Vanilla High (German Edition)
Gebote Gottes verstoße, leide unter meinem perversen Verlangen, aber leide auch, weil sie nicht da ist, um es auszuleben. Ich warte, warte, dass sie sich meldet. Sie hat mir verboten, sich bei ihr zu melden, außer wenn ich ihr ein weiteres Treffen mit Paul vermitteln würde. Das ist mein letztes Mittel. Noch warte ich.
Das Klingeln meines Phones reißt mich aus meinen Gedanken. Sie? Es gibt noch andere Möglichkeiten. Flughafen Saint Denise, Einreisebehörde. „Arul Ramassamy?“ - „Ja“ - „Wir haben hier eine Frau mit gefälschter Identität, die behauptet, mit ihnen verheiratet zu sein. Wir würden sie bitten, vorbeizukommen, die Frau, wenn möglich, zu identifizieren und eine Aussage zu machen.“ - „Ich werde in einer halben Stunde zur Stelle sein.“ Ich vermeide zu fragen, wie die Frau heißt. Ich muss wissen, mit wem ich verheiratet bin. „Bis gleich!“ Ich beende das Gespräch und fieberhaftes Überlegen setzt ein. Bei der Frau muss es sich um Elisabeth handeln. Sie ist geflohen. Wer sonst könnte es sein. Meine von mir geschiedene EX-Ehefrau? Ich muss mich an Paul wenden, sende eine Botschaft an Paul, den Tabok. „..... Bei der Frau handelt es sich mit Sicherheit um Elisabeth. Du musst alles tun, damit sie nicht abgeschoben wird.“ Es ist nicht weit bis zum Flugplatzgelände. Ich verzichte darauf, selbst zufahren, der kleine Peugeot kann's auch alleine. Ich bin äußerst aufgeregt. Mein Geist ist irgendwo, aber mit Sicherheit nicht auf den Straßen von Saint Denis. Der Wagen steuert einen Parkplatz am Flughafengelände an. Es gibt hier immer genügend Platz, weil inzwischen das Flugaufkommen stark gesunken ist. Ich hetze durch die Gänge des Gebäudes, muss mehrfach nachfragen, bis ich in den Büros der Einreise komme. Niemand darf auf La Reunion einwandern. Ich klopfe an der richtigen Tür, mache sie auf und sehe Elisabeth. Sie geht auf mich zu und umarmt mich. Es ist eine sehr innige Umarmung. Dem anwesenden Angestellten muss klar sein, dass wir uns kennen. Wir lösen uns voneinander und gucken uns an. „Herr Ramassamy. Ist das ihre Frau?“ - „ja, das ist meine Frau!“ - „Unseren Informationen nach ist das Elisabeth Morgane, verheiratet mit Peter Morgane, dringend verdächtigt, an den Anschlägen von Vancouver beteiligt zu sein.“ - „Ja, sie war mit Peter Morgane verheiratet, aber nicht vor Gott. Wir haben vor vier Wochen in Seattle kirchlich geheiratet.“ - „Dasselbe sagt sie und zeigt uns Dokumente, die aber offensichtlich eine Fälschung sind. Wir haben uns erkundigt. Es gab keine Heirat.“ - „Elisabeth und ich gehören zusammen!“ Der untersuchende Angestellte nimmt einen Anruf entgegen. Er sagt nichts, außer „alles klar“ und wendet sich dann zu mir. „Herr Ramassamy, sie und ihre Frau können gehen. Angenehmen Aufenthalt auf La Reunion, Frau Morgane!“ Lizzy fällt mir wieder in die Arme. Ich versuche zu begreifen, aber mein Denken und Fühlen scheint auf der Stelle zu stehen. „Komm, weg von hier“, spreche ich automatisch. Ich führe uns zum Auto, und nachdem sie eingestiegen ist, beginnt sie zu weinen. Ich fahre den Wagen, um mir zu beweisen, dass ich alles in der Hand habe, aktiv die Dinge in die Hand nehme. Lizzy will nicht aufhören zu weinen, während ich gewahr werde, dass ich immer nüchterner werde. „Es sind nur noch wenige Minuten bis zu mir.“ Es ist Nachmittag und der Himmel hat sich zugezogen. „Komm meine kleine Lizzy. Du brauchst keine Angst mehr haben.“ Ich halte ihre Hand, während wir die Treppen zu meiner Wohnung nehmen. „Hier bist du nie gewesen, obwohl ich damals, als du das erste Mal auf Reunion warst, hier schon gewohnt habe.“ Ich schließe die Tür auf und hoffe, dass sie jetzt keinen Blick für die Unordentlichkeit dieser Wohnung hat.
Sie hat mir wohl das Wichtigste erzählt. Als feststand, dass gegen sie gefahndet wurde, war ihr klar, dass ihre Doppelexistenz auffliegen würde. Mit falschen Ausweisen, die sie schon immer hatte und die sie aktivierte, konnte sie fliehen. Die falsche Heiratsurkunde war ein letzter Dienst ihres Netzes, dem sie jahrelang angehört hatte. Es musste alles sehr schnell gehen. „Arul, ich werde meine Kinder nie wiedersehen“ - „Das Erste, was du machen kannst, ist ihnen eine Mail zu schreiben. Dass du am Leben bist und in Sicherheit. Es gibt Bildtelefone. Ich glaube, euer Regime wird nichts dagegen unternehmen, wenn du mit deinen Kindern sprechen wirst, jedenfalls später nicht.“ -
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