Variationen zu Emily
alte Schüssel seit Jahr und Tag ... nie hat sich jemand beschwert ... sind ja auch normale Parkplätze ... ah, da steht auf einmal so eine lächerliche, postmoderne Säule ... mit einem Sonnenkollektor an der Spitze ... ein umweltfreundlicher Parkscheinautomat ... schont die Umwelt, sahnt aber bei den Parkplatzsuchenden ab ... schließlich müssen diese total überlasteten, philantropischen, beständig schnarchenden Angestellten in der neuerrichteten, nobel ausgestatteten Stadtverwaltung menschenfreundlich bezahlt werden ... jetzt kann ich mein Auto hier also auch nicht mehr abstellen ... dabei habe ich als Kaumnutzer eines Kraftfahrzeugs doch genau das Persönlichkeitsprofil, das die Städte angeblich fördern ... weniger Verkehr, weniger Umweltbelastung ... weniger Gefahren für unbewehrt daherschlendernde Zeitgenossen und so ... was für ein Unsinn ... soll ich mein Auto mit ins Bett nehmen, oder was ... wenn ich es abschaffe, jammern garantiert die Arbeitgeberverbände und die Gewerkschaften ... wegen der Verweigerungshaltung und gestörten Konsumneigung der Bevölkerung ... geht halt wieder ins Geld ... kostet wieder ein paar unterbeschäftigte, schlecht erzogene Leute ihren Arbeitsplatz ... sechzig Mark ... na gut, ich bezahle ... und parke morgen mein Auto um ... wenn es überhaupt noch anspringt ... steht ja jetzt auch schon zwei gute Wochen da ... in zehn Tagen soll ich nach Zuffenhausen ... für eine Reportage ... eigentlich wollte ich den Zug nehmen ... mit diesem unterentwickelten Fossil an der Walstatt des deutschen Automobilbaus vorzufahren ... kam mir irgendwie unpassend vor ... aber vielleicht, um die Batterie mal wieder aufzuladen ... und dort kann ich es bestimmt auf einem Firmenparkplatz abstellen ... zwischen diesen wunderschönen, kreischenden und fauchenden Maschinen ... in der Vollendung liegt der Reiz ... wer hat diesen Nonsens verzapft ... habe ich eigentlich die Zigaretten eingesteckt ... ich will doch nicht wieder Theiresias anschnorren ... das Feuerzeug dieser britischen Nobelmarke haben sie ja auch nicht entdeckt ... schlitz, Schlag, Tritt ... Brieftasche und Uhr ... und weg waren sie ... Schmalspurgauner ... Pech gehabt, sagt man da wohl ... und auch wieder Glück ... dass der mit dem Messer sich nicht mehr produzieren musste ... hätte schnell ein toter Thomas draus werden können ... dabei habe ich noch ein wenig vor in meinem Leben ... die eine oder andere Frau kennenlernen ... vielleicht doch mal das Wagnis eingehen ... zusammen wohnen ... manchmal scheint das so einfach ... aber dann ... ihre Slips im Bad ... Zahnpastatube nicht zugeschraubt ... Toilettendeckel nicht geschlossen ... mürrische Augenblicke, denen ich zur Zeit ja meistens entgehen kann ... den unsauberen Herd nach dem Kochen ... die schlecht eingeräumte Spülmaschine ... eine unüberschaubare Batterie von Fläschchen und teilweise hundert Jahre alten Flakons im Bad ... und dann der ungeleerte Mülleiner ... der Kühlschrank, entweder zu leer oder zu voll mit Essensresten ... der Streit um die Arbeitsteilung ... ich habe vor drei Wochen gesaugt ... jetzt bist du aber dran mit dem Wäscheabnehmen ... nein, nein, nein ... sind ja wundervolle Geschöpfe, aber den täglichen Kleinkram mit ihnen teilen ... vielleicht doch eher nicht ... nur die schönen Momente füreinander aufheben ... ansonsten getrennte, eigenständige Wege gehen ... viel Laub auf den Straßen ... morgen rücken sie bestimmt wieder mit diesen Pustegeräten an ... für die gibt es noch keine akustischen Beschränkungen, wie sie für jedes Kleinfahrzeug gelten ... und wenn es ein Dreirad mit Hilfsmotor ist ... was für ein Schwachsinn wieder ... Harke und Besen täten es doch auch ... ist aber wohl zu anstrengend ... dafür handeln sich die Burschen einen lebenslangen Tinitus ein ... wegen des Lärms ... und verursachen bei den Anwohnern Schlafstörungen ... Fortschritt ... der Pfad hinab in eine lärm- und gestankverseuchte Maschinenwelt ... zum Glück wird es in höchstens fünfzig Jahren kein Erdöl mehr geben ... dann müssen sie sich etwas anderes einfallen lassen ... keine lärmenden Verbrennungsmotoren mehr, kein billiges Plastik ... es soll ja Leute geben, die überlassen ihre Zähne so einem Plastikknochen mit Veitstanz ... dass da noch keine allgemeine Volksinitiative entstanden ist ... wehret dem Lärm und den zuckenden Gerätschaften ... aber sie fühlen sich ja wohl darin ... suhlen sich in dem akustischen Morast ... halten es ohne gar nicht
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