Vanilla High (German Edition)
mache. Es ist Frieden, die Tabok sind friedlich. Ich kann nicht verinnerlichen, dass sie meine Feinde sind, weil sie der Menschheit eine Technik bringen, die das Ende der Menschheit, so wie wir sie kennen, bedeutet. Blitze am Himmel. Ich verkenne nur kurz, dass sie Vorboten der Hölle sind. Dann ein gewaltiger Blitz. Alles erscheint mehr als taghell, dann ein dumpfer,immenser Knall und eine Druckwelle, die mich von der Bank wirft. Der Himmel brennt, die Insel brennt. Ich muss zum Haus, sehe Spuren der Zerstörung. Wieder ein Blitz. Wo sind die Tabok? Panisch dringe ich in unser Haus ein, sehe ein Szenario des Grauens, verkohlte Leichen, zwei kleine, fünf Leichen. Wieso lebe ich? Auch im Haus ist es hell. Es erscheint alles mit einer unglaublichen Plastizität. Ich fliehe nach draußen; dort sind Außerirdische, aber sie sehen nicht aus wie Tabok, sondern wie aufrecht gehende große Echsen mit Schuppen. Sie ignorieren mich. Es ist alles so plastisch. Reunion ist zerstört, atomar zerstört. „Elisabeth, Elisabeth!“ - „Was ist los Arul?“ Ich verstehe, dass ich geträumt habe. Elisabeth hat den Arm um mich gelegt. Ich liege in meinem Bett, bin in meiner Wohnung. Inzwischen hat sie das Licht angemacht. Ich verstehe, dass auf Reunion alles in Ordnung ist. „Ich träumte von einer atomaren Katastrophe. Es war furchtbar und alles so plastisch“ - „Träumst du öfters solche Sachen?“ - „Ich träume nie. Allerdings habe ich auch in Vancouver geträumt. Es war ein endloser Traum über meine Flucht durch Kanada. Subjektiv gefühlt hatte der Traum eine Länge von einer Woche. Ich bin quer durch Kanada, mein Rückflug war ausgefallen. Zudem erotische Verwicklungen, aber meine krankhafte Phantasie will ich dir jetzt ersparen.“ - „Du kannst ruhig erzählen“ - „Nah, ich hab da jetzt keine Lust zu“ - „Ging es wieder um deine Sadomasofreundin?“ - „Ja und um Fanny Michelin. Eine Millionärsgattin, die in Montreal lebt. Ich hatte vor langer Zeit, vor ihrer Ehe eine kurze Affäre hier auf der Insel. Es war ähnlich wie mit dir, aber auch anders. Du kamst dann später.“ - „Jetzt hast du doch etwas erzählt“ - „Ich habe Angst, wieder einzuschlafen“ - „Es ist alles in Ordnung. Ich bin bei dir.“ - „Ich habe nie geträumt. Ich kann mich an keinen Traum erinnern, mit diesen beiden Ausnahmen jetzt. Ich habe wohl Angst um uns. Es kann passieren!“ - „Was kann passieren Arul? - „Dass man versucht, Reunion nuklear auszulöschen. Niemand kann das verhindern, auch die Tabok nicht.“ - „Vielleicht können sie es doch.“ - „Ja sicher können sie vielleicht Raketen, die Kurs auf Reunion nehmen, früh genug abfangen. Sie kontrollieren den Weltraum. Aber jede Woche landen hier Flugzeuge, Frachtschiffe docken in unseren Häfen an. Kann irgendjemand garantieren, dass nicht eine Bombe mit an Bord ist.“ - „Eine Bombe würde die Insel vielleicht gar nicht komplett zerstören können. Das Bergmassiv wirkt schützend und danach befände sich die Menschheit im Krieg mit den Tabok, ohne jede Chance. Das ist Wahnsinn.“ - „Aber auch wenn die Tabok einen Krieg gegen die Menschheit gewinnen können, sie können sich rächen, sie können alle Menschen umbringen ... aber davon haben sie nichts. Im Zweifel würden sie darauf verzichten, die Menschheit zu bestrafen, weil es ohnehin nur ein paar Irre wären, die den Krieg angezettelt haben, mit der Chance ungeschoren davonzukommen, weil die Tabok an sich friedfertig sind.“ - „Du hast doch gesagt, dass sie sich in mein System eingehackt hätten. Dann hätten sie auch die Chance, die Hintermänner eines solchen feigen Anschlags herauszufinden und zur Rechenschaft zu ziehen. Sie müssen nicht gegen die ganze Menschheit zu Felde ziehen.“ Irgendwie kann das, was Elisabeth mir sagt mich momentan nicht beruhigen. „Schlaf jetzt!“, sagt sie mir. Ich hatte nie ein Problem mit dem Schlaf, nie ein Problem mit Träumen, weil ich nicht träume. Mehr als Tiefschlaf kannte ich bisher nicht und wo mich dieser hinführte, weiß ich nicht. Ich will keines Falls zurück in diese Welt der verkohlten Leichen und der mutierten Kreaturen, denn es ist so wirklich. „Ich habe Angst vor so etwas“, sage ich ihr nochmals. „Musst du nicht", sagt sie und ich befürchte, dass sie mich jetzt wie ein kleines Kind ansieht, dem man die Angst vor seinen Alpträumen nehmen muss. Ich bin in dieser Hinsicht wie ein Kind, denn ich kenne so etwas nicht. Sie hat recht; ich werde
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