Van Helsing
andere einen großen Schraubenschlüssel.
Die Kreaturen waren sehr schnell, und noch wenige Tage zuvor hätten sie ihm ernste Schwierigkeiten bereitet. Nun griff er einfach mit einer Hand die Eisenstange, sprang auf und verpasste dem Dwerger mit dem Schraubenschlüssel einen kräftigen Tritt in den Magen. Der andere wollte, selbst als er die Eisenstange hob, nicht loslassen.
Schließlich schleuderte Van Helsing die Stange mitsamt dem Dwerger in die Luft. Die Kreatur flog über die hüfthohe Brüstung und segelte ins Nichts.
Van Helsing drehte sich zu dem anderen Dwerger um, der wieder auf den Beinen war und ihn tatsächlich angreifen wollte. Es war die letzte mutige Tat seines Lebens im Dienste Draculas: Mühelos warf Van Helsing ihn seinem Kameraden hinterher.
Dann war er sofort bei Frankenstein. Donner grollte, und ringsum zuckten Blitze. Bestürzt sah er, dass die drei Metallbügel, von denen die Schöpfung festgehalten wurde, an Bolzen geschweißt waren, die mitten in seiner Brust steckten.
In Frankensteins Gesicht malten sich Überraschung, Dankbarkeit und ... Freude darüber, ihn zu sehen. Van Helsing nickte.
»Es wird wehtun«, sagte er.
Der Hüne biss die Zähne zusammen. »Ich bin Schmerzen gewöhnt.«
Das glaubte Van Helsing ihm nur zu gern. »Wenigstens weißt du so, dass du noch lebst.«
Mit seiner neu gewonnenen Stärke riss er den ersten Metallbügel mühelos heraus. Frankenstein verzog das Gesicht, gab aber keinen Laut von sich.
Noch ehe Van Helsing den nächsten Bügel lösen konnte, schlug ein Blitz in den Konduktor im Käfig ein. Im hohen Bogen flog er durch die Luft und hörte Frankenstein brüllen.
Nach dem schmerzhaften Aufprall spürte Van Helsing, wie er fiel. Er schlug verzweifelt um sich und bekam gerade noch eine Kante zu fassen, an der er sich festklammern konnte. Nun baumelte er in vielleicht zweihundert Metern Höhe an den Zinnen des Turms, und unter ihm tat sich eine vereiste, dunkle Schlucht auf.
Mit zwei Fingern hing er an den Steinen ... nur zwei Finger entschieden zwischen Leben und Abgrund. Noch wenige Tage zuvor wäre der Kampf an dieser Stelle beendet gewesen, aber seitdem hatte sich einiges verändert.
Van Helsing zog sich hoch und tastete umher, bis er mit beiden Händen festen Halt gefunden hatte.
Dracula sah auf, als der Blitz in den Käfig einschlug und ein Energiestoß aus der Apparatur schoss. Er jagte durch die Kabel und Geräte, die augenblicklich vor Überlastung zerbarsten. Ohrenbetäubende Explosionen. Überall Flammen und Funken. Einer der Dwergi fing Feuer, wurde von einem Dynamo weggerissen und durch die Luft geschleudert.
»Gib mir LEBEN!«, brüllte der Graf in das Gewitter.
Er spürte, wie die Energie aus dem Laboratorium durch alle Türen, sämtliche Ritzen und das Gestein nach draußen drang. Sie jagte durch die Kabel zu seinen Kindern, und er konnte fühlen, wie die Energie – das Leben – in ihre Körper strömte.
Anna rappelte sich mühsam auf, als Aleera mit einer schier unerträglichen Ruhe auf sie zukam. Die Prinzessin lief auf die Wand zu und riss eine Fackel aus der Halterung. Mit einem Fuß stieß sie sich von der Wand ab, machte einen Salto rückwärts und stieß die Fackel in Aleeras Richtung. Die Vampirin lächelte fast unmerklich und blies die Flammen einfach aus. Dann löschte sie eine der Fackeln, die an der Wand hingen. Dann noch eine. Und noch eine. Wenige Augenblicke später war es stockfinster.
Aleera konnte im Dunkeln sehen, wodurch sie natürlich erheblich im Vorteil war. Als wäre sie das nicht sowieso schon!, dachte Anna und stolperte auf die Wand zu. Sie tastete sich an ihr entlang und versuchte sich zurechtzufinden. Sie brauchte Spielraum, Platz zum Manövrieren.
Endlich fand sie das Gittertor, mit dem der Ausgang versperrt war. Wenn sie nur fliehen könnte ... Ein greller Blitz erhellte den Treppenabsatz, und Anna sah Aleera dort draußen stehen. Um ihre Lippen spielte ein amüsiertes Lächeln. Bevor die Prinzessin reagieren konnte, kam ihr die Faust der Vampirin entgegen. Der Schlag traf sie mit der Wucht eines Vorschlaghammers, und sie segelte quer durch den Raum. Für einen Moment wurde ringsum alles schwarz, aber sie kämpfte dagegen an und zwang sich, bei Bewusstsein zu bleiben.
Was auch immer als Nächstes kam, Anna wollte ihm mit offenen Augen entgegentreten. Völlig erledigt rollte sie sich auf die Seite. Sie musste wieder auf die Beine kommen. Schon spürte sie einen Windstoß, dann wurde sie unvermittelt
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