Variationen zu Emily
ein Backfisch ... straffe Figur, ansonsten ... aber der Arsch ist so jungenhaft ... so wenig Weibliches ... mit Fressen komme ich auch nicht weiter ... dann wächst da ein Bauch heran ... mein Gesicht wird feist ... haben wir doch alles schon versucht ... für normale Männer bin ich einfach nicht gemacht ... war schon in der Schulzeit so ... ich war immer der Kumpel, der die Freundinnen ans Messer liefern sollte ... nur das da unten ... aber das haben alle Weiber ... nichts besonderes ... wer will mich, verdammt? ... so, wie ich hier stehe ... mit meinen Kanten und Muskeln ... ich habe doch auch eine Seele ... ich will doch auch nur in dieser Welt leben ... so wie ihr ... und ihr lasst mich nicht ... dieses Scheißleben begann mit Frank ... verliebt sein wollte ich damals ... und war es dann ja auch ... in diesen gutaussehenden Jungen ... mit seinem steinernen Gesicht ... er dachte immerzu nach ... keine Ahnung, worüber ... Kierkegaard, Hegel, Kant ... Namen, die fielen ... dachte wohl nach über sein Leben in dieser Welt ... ein seltsam fanatischer Zug an ihm, wenn er redete ... ich war hingerissen, wenn er sprach ... kaltes Glitzern in den Augen ... wie so ein alter Prophet ... über den Unbewegten Beweger ... Leviathan ... die Verantwortung des Einzelnen für das Ganze ... so redet er ja heute noch ... nicht mehr so scharf zugespitzt und charismatisch ... in dieser Hinsicht ist er weicher geworden ... aber um ihn zu bekommen, musste ich viel zahlen ... jeden Tag war ich bei ihm ... hörte ihm zu ... sah ihm zu ... konnte nicht genug bekommen ... wie er aß ... wie er schrieb ... wie er sich kratzte ... ich wäre ihm auf die Toilette gefolgt ... wenn er es zugelassen hätte ... völlig vernarrt in diesen eisigen Mikrokosmos ... der da allein vor sich hin lebte ... ließ eine Zeitlang nur mich in seine Nähe ... weil er mein Schweigen genoss, wie er sagte ... also schwieg ich ... manchmal schwiegen wir beide ... saßen bewegungslos ... ich wartete auf eine Geste von ihm ... hoffte, dass er mehr an mir mochte als mein Schweigen ... und dann lag ich eines Tages vor ihm auf den Knien ... konnte es nicht mehr aushalten ... bettelte um eine Berührung ... nur ein Streicheln mit der flachen Hand ... versprach ihm alles ... unterwarf mich ganz seinen Wünschen ... mach mit mir, was du willst ... nur nimm mich auf in deine Welt ... er sah mich erstaunt an ... als hätte er das nicht erwartet ... als wäre das eine Vorstellung, die völlig neu für ihn war ... was w ahrscheinlich zutraf ... er war ein Priester ... versunken in seinen Visionen ... in seine Kopfwelt ... und dann hob er mich auf ... einfach so nahm er mich ... er ist so stark ... legte mich auf das Bett ... und begann mich auszuziehen ... nicht erregt ... eher neugierig ... schaute sich alles genau an, was er freilegte ... und schließlich schlief er mit mir ... anders als heute ... damals war er noch sanfter ... und ich dachte, ich hätte ihn von einem bösen Fluch befreit ... sehr schön war das ... bei mir das erste Mal ... seinetwegen liebte ich den Schmerz, den ich anfangs verspürte ... und genoss das Gefühl, als er mich aufsprengte ... zu einer Frau machte ... sanft war er ... aber er hielt sich zurück ... gab sich nicht hin ... für ihn war es ein Versuch ... er testete mich ... meine Reaktionen ... lag eine Weile ganz still ... dann folgte er einer neuen Spur ... und ich bekam Angst ... war allein, obwohl er bei mir war ... und ich mich so danach gesehnt hatte ... er verstand viel von meinem Körper ... kannte meine Nerven oder lernte sie schnell kennen ... wahrscheinlich einer der besten Liebhaber ... nur so kalt ... nur bei sich ... ich konnte nicht widerstehen ... und wollte es natürlich auch nicht ... als ich dann kam, stützte er sich auf seine Arme ... und beobachtete mich ... ich schämte mich, konnte aber nirgends hin ... unter seinen Augen ... und ertrank in meinem eigenen Meer ... Angst, Schmerz, Scham ... und diese riesige Welle, die mich umwarf ... überspülte und hinabzog ... wieviel Lust war wirklich dabei, damals ... vielleicht war es nur das Übermaß einer ziehenden Qual ... die sich entladen musste ... er zog sich dann aus mir zurück ... und kam, eine Hand zwischen meinen Beinen ... sah mich dabei an ... mit verzerrtem Gesicht ... aber Augen, die verzweifelt lesen wollten, was in mir vorging ... was habe ich nur getan ... dass ich an so einen Teufel geraten musste ... alles war für ihn ein Versuch ... und er beobachtete ...
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