Variationen zu Emily
schluchzend ein ... am nächsten Morgen war er nicht da ... seine Wohnung so still ... ein Zettel auf dem Küchentisch ... unsere gemeinsame Reise ist zu Ende ... oh, wie ich ihn hasste ... wie unwürdig ich mich fühlte ... ich zertrümmerte all sein Geschirr und seine Gläser ... zerschlug seinen Fernseher und verletzte mich böse dabei ... dann ließ ich es sein und ging ... war drei Wochen lang richtig krank ... wollte auch gar nicht mehr gesund werden ... es war vorbei ... die Reise zu Ende ... doch dann wurde mir beim Gedanken an unsere Spiele wieder heiß ... ich blendete einfach die letzten Monate aus ... es blieb nur die Zeit mit ihm ... mit diesem eisigen Gestirn und den Funkenregen ... ich wollte von ihm nichts mehr wissen ... aber die Erinnerung an die heißen Eruptionen, die ich ihm verdankte, ließ mich nicht los ... noch im Krankenhaus begann ich davon zu träumen ... wilde Körperknäuel, ineinander verknotet ... aus dem Tropf sickerte lebensspendende Flüssigkeit in meine Adern ... sicher irgendein Aufheller dabei ... ich wollte die Welt noch nicht aufgeben ... ich war ja noch jung ... und dann begegnete er mir im Haus meiner Eltern wieder ... als Freund meiner Schwester ... ich weiß bis heute nicht, ob das Zufall ... oder wieder Teil eines Experiments war ... aber eins weiß ich ... für derartige D inge ist Wilma nicht zu haben ... sie ist ein wenig wie Martha ... ein Mütterchen ... wenn es also ein Experiment war, dann kein sexuelles ... etwas auf einer anderen Ebene ... er suchte ein anderes Betätigungsfeld ... sie hatte eine unerfreuliche Liebesgeschichte hinter sich ... zwei Kinder von dem anderen Mann am Hals ... für sie kam nur Geborgenheit, Aufgehobensein in Frage ... das, was er mir nie bieten wollte ... wofür ich wohl nicht taugte ... in seinen Augen ... er war charmant, beherrscht ... fragte, wie es mir ginge ... diese ständige Selbstdisziplinierung muss ihm irgendwann schwergefallen sein ... woher sonst die Tics, die er heute mit sich herumträgt ... das hält auch ein äußerst stabiles Nervengerüst nicht aus ... was er sich zumutet ... ich versuchte, ihm aus dem Weg zu gehen ... gelang ja auch ganz gut ... weil meine Schwester mit ihren Kindern zu ihm zog ... und dann heirateten sie und waren weg ... er übernahm einfach die beiden Kinder ... ein Ruf des Müller-Instituts in den Vogesen ... ein neues Feld für ihn ... wo er wohl heute mit den Schülern experimentiert ... vielleicht ist er es auch müde geworden ... schickt sich in den Alltag ... ich hatte dann diesen Typen, der mich mitleidig an einer Bushaltestelle anquatschte ... ich sah wohl ziemlich kaputt aus ... blass, Ringe um die Augen, mager ... ganz nett eigentlich, der Mann ... ziemlich konservativ ... mittelalt, nicht hässlich ... hatte gerade seine Frau verloren ... Krebs, was sonst ... war wohl daher sozial eingestellt ... aber als er dann ... nach Wochen langweiliger Verabredungen .... Kaffeetrinken hier und Essen dort ... mit mir schlafen wollte, hätte ich ihn am liebsten ausgelacht ... Missionarsstellung ... Frau erstarrt vor Ehrfurcht ... seufzt erst und stöhnt dann ... schon seine Scheu beim Ausziehen war lächerlich ... machte das Licht aus ... ich hatte einfach schon um höhere Einsätze gespielt als er ... er setzte ein paar Pfennige, ich wollte Millionen ... ich wusste da ja schon ziemlich viel über Männer ... nicht über Frank, über den weiß ich immer noch nichts ... über den Morast, der sich in ihren Kopf ergießt, wenn sie richtig geil werden ... der aggressive, gierige, verdummende Fortpflanzungstrieb ... der sie buchstäblich über Leichen gehen ... und hinterher feige die Flucht ergreifen lässt ... aber was habe ich schon, um Interesse an mir zu wecken ... doch nur meinen Körper ... den kann ich zur Verfügung stellen ... dann bin ich wenigstens für eine Weile der Mittelpunkt der Welt ... auch ich muss doch manchmal Mittelpunkt sein ... wozu bin ich sonst da ... und dann lud Wilma mich ein ... und nachts kam er ... ich wollte ihn immer noch ... seine Glätte und seinen Duft ... und will ihn immer noch ... und versuche, ihm zu gefallen ... sogar Martha habe ich seinetwegen mitgebracht ... er konsumiert, was ich ihm biete ... spielt noch unser altes Spiel ... dann taucht er wieder ab in sein persönliches Universum ... was soll ich nur tun ... ich kann nicht mehr zurück ... ich kann nicht mit Martha eine Frauenehe führen ... ich kann nicht mit irgendeinem Mann eine Familie gründen ...
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