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Vanilla aus der Coladose

Vanilla aus der Coladose

Titel: Vanilla aus der Coladose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Hierteis
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weg?«
    Vanilla nickte kleinlaut.
    Laili starrte sie an. »Wie . . .wie kann das sein? Das Terrarium ist doch verschlossen.«
    »Ich . . .« Vanilla zögerte. »Der Deckel war irgendwie nicht richtig zu«, erklärte sie vage.
    Lailis grüngraublaue Nordseeaugen verdunkelten sich. Jetzt wurde ihr klar, warum das Flaschengeistmädchen wie vom Erdboden verschluckt gewesen war, obwohl sie die ganze Wohnung nach ihr abgesucht hatte – die ganze Wohnung außer . . .
    »Va
hicks
nilla?«, sagte sie. »Was hattest du in Olafs Zimmer zu suchen?
Hicks?«
    »Ich? . . . In Olafs Zimmer? Wie kommst du darauf?« Vanilla sah sie unschuldig an.
    Als Laili nichts sagte, räusperte sie sich. » Ich . . . ich wollte nur mal ganz kurz die Schlange angucken . . . Ich muss doch wissen, worauf ich mich da einlasse . . .« Vanilla sah sie zerknirscht an.
    Laili schüttelte den Kopf, verkniff sich aber eine schnippische Bemerkung, weil Vanilla so unglücklich auf ihre beringten Zehen starrte. Außerdem war jetzt keine Zeit für Diskussionen. Sie mussten Fräulein Müller wieder einfangen. Am besten noch bevor jemand merkte, dass sie weg war.
    »Okay«, sagte sie. »Wohnungsdurchsuchung. Aber unauffällig.«
    Laili und Vanilla durchkämmten die Wohnung von oben bis unten, von vorne bis hinten und von links bis rechts. Sie krochen unter Tische, guckten unter Stühle, hinter Regale und in die Kübel der Topfpfanzen, lüfteten mit bebenden Händen Teppiche, durchwühlten mit spitzen Fingern den Wäschekorb und zogen jede Schublade und Schranktür auf, immer ängstlich darauf bedacht, keinen Argwohn zu erregen.
    Mama und Olaf waren zum Glück ausgeflogen. Und Bernd war zu sehr in die Post vertieft, die sich während des Urlaubs angesammelt hatte. Er lag rücklings auf seiner Dichtercouch, streckte seinen Bauchansatz in die Luft und murmelte ständig »Halsabschneider!« oder »Diese Blutsauger!« vor sich hin.
    Boff!
, stießen Laili und Vanilla mit den Köpfen zusammen, als sie unheimlich unauffällig unter sein Sofa spähten. Laili rieb sich die Stirn. Für einen Geist hatte Vanilla eine ganz schön harte Birne. Sie sah ängstlich nach oben. Ob Papa etwas gemerkt hatte?
    Aber der raufte sich nur die Haare und warf einen Stapel Rechnungen zu Boden.
    Laili gab Vanilla ein Zeichen, sich zu verdrücken. Jetzt blieb nur noch Mathildas Zimmer.

    Laili zog die angelehnte Tür weiter auf. Vanilla lugte ihr über die Schulter. Auch wenn sie es gewollt hätten, hätten sie den Raum nicht betreten können, denn der Boden war mehrere Zentimeter hoch mit Bauklötzchen, Legosteinen und anderem Krimskrams bedeckt. Im Kinderbett türmten sich Kuscheltierberge. Inmitten dieses Chaos stand Mathilda mit rosa Glitzerflügeln auf dem Rücken und einem Plastikzauberstab in der Hand, an dessen Ende sich ein rosa Federpuschel befand.
    »Du, Mathilda . . .«, setzte Laili an.
    Die Kleine fuhr herum und deutete mit ihrem Zauberstab anklagend auf die beiden Mädchen. »Weg, ihr bösen Hexen!«, schrie sie in ihre Richtung und stach mit ihrem Zauberstab in die Luft, als wäre er ein Degen.
    »Ja, keine Aufregung. Wir gehen gleich wieder«, sagte Laili in beschwichtigendem Tonfall. »Ich wollte dich nur fragen, ob du vielleicht zufällig Fräulein Müller gesehen hast. Hier in deinem Zimmer.«
    »Nein!«, schrie Mathilda. Aber das hieß nicht viel, denn sie sagte eigentlich immer und zu allem Nein. Auch auf Fragen wie: »Willst du Marmelade oder Honig auf dein Frühstücksbrot?«
    »Ganz sicher nicht?«, wagte Laili nachzuhaken.
    Diesmal fuchtelte Mathilda so wild mit ihrem Zauberstab, dass sich eine Feder löste und zu Boden segelte. »Ihr seid böse Hexen!«, kreischte sie. »Weg! Weg, ihr Hexen! Zaub, zaub! Ich hab euch verzaubert! Ich mach dich kaputt, du böser Geist!« Bei diesen Worten funkelte sie Vanilla an.
    »Aber ich bin doch ein lieber Geist«, widersprach die und zwinkerte Laili zu, woraufhin Mathilda mit dem Puschelstab auf alles schlug, was ihr in die Quere kam: Regale, Bücher, Bett, Klötzchen.
    Laili zuckte nur mit den Schultern und machte die Tür wieder zu. Sollte Mathilda sich doch eine andere Hexe suchen.
    »Gruuuuh! Ahhhh!«, hörten sie Mathilda drinnen schreien. »Ich reiß dir die Augen ab, du alte Hexe!«
    Laili und Vanilla trotteten in Lailis Zimmer zurück, um Kriegsrat zu halten. Einerseits waren sie heilfroh, dass ihnen bei ihrer Suche keine fiese Giftschlange mit weit aufgerissenem Rachen und entblößten Giftzähnen entgegengezischt

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