Variationen zu Emily
das machte mir im Laufe der Zeit nichts mehr aus ... immerhin beschäftigte ich ihn für eine Weile ... er interessierte sich ... und ich konnte sehen, was ich bei ihm hervorrief ... ich hatte ja sonst nichts ... niemanden, der sich für das magere Mädchen Zeit nahm ... selbst meinen Eltern gefiel ich nicht ... ich war zu zickig ... zu pubertär ... die Schwester passte besser ... sie war ruhig, anstellig ... stritt und schrie nicht immerzu ... meine Eltern wollten ihre Ruhe in ihrem so gemütlichen Heim ... mein Vater drohte mir mit seinem schwachen Herzen ... wenn ich mal wieder rechthaben musste ... oder mich in meine Befreiungskämpfe stürzte ... manchmal legte er sich nach einem meiner Wutausbrüche auf das Sofa ... bat meine Mutter mit schwacher Stimme um ein Glas Wasser und ein Beruhigungsmittel ... und ich wurde wild vor schlechtem Gewissen ... nein, ein nettes Kind war ich wohl nicht ... aber diese Familie konnte einen auch auf die Palme bringen ... bigott, prüde und soviel bürgerlicher Mummenschanz ... nur zusammengehalten durch sinnlose Rituale ... also landete ich bei Frank ... ganz natürlich, wenn man keine Wahl hat ... mich faszinierte seine andere Sicht ... die Selbstverständlichkeit, mit der er sein Anderssein voraussetzte ... seine Weigerung, sich anderen unterzuordnen ... seine Bereitschaft, allein zu sein ... alles an ihm zog mich an ... und dann war er auch noch schön ... gepflegt und glatt und duftend ... ich brauchte ihn ... bei ihm vergaß ich mich ... mein unerträgliches Benehmen ... meine Angst vor dem Alleinsein ... meine schrecklichen Visionen vom Älterwerden ... bei ihm war ich wenigstens eine Frau ... die er im Laufe der Zeit sezierte ... er hörte nicht auf, mit mir zu experimentieren ... zuerst nur allein ... und er machte es gut ... ich kam nie auf die Idee, nein zu sagen ... es ging nahtlos ineinander über ... er mischte dem Normalen immer eine Prise Perversion mehr hinzu ... bis auch das schließlich normal wurde ... ich war überzeugt, dass es für ihn wichtig war ... also machte ich mit ... außerdem erregte es mich ... es war so – verboten, was wir taten ... er hatte immer neue Ideen ... ich lief nur noch mit weichen Knien herum ... hatte nur noch unsere Spielchen im Kopf ... und dann brauchte er schließlich andere ... erst lud er einen Freund ein ... bot mich ihm an ... er wollte nur zuschauen ... später kam er dann selbst dazu ... ich wollte nicht und wollte doch ... es kamen zwei Freunde, und er saß dabei ... ich wollte ihm doch nur gefallen ... es machte mir ohne ihn gar keinen Spaß ... natürlich kam ich ... aber es blieb eine Leere zurück ... und wieder die Scham ... bevor er mich verließ, veranstaltete er noch diese Feier ... da hatte er acht oder zehn junge Leute eingeladen ... das, was er seinen Freundeskreis nannte ... hatte sich eigentlich längst von diesen Bindungen zurückgezogen ... wollte aber noch einen letzten Versuch machen ... alle kamen ... es wurde viel getrunken ... auf die Vergangenheit angestoßen ... auf die Zukunft ... und dann forderte er mich auf, mich auszuziehen ... ich wollte nicht ... sah ihn bittend an ... doch er hatte seine steinerne Miene aufgesetzt ... mit blitzenden Augen ... er hätte mich geschlagen ... und ich fügte mich ... ich wollte ihn nicht wegen ein bisschen Scham verlieren ... ich versuchte, mir vorzustellen, ich wäre Striptease-Tänzerin ... schuf aus dem Stegreif ein kleines Drehbuch ... welches Kleidungsstück wann und wie ... um größtmögliche Wirkung zu erzielen ... er hatte das Licht heruntergedreht ... eine Menge Kerzen war im Raum verteilt ... ich konnte das schwere Atmen der Kerle hören ... als ich nackt war, führte er mich zu einem Sessel ... ich saß da wie im Schaufenster eines Möbelgeschäfts ... er ging hinaus ... was wie eine normale Studentenfete begonnen hatte ... entwickelte sich zu einer richtigen Orgie ... und ich mitten drin ... ich sah nichts mehr ... hörte nur noch verhaltenes Gestöhn ... als alle aufeinander losgingen ... ich wollte nicht mitmachen ... aber er hatte mir eine Rolle zugewiesen ... und vielleicht stand er ja in einer Ecke und beobachtete ... am Ende fühlte mich besudelt und verraten ... ekelte mich vor mir selbst ... es wurde still ... alle waren gegangen ... er kam zurück ... trug mich in sein Bett ... deckte mich zu, strich mir über das Haar ... und sagte freundlich: mehr will ich nicht von dir ... sein vorläufiger Abschied ... ich schlief zitternd und
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