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Vanilla aus der Coladose

Vanilla aus der Coladose

Titel: Vanilla aus der Coladose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Hierteis
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doch nur die Blätter und Binsen des Schilfgrases. Tapfer lief sie weiter. Der dunkle Boden unter ihren Füßen wurde sumpfig.
    Vanilla war ein paar Meter hinter Laili stehen geblieben. »Laili, hier kommen wir nicht weiter!«, rief sie ihr zu.
    Laili sah sich verzweifelt um. Sie quiekte auf, als ein Frosch neben ihr in ein Wasserloch hopste. Von einer Schlange keine Spur. Nur dieses leise Rischelraschel, das sie ganz kribbelig machte.
    Vanilla hatte ausnahmsweise mal recht. Hier kamen sie nicht weiter. Bedrückt machten sie sich auf den Rückweg zur Liegewiese, als auf einmal ein schriller Schrei die Raschelstille zerriss.
    Die Schlange!, durchzuckte es Laili. Jetzt ist es passiert! Vanilla dachte anscheinend dasselbe, denn wie auf Kommando rannten sie beide los.
    Auf der Wiese entdeckten sie eine junge Frau, die aus dem Wasser stieg und hektisch ein paar Meter vom Ufer wegrannte. Sofort wurde sie von anderen Badegästen umringt, die wissen wollten, was geschehen war. Laili und Vanilla drängelten sich nach vorne, um auch etwas mitzubekommen.
    Die Frau bibberte. Aus ihren nassen Haaren rann ihr Wasser übers Gesicht und tropfte von Kinn und Nase. »Da . . .«, stieß sie mit bebender Stimme hervor und deutete auf den See hinaus, in Richtung der kleinen Insel. »Da war irgendwas . . .im Wasser. Irgendein Vieh. Es . . . es hat mich am Bein berührt.« Sie schauderte und lächelte schwach einen älteren Mann an, der ihr ein Handtuch um die Schultern legte. »Danke.«
    »Jetzt beruhigen Sie sich erst mal. Ist ja nichts passiert«, sagte der Mann.
    »Das war sicher nur ein Fisch, Kindchen«, schaltete sich eine füllige ältere Dame in einem froschgrünen Badeanzug mit rosa Rüschen ein. »Kein Grund zur Aufregung.«
    Die junge Frau schüttelte den Kopf. »Aber es war ganz lang und dünn! Es war . . . grässlich!«
    »Dann war es ein Aal«, meinte die Froschfrau.
Lang und dünn?
Laili und Vanilla warfen sich einen vielsagenden Blick zu. Sie wussten beide, dass das
kein
Aal gewesen war. Das konnte nur eines bedeuten: Fräulein Müller nahm gerade ein Bad. Und das wiederum bedeutete, dass sie schleunigst auf den See hinausmussten. Sie verdrückten sich unauffällig aus der Menschentraube.

    »Da! Wir nehmen das Boot!« Laili wies auf ein kleines quietschgelbes Schlauchboot, das herren-, damen- und kinderlos am Ufer lag.
    Vanilla zögerte. »Aber wir können doch kein Boot klauen.«
    »Sollen wir lieber die Schlange fröhlich da draußen herumpaddeln lassen?«, fragte Laili. Sie war auch nicht ganz und gar glücklich damit, ein Boot zu kapern. Aber dass Vanilla damit ein Problem hatte, wunderte sie. Was Lailis Klamotten und Schokoladenvorräte anging, war das Flaschengeistmädchen weniger zimperlich gewesen. »Außerdem leihen wir es uns ja nur«, fügte sie hinzu – auch um sich selbst zu beruhigen.
    Vanilla wiegte den Kopf hin und her.
    »Oder hast du eine bessere Idee? Fräulein Müller ist schließlich
gefährlich

    Vanilla wackelte unglücklich mit den Zehen.
    »Komm! Wie die Piraten!«, spornte Laili sie an.
    Vanilla seufzte. »Na gut. Piraten.«

H au ruck!« Mit vereinten Kräften hievten Laili und Vanilla den Wäschekorb ins Boot, dann stieg das Flaschengeistmädchen ein.
    »Warte, das Boot ist doch noch gar nicht im Wasser«, sagte Laili, aber Vanilla tat, als hätte sie nichts gehört.
    Laili seufzte. Flaschengeister waren keine große Hilfe. Aber jetzt war keine Zeit für einen Streit, denn sonst merkten die Leute, denen das Boot gehörte, noch etwas.
    Also biss sie die Zähne zusammen und verpasste dem Boot einen kräftigen Schubs, sodass es die kurze, flache Böschung hinunterrutschte und mit einem lauten Platschen im Wasser landete.
    Vanilla kreischte, als das Wasser spritzte und das Boot wild hin und her schaukelte. »Pass doch auf!«
    Aber Laili grinste nur. Geschah ihr recht, dem Prinzesschen! Die sollte sich nicht so anstellen, als wäre sie aus Zucker. Laili zog ihre Schuhe aus, watete ein Stück ins Wasser und kletterte dann zu Vanilla ins Boot, die ihr schon die Ruder hinhielt.
    »Ich halte nach Fräulein Müller Ausschau«, erklärte sie. »Rudern ist nichts für Flaschengeister.«
    Laili verdrehte die Augen, setzte sich mit dem Rücken zur Fahrtrichtung zurecht und zog die Ruder kräftig durch. Erst einmal fuhren sie zwei Runden im Kreis. Dann hatte sie den Bogen – oder vielmehr die Gerade – raus und steuerte das Gummiboot auf den See hinaus. Vanilla indes kniete leicht verkrampft im Boot und

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