Vanilla High (German Edition)
keine Komplikationen. Die DNS jeder seiner Zellen wird verändert. Da muss er schon aufpassen, dass er nicht explodiert, da muss er schon aufpassen, dass sich seine Zellen nicht in einen Haufen Krebszellen verwandeln. Vermutlich haben die Tabok sichergestellt, dass ihr Verfahren, dass offensichtlich bei uns Menschen in Reunion funktioniert, von den Wissenschaftlern hier in Vancouver reproduziert werden kann. Sie haben offensichtlich ein Interesse daran, dass die Menschheit unsterblich wird. Warum? Ist die Menschheit dann friedlicher? Sind die Spezies, die sich im interstellaren Raum austauschen, unsterblich? Sind wir erst auf Augenhöhe mit den Tabok, wenn wir unsterblich sind? Macht Unsterblichkeit friedlicher? Bin ich ein Apologet des Bösen, der Gewalt, des Todes, eines Prinzips, dass die Spiralarme unserer Galaxie nicht durchdringen soll? Ich, der Fürsprecher des Todes, der der Galaxie den Tod bringen will. Der Tod ist der Vater allen wahren Lebens. Bin ich anmaßend? Ich bin für die Galaxie der kleinen lebendigen Äffchen, die allesamt früh sterben. Ich will auch so ein Äffchen sein, meinen Spaß haben, schnell und agil, aber ich bemerke, ich gehöre einer Spezies an, durchaus Affe, die an sich schon recht langlebig ist und manchmal kann unser Temperament eher dem einer Riesenschildkröte gleichen als dem der Äffchen. Die Tabok wollen keine belebten Äffchen im Universum, jedenfalls keine, die die interstellare Raumfahrt beherrschen und mit ihrem Affenspaß die Galaxis heimsuchen. Der Gin scheint inspirierend zu sein, nur scheint er mir keine Antwort geben zu wollen, ob ich es morgen machen soll.
Ich trage eine Riesenverantwortung, nicht nur für mich und mein Leben, sondern auch für das Leben von Elisabeth und ihrer Familie. Es kann so viel passieren, Unschuldige können zu Schaden kommen, im schlimmsten Fall getötet werden. Ich kann alles noch abblasen, die Bombe irgendwie entsorgen, vielleicht im Ozean. Es besteht die Möglichkeit, dass ich die Bombe zurückgebe. Auf die Befindlichkeit von Elisabeth kann ich keine Rücksicht nehmen. Selten habe ich mich so wankelmütig erlebt. Ich habe ganz gut geschlafen, der Gin von de Grey hat mir geholfen. Ich habe auf meine Pillen verzichtet. Es sind nur noch wenige Stunden bis zu unserem Treffen im Life Center. Wir haben uns für fünfzehn Uhr vor dem Eingang des Life Centers verabredet. De Grey wird ganz stolz sein, mir seine Anlage zu zeigen. Ich habe schon diverse Einrichtungen solcher Art auf La Reunion besucht, mir werden die äußerlichen Unterschiede ins Auge fallen. Ich sitze hier nervös in meinem lieblos eingerichteten Hotelzimmer. Von hier aus kann ich die Klopapierrolle programmieren. Mein Blick fällt auf die schwarze Bibel, die in keinem Hotelzimmer der Staaten fehlen darf. Oh Herr, was soll ich nur machen? Aber wie immer bleibst du stumm und gibst keine direkten Antworten. Vielleicht leitest du meine Intuition, meine Spontanität, aber vermutlich wirst du darauf bestehen, dass ich selbst entscheide. Ich bin sehr nervös, fast reflexartig massiere ich meinen Schwanz, suche Hilfe vor meiner Angst, die mir mein Schwanz auch nicht geben kann. Ich hatte immer schon das Bedürfnis, mir in Krisensituationen einen runterzuholen. Können mir deftige Fantasien um Alina Magdalena jetzt helfen? Ich will mich vor der Entscheidung drücken, obgleich es eigentlich klar ist, wie ich mich entscheiden werde. Nur habe ich ein sehr ungutes Gefühl, dem ich entkommen möchte. Ich visualisiere tatsächlich kurz ihre Pobacken, ihr Gesicht mit den matten Augen, ihr langes aschblondes Haar, während ich Hilfe suchend und nervös meinen Penis stimuliere, der natürlich noch in seinen Hosen steckt. Genauso wenig wie der Auftraggeber des schwarzen Buches kann er mir helfen. Vielleicht möchte er noch viele erotische Abenteuer erleben, macht sich hier bemerkbar, weil seine Interessen auch im Gegensatz zum Anschlag und seinen möglichen Konsequenzen stehen. Ein letzter Gedanke an vergangene Nächte. Ich muss mich mit der Gegenwart befassen. Ich habe eine der Pillen geschmissen, die die Entzugsymtome von Alkohol lindern sollen. Vielleicht beruhigen sie mich irgendwie. Wie schwach ich doch bin. Dieser Gedanke kam mir in etwas anderer Form in der Begegnung mit Alina, nun ist er offensichtlicher Ausdruck meiner Realität. Ich greife zur kleinen Programmiereinheit, die mit ihrem Display die Programmierung der Bombe zum Kinderspiel macht. Der Sender reicht
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