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Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition)

Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition)

Titel: Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffen Duck
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schmiß. Sie die Treppe hinunterzutragen, wäre ihm zu mühsam erschienen.
    Den Stiefeln, Kleidungsstücken, Stahlhelmen machte dies natürlich nichts aus, die Stahlhelme würden vor dem nächsten öffentlichen Nachsprechen der Selbstverfluchungsformel (Vereidigung) ohnehin neu gespritzt. Daß aber so manches Kochgeschirr aus Aluminium beim Aufprall des Sackes plattgedrückt wurde, war zwar ärgerlich, aber unvermeidbar. Hatte nicht der Spieß oft genug in seinem seirigen Sächsisch abtropfen lassen, es käme bei den Ausrüstungsgegenständen zum Behufe der Regreßvermeidung nur auf deren Anzahl und nicht den Zustand an? Quantität vor Qualität? Jeder Tag mit guter Bilanz!

    Das nächste Ereignis, welches die Entlassung in nunmehr greifbare Nähe rückte, war die Abschlußfahrt der Entlassungskandidaten mit dem Bus nach Dresden.

    Zwischen dem Einsammeln der Ausrüstungsgegenstände und diversen anderen kleinen Tätigkeiten, für die Wilfried nun unendlich viel Zeit hatte, was Langeweile gleichkam, man konnte ja nicht ständig nur lesen, und sein Nachfolger im Amte war bereits seit geraumer Zeit vollständig eingearbeitet, widmete er sich der Frage, ob das Frostschutzmittel Glysanthin, welches im Winter dem Kühlwasser der Fahrzeuge beigemischt wurde, tatsächlich verdampfen konnte mit dem Wasser.
    Selbiges wurde immer wieder von den Kraftfahrern, ob Soldat oder Unteroffizier behauptet, um bei unerklärlichen Verlusten den gefürchteten Regreß zu vermeiden, zu dem man bis zur Höhe eines monatlichen Wehrsoldes verpflichtet werden konnte, in schweren Fällen sogar bis zur dreifachen Höhe. Außerdem ging man für ein halbes Jahr der monatlichen Mehrleistungsprämie zu Hebung der Arbeitswut verlustig.

    Wilfried hatte eine elektrische Kochplatte aus der Küche organisiert, einen kochfesten Meßbecher aus Glas aus der Werkstatt und einen Schwimmer zur Messung der spezifischen Dichte.
    Am schwierigsten war es, Glysanthin zu borgen, er mußte dem Kraftfahrer hoch und heilig versprechen, es zurückzubringen.
    Als er alles beisammen hatte, setzte er das Wasser - Glysanthin - Gemisch an und ließ es mehrere Stunden sieden, wobei er genauestens die Erscheinungen beobachtete.
    Immer zäher wurde das Gemisch, immer langsamer stiegen die Siedeblasen auf.
    Als er glaubte, es sei genug Wasser verdampft, ließ er das konzentrierte Gemisch auf Zimmertemperatur abkühlen, und füllte hernach das Wasser wieder bis zum Eichstrich auf. Seine Kalkulation war, daß bei einem Glysanthinverlust durch Verdampfen die Dichte des Gemisches nun geringer sein müßte als vor Beginn des Experimentes, da der Wasseranteil jetzt größer wäre.
    Das Ergebnis aber war eindeutig: Gleiche Dichte wie vor dem Erhitzen und Wiederauffüllen. Allein das Wasser verdampfte, nicht das Glysanthin.
    Die unteren Diensthalbjahre waren ihm sehr gram, als sie dies vernahmen, Wilfried aber berichtete ohne jegliche Skrupel das Ergebnis dem daraufhin sehr erfreuten Kompaniechef, Unterleutnant Egon Blauw.
    Was die Wissenschaft an Ergebnissen vorzuweisen hatte, war objektive Wahrheit und konnte von niemandem in Zweifel gezogen werden!
    Wilfried aber würde sich diese Erkenntnis für sein weiteres Leben als Fahrer eines Pkw merken. Wer weiß, was man in den Werkstätten landauf, landab den Kunden so alles erzählte!
    Das wichtigste aber war, es konnten zwei ganze Tage im Kampf gegen die Langeweile gewonnen werden.
    Seinen Genossen ging es diesbezüglich wesentlich schlechter, wenn sie berichteten, daß sie schon seit Wochen im Park an ihren Fahrzeugen am Morgen bei geöffneter Motorhaube drei Kabel herauszogen, um den Anschein von Reparaturtätigkeit zu erwecken, sich aber unterdessen zu Tode langweilten.
    Offensichtlich mangelte es ihnen an der nötigen Kreativität.
    Wilfried hatte sich, weil er den Seiersack, seinen Spieß nicht mehr zu ertragen gewillt war, der tatsächlich meinte, ein Schreiber hätte immer zu tun, und wenn er seine Bücher durchsähe, ein schönes Spielzeug für große Jungs besorgt: Einen W 50 - Kipper, dazu den nötigen Sandkasten.
    Im Objekt des IBR-12 sollten irgendwelche Gruben ausgehoben werden, zu welchem Zweck, war ihm reichlich egal. Der Aushub sollte wenige hundert Meter entfernt wieder abgekippt werden. Mehrere Tage lang war er beschäftigt, sich Sand von einem Greifbagger aufladen zu lassen, um ihn dann an besagter Stelle wieder loszuwerden, natürlich in größtmöglicher Langsamkeit. Das Ganze sollte schließlich nicht in Arbeit

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