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Vater, Mutter, Tod (German Edition)

Vater, Mutter, Tod (German Edition)

Titel: Vater, Mutter, Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Langer
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Schriftzug.
    ›Architekturbüro Simon Hall & Jacqueline Adam‹.
    Jacqueline wollte ihren Beruf zurück, ihren René und ihren Lukas.
    Nur die Hexe stand zwischen ihr und ihrem Glück, sie musste verschwinden.
    Jacqueline stieg die Treppen zum U-Bahnhof Stadtmitte hinab.
    Eine gute Stunde später verließ sie in Kleinmachnow den Bus.
    Als sie das Haus der Pozzuolis passierte, waren diese längst aus ihrem Gedächtnis verschwunden. Alles um sie herum verblieb in einem undurchdringlichen Nebel, aus dem sich wie eine Lichtgestalt ein Einfamilienhaus schälte.
    Im Carport kein Auto, dafür ein dunkelgrüner Fiat Punto am Straßenrand.
    Vermutlich Ayses Wagen.
    Höchstwahrscheinlich waren nur die Türkin und Lukas zu Hause.
    Jacqueline schlich ums Haus herum und postierte sich so, dass sie Garten und Wintergarten gut im Auge behalten konnte.
    Mit dieser Ayse würde sie schon fertig werden.
    Und hatte sie erst mal Lukas, dann würde sicher auch alles andere wieder gut werden.

32. Kapitel
    Ein Tag vor der Katharsis;
nachts
     
    D ie Finger seiner Rechten kribbelten, ganz automatisch ballte sich seine Hand.
    Es kostete Martin Manthey enorme Anstrengung, die Faust nicht auf seinen Schreibtisch zu donnern.
    Er beherrschte sich und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.
    Unangenehm, wie Rakowskis wache Augen ihn musterten.
    Unerfreulich, wie der Psychologe einen weiteren Blick in seine Seele nehmen wollte.
    »Ich würde nun doch lieber eine härtere Gangart vorschlagen«, sagte Manthey ruhig und sachlich.
    Rakowski hob die Augenbrauen.
    Anscheinend hatte er einen neuerlichen Gefühlsausbruch Mantheys erwartet und nicht mit einer so weichen Formulierung gerechnet.
    Manthey freute sich darüber, dass es ihm gelungen war, Rakowski zu überraschen.
    Jacqueline hatte um ein Glas Wasser gebeten. Diese Gelegenheit hatten Manthey und Rakowski genutzt, um das Vernehmungszimmer kurz zu verlassen und sich zu besprechen.
    Erneut saßen sie sich in Mantheys Büro gegenüber.
    »Bisher haben wir nicht viel Neues erfahren«, fuhr Manthey fort. »Das meiste wussten wir bereits aus den Gesprächen mit Herrn und Frau Adam. Die Erzählung von Frau Hinz unterscheidet sich nur in wenigen Details.«
    »Was beweist, dass sie nicht phantasiert. Sie ist im Moment so klar, wie ich sie noch nie erlebt habe.«
    »Und das widerum liegt daran, dass ich die Realität und die Vergangenheit nicht von ihr ferngehalten, sondern sie damit konfrontiert habe.«
    Rakowski schwieg.
    »Dass Sie mir nicht widersprechen, interpretiere ich als Zustimmung.«
    »Ich gebe zu, dass die Fotos des toten Jungen eine Reaktion in ihr hervorgerufen haben. Es gibt ja auch den Begriff der Schocktherapie. Keine seriöse therapeutische Methode, allerdings.«
    »Aber eine wirkungsvolle.«
    »Glauben Sie mir, das kann sehr schnell kippen.«
    »Wir müssen endlich wissen, wo Lukas steckt. Je länger wir ihr Zeit lassen und ihrer Erzählung lauschen, desto schlimmer könnte die Situation für den Jungen werden. Wer weiß? Vielleicht steckt er in irgendeinem Kellerloch ohne Essen und Trinken.«
    »Herr Manthey, mich belastet die Vorstellung ebenso sehr wie Sie. Aber ich muss dringend davon abraten, Frau Hinz weiter unter Druck zu setzen. Sie könnte sich wieder völlig verschließen oder sogar gänzlich in ihre Traumwelt abdriften. Sie wäre nicht der erste Mensch, dem so etwas widerfährt.«
    Manthey weigerte sich, ihm zuzustimmen, doch er ließ ihn ausreden. Er dachte an Vera.
    »Dann noch kurzfristig an die Information zu gelangen wäre kaum möglich. Ich bitte Sie inständig, verlassen Sie sich auf mich. Im Moment ist sie Herrin ihrer Sinne und vertraut uns. Wir sind kurz davor, herauszubekommen, was Lukas widerfahren ist. Aber wir müssen geduldig vorgehen, Herr Manthey, geduldig und sachte.«
    Ohne weiteren Kommentar stand Manthey auf und trat auf den Flur.
    Er hörte, dass Rakowski ihm folgte.
    Am Durchgang zum anderen Gebäudetrakt stand ein Wasserspender. Manthey versorgte sich mit einem Pappbecher voll Wasser und nahm ihn mit zum Vernehmungszimmer.
    Bevor er mit der freien Hand die Klinke hinunterdrückte, drehte er sich noch einmal zu Rakowski um.
    »Dann werde ich versuchen, mich in Geduld zu üben.«
    Er trat ein und setzte die Vernehmung fort.
    Ihm blieb nur zu hoffen, dass Lukas nicht längst schon Robins Schicksal teilte.

33. Kapitel
    Sechs Tage vor der Katharsis;
abends
     
    L ukas jauchzte vor Vergnügen.
    Das Kettenkarussell beschleunigte, und die Gondeln

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