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Vater unser

Vater unser

Titel: Vater unser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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wollte Ihnen etwas Böses.»
« Das ist doch Blödsinn, Euer Ehren!», schrie Levenson und schlug mit der Faust auf den Tisch.
« Die Staatsanwälte und Detectives sind besorgt, dass zu Prozessbeginn die öffentliche Meinung nicht auf ihrer Seite ist. Sie haben gemerkt, dass ihre Versuche, einen eindeutig unzurechnungsfähigen Menschen – der im Übrigen von diesem Gericht dazu gezwungen wird, Psychopharmaka einzunehmen, damit er während der Verhandlung zurechnungsfähig wirkt – hinrichten zu lassen, weltweit auf Empörung treffen. Daher tun und behaupten sie nun alles Erdenkliche, um ihr schlechtes Image zu verbessern.» Er beugte sich über den Tisch und starrte Rick an.
« Das gilt besonders für Mr. Bellido, der sich im November in den Wahlkampf um die Nachfolge des Generalstaatsanwalts stürzen wird. Ich schätze, es sind Glückwünsche angebracht.» Rick blinzelte nicht einmal. Levenson richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Richter.
« Mein Mandant soll in den Augen der Öffentlichkeit wie ein abgebrühter Serienmörder aussehen. Allein die Behauptung, er sei in andere Mordfälle verwickelt, genügt, um die Objektivität der zukünftigen Geschworenen negativ zu beeinflussen. Ich versichere Ihnen, Euer Ehren, Sie werden gleich keinen einzigen potenziellen Geschworenen finden, der noch nichts von dieser Geschichte gehört und sich noch keine Meinung gebildet hat. Und ich kann dieses ganze Schlamassel nicht einmal in einen anderen Bezirk verlegen lassen, ja nicht einmal in ein anderes Land, weil die ganze Welt diesen Fall zu verfolgen scheint. Und das wissen die Detectives und Mr. Bellido ganz genau!» Lat kochte vor Wut, und Brill richtete sich ruckartig auf.
« So, genug der Anschuldigungen», sagte Farley seufzend und hob beschwichtigend die Hände. Levenson setzte sich und zupfte die Ärmel seines Jacketts zurecht. Rick hingegen behielt seinen desinteressierten Gesichtsausdruck bei.
« Sie haben es selbst gesagt, Mr. Levenson», fuhr Farley fort.
« Die ganze Welt verfolgt diesen Fall. Also beantragen Sie gar nicht erst die Verlegung in einen anderen Bezirk. Und den Geschworenen werde ich schon ein paar passende Worte mit auf den Weg geben.» Dann wandte sich der Richter an Rick:
« Ich war erfreut, in der Today Show zu hören, dass Sie Jerry Tiglers Nachfolge antreten möchten, aber für den Prozess ist diese Tatsache völlig belanglos.» Sein eisiger Blick wanderte zwischen Rick und Julia hin und her.
« Unbewiesene Behauptungen und durchgesickerte Informationen – das ist nicht die Art, wie in meinem Gerichtssaal Verhandlungen geführt werden. Habe ich mich klar ausgedrückt?» Er lehnte sich zurück und richtete das Wort wieder an sämtliche Anwesende.
« Ab sofort haben Sie alle Redeverbot. Und damit meine ich nicht nur Sie selbst, sondern auch die ermittelnden Polizeibeamten, die Privatdetektive, die Sie möglicherweise engagiert haben, und Ihre Mütter und Großmütter. Ich will nicht noch einmal hören, dass irgendwo irgendetwas durchsickert, es sei denn, es geht um Wasserrohre. Verstanden?»
« Gewiss doch, Euer Ehren», sagte Rick, erhob sich und knöpfte sein Jackett zu.
« Ich weiß nicht, wie diese Information an die Presse gelangt ist, aber ich persönlich werde kein Wort darüber verlieren.»
« Genauso wenig wie über die Tatsache, dass David Marquette kein Verdächtiger ist», höhnte Levenson und entriss Stan Grossbach die Prozessakten.
« Euer Ehren, wenn ich den Fall schon nicht in einen anderen Bezirk verlegen lassen kann, beantrage ich doch wenigstens eine Vertagung auf Kosten der Staatsanwaltschaft. Wir sollten warten, bis sich die Presse beruhigt hat und die Menschen vergessen haben, was heute Morgen in den Nachrichten berichtet wurde.» Farley lachte.
« Haben Sie während der letzten Monate mal aus Ihrem Fenster gesehen, Mr. Levenson? Die Presse wird sich niemals beruhigen. Eine Vertagung würde lediglich bewirken, dass noch mehr Journalisten aus Übersee ihre Kameras einpacken und hierherkommen. Oder dass Ihr Mandant in der Zwischenzeit tatsächlich dieser anderen Morde in Nordflorida angeklagt wird. Wenn Sie wirklich eine Vertagung wollen, rechne ich sie der Verteidigung auch an. Allerdings wird dieser Fall dann voraussichtlich erst nächstes Jahr verhandelt werden, denn mein Terminkalender für dieses Jahr ist bereits voll.» Er warf der Gerichtsschreiberin einen Blick zu, woraufhin diese gehorsam aufhörte zu tippen.
« Und ich glaube kaum, dass der Vater Ihres

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