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Van Helsing

Van Helsing

Titel: Van Helsing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Ryan
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Dracula!«, verkündete Anna.
    Carl war nirgendwo zu sehen, aber sie konnten nicht länger auf ihn warten. Van Helsing marschierte auf das Schloss zu. Als er von hinten Lärm hörte und sich umdrehte, kam der Ordensbruder aus dem Spiegel. Carl sah mit großen Augen zu der Festung auf, die eindeutig mit der Absicht geschaffen worden war, dass jeder, der sie erblickte, vor Angst erzitterte. Auch bei dem Geistlichen trat die gewünschte Wirkung ein: Er drehte sich um und rannte direkt wieder in den Spiegel.
    Carl schlug mit der Nase dagegen, prallte ab und landete auf seinem Allerwertesten. Damit stand fest: Der Spiegel war eine Einbahnstraße. Van Helsing hatte nichts dagegen, denn um diese Mission zu beenden, musste er nicht wieder auf die andere Seite.
    »Warten Sie!«, rief Carl und kam wieder zurück zu ihm und Anna.
    Sie gingen direkt zum Tor des Schlosses. Diese Schlacht würde ohne Umwege geschlagen. Das massive Tor war aus Eisen, zugerostet und obendrein mit einer dicken Eisschicht überzogen. Der Querbalken darüber befand sich in gut neun Metern Höhe und war unerreichbar.
    »Haben wir einen Plan? Es muss ja nicht gleich so einer sein wie der von Wellington bei Waterloo, aber irgendein Plan wäre doch ganz nett«, meinte Carl.
    »Wir gehen rein und halten Dracula auf«, entgegnete Van Helsing trocken.
    »Und töten alles, was sich uns in den Weg stellt«, fügte Anna hinzu.
    Carl wich zurück. »Und wie wollen Sie das anstellen?«
    Keine Zeit, dachte Van Helsing nur und packte Carl und Anna am Kragen. Ohne lange zu überlegen, lief er an dem Tor hoch – obwohl es mit Eis überzogen war. Eigentlich war so etwas unmöglich ...
    Aber Van Helsing tat es trotzdem. In diesen wenigen Sekunden machte er sich die ganze Macht des Werwolffluchs zu Nutze. Er trug die Prinzessin und den Ordensbruder das Tor hoch und auf der anderen Seite wieder hinunter. Weil er den Abstieg abbremste, erreichten sie den Boden mit einer weichen Landung.
    Anna und Carl standen regelrecht unter Schock. Er konnte sich vorstellen, wie den beiden zu Mute war. »Ich bin ja froh, aus der Kälte heraus zu sein, aber das ist sicher kein gutes Zeichen«, bemerkte Carl.
    Dann kamen sie: die Schmerzen, ohne Vorwarnung und mit voller Wucht. Van Helsing krümmte sich, und sein Körper zuckte, als tobten in seinem Inneren wahnsinnige Krämpfe.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Anna.
    Van Helsing spürte etwas Seltsames in seinem Gesicht, und ihm verschwamm alles vor Augen. Dann ging der Anfall vorüber, und er war wieder er selbst... zumindest so sehr er selbst, wie er es so schnell nicht noch einmal sein würde. Aber er durfte nicht an die Zukunft denken – er hatte eine Mission und eine letzte Chance, das zu retten, was noch von seiner Seele übrig war.
    Sie standen nun in einer weitläufigen Empfangshalle mit hohen Decken und Säulen. Der Größe der Halle nach zu urteilen, war sie nicht für jemanden gedacht, der an das Gesetz der Schwerkraft gebunden war. Die Wände waren fast vollständig mit den Kokons von Draculas Nachkommen bedeckt – es waren Tausende, dicht an dicht, und in allen steckten Drähte.
    »Oh, mein Gott, wenn er die alle zum Leben erweckt...«, setzte Anna an.
    »... dann wird aus der ganzen Welt ein riesiges Büffet«, beendete Carl den Satz.
    Lärm. Jemand kam näher. Van Helsing sah Draculas Diener, den Anna Igor genannt hatte. Er kam mit einem dicken Bündel Kabel und Elektroden um die Ecke. Ruckartig blieb der bucklige kleine Mann stehen und sah die drei überrascht an.
    »Wie ...? Wie konnten ...? Das ist doch nicht möglich!«, keuchte er, fasste sich jedoch schnell, ließ alles fallen und rannte davon wie ein geölter Blitz. Van Helsing holte rasch eines seiner kreisrunden Sägeblätter hervor und warf es nach ihm. Das Geschoss zischte durch die Luft, erwischte Igor am Ärmel und nagelte ihn an die Wand.
    »Bitte! Bitte töten Sie mich nicht!«, flehte der Bucklige, als Van Helsing näher kam.
    »Und warum nicht?«
    »Äh, also, ich ...« Offenbar fiel Igor kein guter Grund ein.
    Van Helsing auch nicht. Er riss das Sägeblatt aus der Wand und holte aus, um der bösen Kreatur ein Ende zu machen, als er vertraute Laute vernahm: Irgendwo in der Nähe brüllte Frankenstein. Die Rufe kamen aus einem Fenster mit Gitterstäben gleich neben Igor. Van Helsing hörte Kettengerassel und entdeckte hinter den Stäben einen Flaschenzug. Er hielt eine Fackel in das Fenster und blickte in einen tiefen Schacht, der in das Gestein gehauen

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