Variationen zu Emily
natürlich ... dass die jetzt am Abend keine Sonnenbrillen tragen, ist aber auch alles ... wieder so ein aus dem Fernsehen entlehntes Verhalten ... Marke „Der Pate II“ ... die Frauen haben es plötzlich eilig ... kann ich gut verstehen ... man weiß ja nie, an wen man da gerät ... und die treten ja immer als Clan auf ... gefährlich, weil jeder den anderen etwas beweisen muss ... na, nichts passiert ... zünden sich jetzt Zigaretten an und schauen umher ... ich muss leider an ihnen vorbei ... tut nichts, ich bin so schwer wie die drei zusammen ... einfach geradeaus schauen und lässig vorbeigehen ... oder furchtlos einen ausdruckslosen Blick über sie gleiten lassen ... ey, du Arsch, das ist mein Arm, was du da in der Hand hast ... Mann, der Typ hat ein Messer ... scheiße, lass das ... verdammt, da ist Blut ... wohin hat dieser Wichser mich gestochen ... ja, nehmt doch den ganzen Kram ... nur lasst mich in Ruhe ... Uhr, Brieftasche, was wollt ihr noch ... und kein Mensch in der Nähe ... nur nicht schreien, dann stechen sie mich ab ... au, das war hart ... mit dem Messerknauf über den Schädel ... Nase in der Gosse ... nicht rühren ... pst, bleib reglos liegen ... da ist ein hässlicher Schmerz ... und wenn sie wiederkommen ... nein, wohl keine Gefahr mehr ... verklingende Schritte ... ging verdammt schnell ... Blut aus der Nase und aus einer Wunde auf der Brust ... verdammt, die haben mein Hemd aufgeschlitzt ... die Schweine ... alles feucht von dem Aufenthalt auf dem Gehsteig ... und wer bezahlt mir in der Kneipe das Bier ... wie kommen die dazu, diese schmierigen Gesellen ... Einzelhaft, lebenslang ... und dreimal täglich ein wenig Folter ... na, das Gehen ist wenigstens kein Problem ... gebrochen ist nichts ... ich sollte mir eine Waffe anschaffen ... immer bei mir tragen ... oder wenigstens ein Pfefferspray ... allerdings war es das erste Mal ... musste mich seit meiner frühen Jugend nicht mehr verteidigen ... schon gar nicht gegen drei ... daher auch keine Reflexe mehr, kein Kampfgeist ... nicht mehr gewohnt ... früher konnte ich schon sehr böse werden ... da vorne wohne ich ... ich gehe wohl noch mal hoch ... mich verarzten und neu einkleiden ... den Schlüssel haben sie mir zum Glück gelassen ... klar ... schon alles erklärt ... sie wohnen in einem sozialen Brennpunkt ... gehören zu einer benachteiligten Minderheit ... vernachlässigt ... der Vater arbeitslos, schlägt die Mutter und vergewaltigt die Schwester ... mit der deutschen Sprache hapert es auch ... ist ja auch verdammt schwer ... vor allem, wenn man ständig die Schule schwänzt ... Geld für die wichtigsten Attribute menschlichen Lebens ist knapp ... Mobiltelefon, schicke Markenklamotten, tragbaren CD-Player ... ja, ein fahrbarer Untersatz fehlt auch ... arme Schweine, fürwahr ... au, das Hemd klebt auf der Wunde ... hat aber nicht nachgeblutet ... nur ein Kratzer ... die Nase fühlt sich an wie ein zu groß geratenes Marshmallow ... hält aber inzwischen auch still ... wo hatte ich denn die Pflaster hingepackt ... ach was, ich dusche erst einmal ... ist ja noch früh ... morgen erst um elf ins Büro ... da kann ich wieder bis zum Schluss bleiben ... mal sehen, wer von den Kumpels heute da ist ... bisher war das nur dieser eine Typ ... Namen vergessen ... Tobias? Thorsten? Theiresias ... das Hemd kann ich aber wirklich wegschmeißen ... oder nein ... ich gebe es in die Änderungsschneiderei zum Zusammenflicken ... Tante Annie wird sich freuen ... und ich habe etwas zum Angeben ... das ist das Hemd, das ich anhatte, als ... oh, warmes Wasser ... Wärme und Wasser ... die wichtigsten Ingredienzien des Lebens ... und vielleicht Martha ... Mann, lass es sein ... wird nicht besser dadurch, dass du sie immer wieder in deinem Kopf hätschelst ... wie wäre es mit Andrea ... mal gespannt, wie die nachher reagiert ... war ja nicht gerade nett ... aber wenn sie mich nicht erkannt hat ... irgendein seltsam gewandeter Unhold ... der sie unvermittelt anspricht ... eine Gestalt aus der Kneipe in Star Wars ... das Pflaster klebt auch nicht mehr so richtig ... schon etwas älter ... gut, dass ich nicht so viele Haare auf dem Körper mit mir herumtrage ... da ist das Ablösen weniger unangenehm ... also was ziehe ich an ... ein billiges T-Shirt für den Fall, dass der Riss auf der Brust wieder zu bluten anfängt ... na ja ... also die heute schon als Retro zu bezeichnende Uniform ... Sweat-Shirt darüber, Jeans und ein paar Stiefel ... dann noch
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