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Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition)

Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition)

Titel: Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffen Duck
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die Marschkolonne die Verbindungsstraße zwischen den Autobahnen bei Osnabrück passierte, war es bereits stockdunkel.

    Während der Pausen wurde der Konvoi nach Art des Grenzregimes von je zwei Soldaten, dem Postenführer und dem Posten, bewaffnet abgesichert, nach außen gegen feindliche Partisanenüberfälle, wie es hieß, in Wahrheit aber wohl zum größeren Teil nach innen, damit niemand auf den Gedanken käme, zu desertieren.
    Es wurde streng darauf geachtet, daß die letzte Pause noch vor Einbruch der Dunkelheit beendet war.
    Da passierte es.
    Der Befehl zum Abmarsch war soeben erteilt, Posten und Postenführer bereits aufgesessen, da ließ Kutscher, anstatt auf den Bock seines Tatra aufzusteigen, für alle auf der rechten Seite der Kolonne gut sichtbar seine Ein - Strich - Kein - Strich - Uniformhose runter.
    Offensichtlich plagte ihn ein dringendes Bedürfnis.
    „Kutscher, du Schwein, geh´ sofort hinter den Busch!“ brüllte Ihberg. „Denkst du, wir wollen sehen, wie du deinen nackten Neger abseilst?“
    Kutscher zog die Hose hoch und verdrückte sich eilends hinter die den Parkplatz begrenzenden Büsche. Hinter dem Maschendrahtzaun lag im Gegensatz zu den freien Feldern bei den vorherigen Rastplätzen ein Waldgebiet. In der hereinbrechenden Dämmerung war es dort bereits ziemlich dunkel.

    „Der braucht aber lange,“ ging es Wilfried nach einiger Zeit durch den Kopf.
    „Ob er am Ende fliehen will? Eine bessere Gelegenheit zur Flucht könnte es schwerlich geben,“ sinnierte er weiter, den Kopf mit der Hand auf das Lenkrad gestützt.
    „Dann hätte er uns ja zum Abschied passenderweise noch mal sein edelstes Körperteil vorgezeigt, an dem wir ihn alle mal …
    Auch Ihberg schienen nun ähnliche Gedanken zu kommen:
    „Scheiße, der haut ab!“ sagte er halblaut vor sich hin. Dann, offenbar hatte er nun begriffen, aus voller Kehle: „Alarm! Deserteur!“
    Die Motoren liefen bereits, man verstand ihn nicht in der Kolonne.
    Ihberg sprang vom Beifahrersitz, rannte zum W-50 von Egon Blauw und hämmerte an die Beifahrertür, hinter der der KC saß. „Deserteur! Kutscher ist abgehauen!“
    Kurze Zeit später schwärmte ein Suchtrupp von 10 Mann mit geladener MPi in das Waldstück aus.
    „Wird Kutscher es schaffen?“ fragte sich Wilfried bang. Auch er hatte mit dem Gedanken an Flucht gespielt, sich aber nicht getraut, einerseits aus dem neuen Gefühl der Loyalität zur Truppe, zur Gemeinschaft heraus, andererseits hätte er schlichtweg zu große Angst vor so einem radikalen Schritt.
    Nach erfolgreicher Entfernung von der Truppe fingen die Probleme ja erst an.
    Man mußte es schaffen, sich vor den Streitkräften der Besatzer und Militärpolizisten zu verbergen, dauerhaft! Ohne die Hilfe gutwilliger Zivilisten, die dafür ein hohes Risiko eingingen, wäre dies nicht zu schaffen. Ein schier aussichtsloses Unterfangen also.
    „Aber war nicht fast immer der Schritt in die Freiheit zugleich ein Aufbruch ins Ungewisse, oftmals sehr gefährlich dazu?“ überlegte Wilfried. „War Kutscher schlichtweg zu dumm, die Folgen zu überdenken, war er aus Dummheit tollkühn?“
    Im Wald peitschten Schüsse.
    „Scheiße, Scheiße, Scheiße!“
    Kurz darauf erschien der Suchtrupp, es waren 10 Mann, wie Wilfried angstvoll zählte.
    War ihnen Kutscher entkommen und die Schüsse demzufolge nur die Demonstration, alles versucht zu haben, ihn zu erwischen?
    Hätten sie zu zehnt nicht Kutscher mitgebracht, wenn sie ihn gestellt hätten, tot oder verwundet?
    Wilfried beschloß, daß es so sein mußte: Kutscher hatte entkommen können.
    Zugleich war ihm war jetzt klar, ein solches Wagnis wie Kutscher würde er nie eingehen. Denn zu gehen vermag nur der Narr. Alle anderen müssen weitermarschieren.

    Gegen Mittag des nächsten Tages langten sie endlich in Lisse an.
    Was Wilfried dort allerdings erblickte, ließ ihn fast den Verstand verlieren: Noch nie zuvor hatte er in einer solchen Fülle Tulpen gesehen, Tulpen, die gerade zu blühen begannen. In verschiedenfarbigen Streifen zogen sie sich über schier endlose Felder hin.
    Der Touristenpark, Keukenhof genannt, war noch schöner: eine Holländer Mühle mit Aussichtsplattform über die Tulpenfelder, sorgfältig gerechte, verschlungene Kieswege, Blumenbeete über Blumenbeete, nicht bloß mit Tulpen bepflanzt, sondern mit Wilfried unbekannten Frühlingsblumen in allen erdenklichen Farben, Ornamente bildend, umrahmt von zweifarbigem Rasen, wie mit dem Lineal gezogen. Wie man es

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