Vanilla High (German Edition)
besser jetzt. Wann zieht sich die Schlinge zu? Es ist später Nachmittag. Ich habe jede Menge Gin und jede Menge Ganja oder was immer in diesen Keksen stecken mag, intus. Mir erscheint Alina, wenn ich diese Kekse nehme, aber auch Elisabeth und Fanny habe ich gesehen. Es öffnet sich diese Welt der Wünsche, aber ich bin zugleich paranoider. Ganja hat mich nie paranoid gemacht. Aber jetzt, die Visionen um Elisabeth und Alina, ein Blick auf einen Hintern und ich bin paranoid. Wie kann ich hier flüchten? Soll ich versuchen, unsere Botschaft in Washington zu erreichen. Die USA haben fast die Ausmaße des Indischen Ozeans. Ich werde ziellos mit meinem Ford fahren, bis ich die Ostküste erreiche. In Washington ist eine Botschaft von La Reunion, in Montreal lebt Fanny Michelin die mir weiterhelfen könnte. Ich erinnere mich an die Brüste von Fanny Michelin. Groß, schwer, Zentrum meiner Fantasien, nachdem sie in den Staaten zurückgekehrt war.
Ich muss aufbrechen, morgen ist es zu spät. Packe hastig meine Sachen zusammen. Den Gin nicht vergessen, der auf einen Vorrat von zwei Flaschen gewachsen ist. Jeden Tag ein Paket. Der Brief sagt alles, wer auch immer ihn geschrieben hat. Ich bin der Hauptverdächtige eines perfiden Anschlags. Ich habe in den Nachrichten über den Anschlag gehört. Es gab größeren Sachschaden. Menschen wurden angeblich nicht verletzt. Ich werde eine neue elektronische Identität annehmen, Jonathan Smith, ein Brite, ein doch eher merkwürdiger Tourist. Der Koffer ist gepackt, meine Taschen. Ich darf im Hotel nicht ausloggen, möglicherweise informiert das Hotel Pacific die Behörden. Besser ich lasse den Koffer mit meinen Kleidungsstücken zurück, nehme mir das wichtigste in meinen zwei Taschen mit. Das meiste der Wäsche ist eh verbraucht. Den Gin nehme ich auf jeden Fall mit. So mache ich es, so fällt es vielleicht nicht auf. Ich stehle mich aus dem Hotel Pacific, in der Hoffnung, dass nicht jetzt schon eine Fahndung nach mir beginnt. Morgen früh werde ich schon einige Kilometer von Vancouver entfernt sein. Richtung Osten, Richtung Fanny, Richtung Reunion. Eigentlich führt hier fast jede Richtung nach Reunion, dass auf der anderen Seite des Erdballs liegt, etwas näher am Äquator, aber über den Pazifik kann ich mit meinem Gefährt nicht fahren. Ich packe den Ford, gehe zurück und kaufe noch eine Flasche Wasser. Ich werde Richtung Calgary fahren, aber zuerst in Gegenrichtung, dann nehme ich meinem Auto seine Identität und bin ab sofort Jonathan Smith, britischer Weltenbummler. Ich muss nach Hope, schon ein Stück in Richtung Calgary. Dort steht ein baugleicher Wagen in einer Garage. Mein Ford wird dessen Identität annehmen. Ich fahre Richtung Süden, es beginnt zu dämmern. Ein Parkplatz wird angekündigt. Ich dirigiere das Auto dorthin. Mit wenigen Griffen entledige ich mich der Identität meines Autos, die sich nun in einem Abfalleimer befindet, nebst meinem eigenen Ich. Adieu Arul Ramassamy! Autos werden mit Sicherheit getrackt. Irgendein perfides Datenbanksystem weiß immer, wo jedes Auto steckt. Elisabeth sagte, dass sie nicht sicher sei, ob dies nicht auch für Ausländer gilt. Ab hier werde ich zeitweise ohne Identität unterwegs sein. Meine neue Identität liegt in einem Faradayschen Käfig. Es gibt ein abgelegenes Ferienhaus in Hope mit Garage. Dort soll sich Jonathan Smith aufhalten, der von dort seine Reise nach Osten startet. Ich weiß nicht, wie der LCL das hingekriegt hat. Wie viele Datensysteme mussten manipuliert werden, damit meine neue Existenz geschaffen wurde? Überall an den größeren öffentlichen Plätzen sind Kameras, die ihre Daten an Computer weiterleiten, die eine automatische Gesichtserkennung vornehmen. Es macht keinen Sinn, meine alte Identität zu vernichten, da andere Bildquellen sofort verfügbar sind. Ich verlasse den Parkplatz, das Ziel in Hope ist eingegeben. Mein Auto ist nun ein Geist. Ich weiß nicht, wie ausgeprägt die Überwachungsmentalität der amerikanischen Behörden ist. Meines Erachtens ist es ein leichtes, ein Auto ohne Identität aufzuspüren. Die Geisterfahrt geht los, führt mich nicht mehr zurück in die Stadt. Ich nehme einen kräftigen Schluck Gin und verlasse mich auf Elisabeth, die behauptet hat, dass man ein paar Stunden Fahrt in ländlicher Gegend riskieren könnte, ohne entdeckt zu werden. Sie muss es wissen, der LCL hat die Erfahrung, oder ich bin nur ein Bauernopfer. Aber das hätte Elisabeth nie zugelassen. Elisabeth
Weitere Kostenlose Bücher