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Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition)

Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition)

Titel: Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffen Duck
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sofortiger Wirkung sind nach Einbruch der Dunkelheit Verdunkelungsmaßnahmen zu ergreifen. Die Straßenbeleuchtung ist außer Betrieb zu halten.
    In den Kellern der Wohnhäuser und anderer öffentlicher Gebäude sind geeignete Schutzräume einzurichten und mit Wasser-und Lebensmittelvorräten für die vorgesehene Anzahl aufzunehmender Personen einzurichten. Bei Ertönen der Alarmsignale haben sich die Bürger unverzüglich in die für sie vorgesehenen Schutzräume zu begeben.
    Es sind Entaktivierungsgruppen zu bilden, die im Bedarfsfall geeignete Dekontaminationsmaßnahmen durchführen.
    Weitere Anordnungen folgen.“
    Berlin, den 6. März 1982

    Wilfried konnte sich des Eindruckes nicht erwehren, als sei dies alles von langer Hand vorbereitet gewesen. Er verbot sich jedoch sogleich jeglichen Zweifel, während er und seine Genossen noch immer auf die Einsatzbefehle warteten.

    Es stimmte nicht, daß Baupioniere im „E - Fall“ Mot. - Schützen wären, wie Gerüchte zuvor behauptet hatten.
    Es stimmte auch nicht, daß sie noch vor Verlassen des Objektes eine neue, bessere Waffe in der Hand halten würden, wie Shetland einst behauptet hatte.
    Es stimmte ebensowenig, daß noch vor dem Auffahren des Marschbandes die Amis am OvD stünden und Kaugummi verteilten - wenn es doch nur so wäre, seufzte Wilfried einem Moment lang vor sich hin.
    Eigentlich stimmte gar nichts mehr.

    Irgendwann wurden den Kraftfahrern endlich in einem versiegelten Umschlag die Einsatzbefehle und Instruktionen erteilt.
    Die Überraschungsangriffe der Armeen der Warschauer Vertragsstaaten hatten unter der Führung sowjetischer Truppen zu weiträumigen Vorstößen nach Westen geführt.
    Nach der BRD waren bereits Belgien, die Niederlande, Luxemburg und Teile Nordfrankreichs besetzt worden.
    Das IBR-12 hatte den Auftrag erhalten, in Holland nahe Lisse in einem Touristenpark eine Kaserne als Basis für die Errichtung von Raketenstellungen zu beziehen.

    Endlich würde es losgehen, nach so vielen Tagen quälenden Nichtstuns.
    Wilfried hatte zu diesem Zeitpunkt noch nicht begriffen, daß Krieg sehr oft aus Phasen des Nichtstuns, des Wartens bestehen konnte. Das war einerseits organisatorisch unvermeidbar, andererseits durchaus Methode - auf diese Weise machte man den Soldaten willig für die Schlacht, die er nach ausreichend langer Zeit der Langeweile trotz hohem Risiko dann als willkommene Abwechslung betrachten mußte.

    Wilfried begann, noch eine andere Sorge umzutreiben: Würde man ihn am Ende gar nicht mitnehmen in den Goldenen Westen, würde er zusammen mit anderen Kräften aus dem Stab in der Etappe versauern müssen? Würde er in trügerischer Sicherheit die DDR - Diktatur von ihrer bisher ungeahnten brutalen Seite erleben müssen, unter dem Damoklesschwert des nuklearen Vergeltungsschlages, während die Kraftfahrer und Baupioniere der Freiheit entgegenfuhren?
    Seine Sorge erwies sich als unbegründet.
    Er würde einen W-50 nach Holland steuern! Morgen früh!
    Alle Befürchtungen bezüglich des Krieges waren im gesamten Regiment einer fiebrigen Spannung gewichen. Die kämpfenden Truppen hatten den Weg freigemacht, die Chancen, die eigenen mitgeführten Waffen gebrauchen zu müssen, waren gering.

    Kurz vor Marienborn wurden sämtliche Fahrzeuge noch einmal aufgetankt. Dann öffnete sich für die Kolonne die Schranke nach dem Westen! Wilfried schlug das Herz bis zum Halse.
    Helmstedt. Feindesland!?
    Rechts und links der Autobahn waren Panzersperren aufgestellt.
    Würde man sie aus dem Hinterhalt versuchen, angreifen?
    Schneller als gedacht war die Illusion von Freiheit verflogen.
    Wilfried war Teil einer Invasionsarmee, weniger frei als er waren wohl nur Gefängnisinsassen.

    Auf der Strecke nach Lisse waren mehrere Tanklager eingerichtet, zivile Tankstellen sollten nur im äußersten Notfall angefahren werden. Kontakte mit der Zivilbevölkerung waren laut Befehl auf das Nötigste zu beschränken.
    Für den Fall der Benutzung ziviler Tankstellen war der Kompanieführung Militärgeld zur Verfügung gestellt worden, bunt bedruckte Scheine in merkwürdiger Stückelung zu 25, 50, 100 und 200 Gulden.
    „Und wenn sie sich weigern, das Geld zu akzeptieren?“ hatte Oltn. Legolla beim Rapport naiv gefragt.
    „Genosse Legolla, wir sind diejenigen mit den Waffen!“ hatte Egon Blauw klargestellt.

    Vom Goldenen Westen bekam Wilfried den ganzen Tag lang nur die schier endlose, streckenweise von den Kampfhandlungen arg ramponierte Autobahn zu sehen.
    Als

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