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Vanilla High (German Edition)

Vanilla High (German Edition)

Titel: Vanilla High (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Milk
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einiges billiger gekommen und sie hätten ein gutes Geschäft gemacht.“ Dies sind die ersten Worte, die Peter Thiel an mich richtet. „Soweit ich informiert bin, hat unsere Insel für die Informationen ein Life Center aufzubauen einen beträchtlichen Betrag erhalten. Die genauen Zahlen sind mir unbekannt.“ - „Es gibt eine Übereinkunft zum Stillschweigen“ - „Haben sie keine Angst, Herr Thiel, dass dieser Prototyp nicht funktioniert.“ - „Ich bin mir sehr sicher, dass er funktioniert. Ein bisschen wohler wäre mir natürlich, wenn ich mich auf ihrer Insel behandeln lassen könnte. So weit mir bekannt ist, gibt es dort keine Komplikationen“ - „Bei zehntausend Behandlungen gibt es vielleicht ein größeres Problem. Meines Wissens ist noch niemand auf Reunion an den Folgen der Behandlung gestorben.“ Ich erwähne das fast stolz, so als ob ich mich völlig mit diesem Programm identifiziere. De Grey setzt seinen Monolog und seine Führung fort. Es zeigt sich, dass eine essentielle Anlage des Life Centers in unmittelbarer Nähe der Toilette liegt. Ich bin beruhigt. Ich lasse den alten Mann reden, werde noch ein paar Fragen an Peter Thiel stellen, was die ökonomischen Aspekte ihres Programms betrifft, ansonsten wünsche ich mich in mein Hotelzimmer zurück, mit einem Fläschchen Gin oder nicht. 
     
    Ich habe zu Gott gebetet; ich weiß, dass das eigentlich albern ist, weil Gott sich nicht in die geringfügigen Angelegenheiten auf dieser Welt einmischt. Es gab Größeres, für das gebetet wurde, Schlimmeres, was durch die Gebete nicht verhindert wurde. Im Prinzip gibt es eine gute empirische Basis, dass Gebete den Lauf der Geschichte nicht wesentlich verändern. Es gibt Christen, die sehen das anders; sie sind davon überzeugt, dass sie den Segen Gottes abkriegen können, und es gibt welche, die glauben, dass Gott sich nie in die Geschichte der Welt eingemischt hat. Für sie ist Jesus nur ein Mensch; sie glauben nicht an die fleischliche Auferstehung; sie beziehen sich auf Jesus, haben aber eigentlich keine Berechtigung, sich Christen zu nennen. Ich orientiere mich an der offiziellen Lehre der katholischen Kirche, die einiges offen lässt, und stehe also irgendwo in der Mitte. Mein Gebet hat symbolische Bedeutung; ich drücke damit mein Bewusstsein aus, mit meiner Tat nicht gegen die göttlichen Gebote verstoßen zu haben. Kommen bei dem Anschlag Menschen zu schaden, habe ich ein Problem. Ich bin mir darüber bewusst, dass es Menschen gibt, Christen, die sich an Gott wenden, damit er das Gelingen des Life Center Projekts unterstützt. Das Projekt hat das Wohlwollen der amerikanischen Regierung, die vollständig aus fundamentalistischen Christen besteht. Sie kümmern sich nicht um eigene Widersprüche, weil das Interesse der Reichen und Privilegierten leben zu wollen, dem entgegensteht. Im Prinzip leugnen sie ja sogar die Lehren Darwins, aber Manipulationen an der menschlichen DNA lassen sie zu. Ich habe es geschafft. Ich habe meinen kleinen bescheidenen Anteil für den Erhalt der alten Menschheit geleistet. Vielleicht ist es ja doch möglich, dass sich Parallelgesellschaften bilden, die friedlich nebeneinander leben wollen. Es gibt sie, die Menschen, die nicht unsterblich sein wollen, die nicht ein übermäßig hohes Alter erreichen wollen. Für sie ist instinktiv die Idee der potenziellen Unsterblichkeit eine Perversion, aber ich weiß nicht, wie viele es sein werden. Elisabeth denkt so, ich denke so, einige Intellektuelle auf meiner Insel denken so. Möglicherweise wird sich ihre Anzahl verringern, wenn sich die Menschen an die Idee der potenziellen Unsterblichkeit gewöhnt haben; es ist ungewiss. Ich habe nach meiner Überzeugung gehandelt, habe mir mehr als eine Flasche Roten verdient, ein paar Kekse, um mich enger mit meinem privaten Kosmos kurzzuschließen. Aber es gab zur Belohnung von de Grey kein Fläschchen Gin. Der Alte wird Freitag Morgen böse aufwachen, vermutlich beginnt sein Tag kurz nach drei Uhr fünfzehn, und es wird ein sehr miserabler Tag in seinem Leben sein. Ich hoffe, die Bombe ist zerstörerisch genug. Es ist unwiderruflich; ich müsste mich schon opfern. Nach der Führung im Life Center, die etwa zwei Stunden dauerte und die mich nochmals auf eine andere Toilette brachte – diesmal lies ich meine Arbeitstasche zurück, ich habe keine Geheimnisse – das Abführmittel wirkte sehr gründlich, zog ich mich kurz auf mein Hotelzimmer zurück, legte mich aufs Bett, dachte an alles.

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