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Variationen zu Emily

Variationen zu Emily

Titel: Variationen zu Emily Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Saarmann
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mehr aus ... das sind ja wohl auch die gleichen Leute, die nach ihrer Heimkehr sofort Radio oder Fernseher anschalten ... auch im Auto ständiges Geplätscher von zuckriger Popmusik oder ungelernten, lispelnden, neudeutsch sprechenden Moderatoren ... ja, Moder ... nette Abwandlung ... ich habe mir das Pflaster ein wenig zu straff geklebt ... nun löst es sich wieder ... mit einem zarten Ziehen ... fast angenehm ... die Stiefel müssen auch mal wieder zum Schuster ... laufen nicht mehr richtig ... schief getreten ... zack, die Eichel ins Gebüsch gekickt ... ein Reflex ... womöglich typisch männlich ... nach allem zu treten, was klein und mit einem Tritt in schnelle Bewegung zu versetzen ist ... eine Ansammlung von Taxis mit offenen Türen ... aufgeregte Fahrer ... einige tragen noch diese antiken Schildmützen ... wenige ... die meisten mit Rastalocken oder Dreadlocks ... oder wie man diese unorganisierten Rattennester auf dem Kopf nennt ... oh, da liegt einer ... auf der Straße, in Decken gehüllt ... Herzinfarkt ... nein, da ist auch Blut ... vor eine Mauer gefahren, wahrscheinlich ... den ganzen Tag auf Achse ... wenig Schlaf, viel Kaffee ... aber kein Totalschaden in Sicht ... nur Taxis, die die Flügel ausbreiten ... mal hingehen ... au weih, das sieht aber böse aus ... T-Shirt völlig blutig ... wie kann man sich sowas zuziehen ... ach, drei Strolche ... kennen wir doch... brauchten wohl mehr Geld, als bei einem Taxifahrer zu holen ist ... ich halte mich raus ... wer weiß, ob da ein Zusammenhang besteht ... und beschreiben könnte ich allenfalls den mit dem Messer ... kleines Kerlchen, eigentlich ... mit einer Narbe ... dem würde ich den Hals mit der Linken abschrauben ... hat er es seinen Kumpels also doch zeigen müssen ... sieht wirklich böse aus ... ist auch ganz bleich, der Typ da auf seinen Decken ... in der Ferne schon das Martinshorn ...

9. RULE BRITANNIA III
     
     
    Guten Abend! Na, wie gehts? Sag mal, immer, wenn ich hierherkomme, sitzt du allein an der Bar. Was ist mit den anderen? Ach, die haben einen festen Termin? Und wann ist der? Jeden zweiten Donnerstag im Monat? Klingt kompliziert und ein wenig spießig, findest du nicht? Ein Programm, ein Plan. Ich komme, wenn ich Lust dazu habe. Und du? Sitzt du jeden Abend hier, oder ist es Zufall, dass ich immer dich treffe? Jeden Abend? Na ja, warum auch nicht, ist ja nett hier. Ach, da ist er ja auch, der Schreiber. Den habe ich vorhin auf dem Weg hierher gesehen, bevor mich ein paar Ganoven ausgeraubt haben. Ja, aber nichts Schlimmes – eine Stichwunde auf der Brust und eine angeschlagene Nase. Was sie wollten? Geld und meine Uhr. Dann waren sie weg. Einem Taxifahrer ist es aber wohl schlechter ergangen. Sah wirklich fies aus. Den haben sie richtig abgestochen.
    Oh, hallo Andrea, danke. Halt! Warte mal einen Moment! Erkennst du mich nicht wieder? Ich habe dich bei dem türkischen Gemüsehändler angesprochen. Na ja, in einer anderen Aufmachung, zugegeben. Was? Wie ein Alien habe ich ausgesehen? Tut mir leid, wollte einfach nur guten Tag sagen. Ja, bring meinem Kumpel auch noch eins. Entschuldige, ich habe sie heute schon mal getroffen. Sie hat mich einfach nicht erkannt. War auch ein wenig sinister kostümiert wegen des Regens. Süß, wirklich. Du trinkst doch noch eins? In Ordnung. Ich habe einfach so bestellt. Aber sonst hätte ich es getrunken.
    Alles klar mit deiner Freundin? Oh, es gab eine Aussprache? Und sie will sich jetzt regelmäßig mit ihren Freundinnen treffen? Na, ist doch gut! So habt ihr beide, was ihr wollt. Nein? Deine Bildhauerei geht ihr auf den Geist? Zuviel Schmutz. Hm, da würde ich doch überlegen, ob das zusammenpasst. Ich war auch mal mit einer zusammen, da fiel mir zu spät auf, dass es nicht passte. Claudia. Habe ich dir wohl nicht vorgestellt. Keinem, eigentlich. Keine Gelegenheit dazu. War zu seltsam, diese Beziehung.
    Sie war auf einem Seminar, zu dem mich mein Chef geschickt hatte. Irgendetwas mit neuen Management-Methoden. Ich sollte teilnehmen und dann darüber schreiben. Fui-Kong oder Keng-Futchi, was weiß ich, alles vergessen. Japanische Führungskun st war damals Mode. Komisch, dass die trotz ihrer im Westen so exorbitant als nachahmenswert beweihräucherten Strategien nun schon seit Jahren in einer Rezession dahindümpeln. Jedenfalls war ich offiziell ein Teilnehmer wie jeder andere. Und ich hatte Spaß daran. Ist ja wie Theater: Man spielt eine Rolle.
    Das übliche Eingangszenario: Jeder wird von einem

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