Vanilla High (German Edition)
nachdem wir das Gebäude betreten hatten, nach einer Toilette fragte, meinen Durchfall erwähnte. Thiel führte mich zu einer der Toiletten, in der ich problemlos mit meiner Tasche verschwand. Der Austausch des Papiers ging dann sehr schnell, Original und Bombe unterscheiden sich etwas, aber der Unterschied ist nicht besonders auffällig. Das Original fügte ich zu anderen Rollen. Im Übrigen sorgten meine nicht simulierten Darmkrämpfe, dass ich mich länger an diesem Ort aufhalte. Die Alten werden Geduld haben; auch Unsterbliche werden Durchfall bekommen. Noch ein bisschen Angstschweiß, aber ich habe es geschafft. Die Rolle sieht so unauffällig aus und ich könnte mich an ihr bedienen, um mein Geschäft zu beenden. Arul, der Terrorist! Vermutlich ist das mein erster und letzter Anschlag. Es hat keinen Sinn, ähnliche Anschläge auf Reunion durchzuführen. Ich bediene die Wasserspülung. Danach wasche ich mir gründlich die Hände. Der Luftabzug funktioniert nicht richtig, sodass mein Gestank eine Weile hier verbleiben wird. Ich und meine Tasche verlassen die Toilette. Ich höre die Stimmen der Alten. „Entschuldigung, hat etwas länger gedauert. Übrigens funktioniert die Lüftung nicht richtig.“ In dem Bau laufen erwartungsgemäß noch andere Menschen herum, was natürlich ist, da dieser Bau noch nicht fertig ist. Ich habe meine Kamera ausgepackt und die Aufzeichnungen gestartet. Aubrey de Grey hat einen Monolog begonnen. Er holt etwas mit Theorie aus, von der ich so wenig verstehe. Er spricht von der Hayflick-Grenze, die dem konventionellem Leben eine Grenze setzt, er spricht von der Aufhebung der Hayflick-Grenze, von Immunstabilisierung, Apotose. Ich frage nicht weiter nach; im Grunde bin ich auch daran nicht interessiert, mir von Aubrey de Grey die Technik und Wissenschaft der Tabok erklären zu lassen. Das Life Center hat selbst eine Grundfläche von sechshundert Quadratmeter und drei Stockwerke. Schlecht vorstellbar, dass hier nur drei Patienten pro Monat durchgeschleust werden können, aber wie gesagt, ich habe von dieser Technik keine Ahnung. Ich will diese Technik gar nicht verstehen. Mich interessieren die sozialen Implikationen dieser Technik, auch die psychologischen Aspekte der potenziellen Unsterblichkeit. Ich lasse de Grey reden, ohne ihn zu unterbrechen. Der alte Mann hat sich mit diesem Gebäude seinen Traum erfüllt, nun lallt er mich mit Fakten zu, wie dieses Gebäude funktioniert. Er spricht von Gefahren, von unerwünschten Zellmutationen, von der Krebsgefahr, die die Veränderung mit sich bringt. Ich wünsche mir, dass der Knall so groß ist, dass seine geplante Behandlung auf einen unbekannten Zeitpunkt verschoben wird. Er soll nicht an unbekannten Mutationen verrecken oder an dem Krebs, der stimuliert wird, wenn man Hand an die Zellen legt. Die Tabok haben das im Griff, sie hatten das auch erstaunlich schnell bei den Menschen im Griff, so als ob sie schon immer die menschliche Biologie gekannt hätten. Reunion hat bewiesen, dass Menschen die Maschinen, die nötig sind, um den Prozess der Lebensverlängerung einzuleiten, von den Menschen selbst handbar sind. Die Wissenschaftler auf Reunion verstehen die Technik der Tabok. Ich bin nicht sicher, ob man hier alles im Griff hat. De Grey doziert weiter, er wird es schon hundertfach gemacht haben, - ich bin nicht der einzige Journalist, der sich für die Anlage interessiert. Nun ja, ich interessiere mich mehr dafür, sie in die Luft zu jagen, was mir nicht gelingen wird. Dafür sind die achthundert Gramm Sprengstoff in der Klopapierrolle zu wenig. Ich träume davon, dass der Alte mir am Ende meines Besuchs ein Fläschchen Gin zusteckt. Das wäre eine schöne Überraschung, eine schöne Belohnung für meine terroristische Tat. Ich sehne mich zurück nach Reunion und seiner tropischen Kulisse, nach meinem Wein, dem Ganja. Dort kann ich meinem Tod entgegen träumen. „Herr Ramassamy, haben sie irgendwelche Fragen?“ - „Ich frage mich, wie sehr ihre Technik von der unseren abweicht. Ich bin in diesen Dingen kein Experte, kann ihre Anlage nicht von einer Tabokanlage unterscheiden. Sie gehen ein beträchtliches Risiko ein, wenn sie sich hier als Erster behandeln lassen.“ - „Ich bin mir des Risikos bewusst. Wie die Tabok vergewissert haben, haben wir alle nötigen Informationen bekommen. Es wurden auch die Gefahren beschrieben. Ich kann allerdings nicht verstehen, dass wir die Apparaturen bei ihnen nicht kaufen konnten.“ - „Es wäre uns um
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