder Kugel sein?«
    Van Helsing merkte, wie seine Stimme tiefer wurde. Immer fester schlossen sich seine Finger um Carls Hals. Plötzlich ging Anna dazwischen und versuchte, die beiden zu trennen, aber Van Helsing ließ nicht locker. Er fühlte sich stärker als jemals zuvor.
    »Nein ... das mit Ihnen ... habe ich weggelassen«, krächzte Carl.
    Natürlich. Carl war sein Freund. Er versuchte nur, ihm zu helfen. Van Helsings Wut flaute ab; er schämte sich. Der Ordensbruder sank nach Atem ringend zu Boden. Van Helsing sah auf seine Hände: Sie zitterten. Mit all seiner Willenskraft gelang es ihm, sich zu beherrschen. Er ballte die Hände zu Fäusten und atmete tief durch. Das Werwolfgift stärkte nicht nur seine Sinne. Auch die Wut... den Wahnsinn ...
    Van Helsing warf Anna einen Blick zu. »Es fängt an«, sagte er, aber wie er an ihrem Gesicht ablesen konnte, wusste sie es bereits.

13
     
    Als er die Kutsche zurück nach Transsilvanien lenkte, gelangte Van Helsing zu der Einsicht, dass er sich tatsächlich veränderte. Es ließ sich nicht leugnen. Sein Geruchssinn und sein Gehör waren erstaunlich gut, und sogar sehr kleine Tiere konnte er auf große Entfernung erkennen: Er sah mit den Augen eines Raubtiers.
    Er hatte seit Tagen nicht geschlafen und fühlte sich doch besser als je zuvor – jedenfalls besser als in den Jahren, an die er sich erinnern konnte. Stärker, energiegeladener, lebendiger.
    Es würde nicht mehr lange dauern. Bald verwandelte er sich in ein Monster. Er wollte die nahende Veränderung zwar mit aller Kraft bekämpfen – mit allen Waffen seines persönlichen Arsenals –, aber der Fluch würde trotzdem über ihn kommen. Bis das geschah, blieb er allerdings ein Mensch. Er hatte einen freien Willen und konnte sich aussuchen, wie er seine letzten Stunden verbringen wollte.
    Er wollte Frankenstein retten. Sein letzter Auftrag sollte nicht mit einem Akt der Zerstörung im Namen Gottes und der Kirche enden: Er wollte ein unschuldiges Leben retten. All seine widersprüchlichen Pflichten und Loyalitätsgefühle fielen von ihm ab und wurden von dem einfachen Wunsch zu helfen abgelöst. Der Kardinal würde toben – sollte er doch!
    Und dann war da noch Dracula ...
    Van Helsing wusste, dass er den Vampir vernichten musste, wenn er Frankenstein und Anna in Sicherheit wissen wollte. Es ging zwar auch um die Rettung der Welt, doch Van Helsings Welt war plötzlich sehr klein geworden. Diesmal würde er nicht für den Vatikan kämpfen oder für die Menschheit: Er würde kämpfen, damit ein Unschuldiger Frieden fand; damit das kleine Mädchen, das im Innern der mutigen Prinzessin wohnte, das Meer sehen und glückliche Augenblicke erleben konnte.
    Wenn er beim Kampf für diese Dinge starb, dann sollte es ihm recht sein.
    Es war spät am Nachmittag, als Schloss Frankenstein in Sicht kam. Van Helsing sondierte das Gelände mit seinen Raubtiersinnen. Nichts. Nur ein ganz schwacher Hauch von Fäulnis lag in der Luft, als er die Pferde den letzten Kilometer im Galopp durchpreschen ließ.
    Als sie vor dem Schloss ankamen, war Anna mit gezogenem Schwert aus der Kutsche, noch ehe Van Helsing überhaupt einen Fuß auf den Boden setzen konnte. Carl stieg einen Augenblick später aus und verteilte Fläschchen mit

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