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Vater unser

Vater unser

Titel: Vater unser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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einen Übertragungswagen auf dem Parkplatz des Apartmentblocks entdeckte, ging sie schnell in Deckung. Sie hatten herausgefunden, wo sie wohnte ... Julia schlug die Tür zu, lehnte sich mit wild klopfendem Herzen dagegen und dachte daran, was Charley Rifkin Rick und ihr vor Monaten gesagt hatte: Wenn David Marquette der nächste Bill Banthing ist, zeltet die Presse so lange in euer beider Vorgärten, bis die Todesspritze in seinem Arm steckt. Sie starrte ungläubig die Schlagzeile auf der Titelseite an. Arzt jetzt auch Verdächtiger in ungelösten Mordfällen.
« Du hast recht, Jamie», sagte die FOX-Reporterin gerade zu ihrer Kollegin im Studio.
« Das wird den Sympathiefaktor auf jeden Fall negativ beeinflussen. Die Gegner der Todesstrafe und die Organisationen, die sich für geistig Kranke einsetzen, werden die Auswirkungen ebenfalls zu spüren bekommen. Und wieder einmal ist es Miami, das ungewollt im Rampenlicht steht. Die Menschen werden sich daran erinnern, dass vor wenigen Jahren in ebendiesem Gerichtsgebäude der Prozess gegen den Serienmörder Cupido stattfand, der elf junge Frauen vergewaltigt und ermordet hatte. Und im Jahr 1997 erschoss der Serienmörder Andrew Cunanan den Modedesigner Gianni Versace vor dessen Haus in Miami Beach. Heute sind wir erneut in Miami, dem tropischen Touristenparadies und Spielplatz der Reichen und Schönen, wo vielleicht ein weiterer brutaler Serienmörder ...» Das Telefon klingelte. Julia nahm den Hörer ab, ohne ihren Blick vom Fernseher zu lösen.
« Hallo?», sagte sie abwesend.
« Julia! Du lieber Himmel!», rief Rick.
« Warum zum Teufel bist du gegangen? Ich wache auf, weil mein Telefon Sturm klingelt, und du bist spurlos verschwunden. Ich hätte beinahe einen Herzinfarkt bekommen!» Julia sagte nichts. Sie konnte einfach nicht.
« Keine Nachricht, kein Anruf – um wie viel Uhr bist du gegangen? Hallo? Bist du noch dran?», fragte er, da sie ihm immer noch nicht antwortete.
« Ja», sagte sie schließlich leise.
« Hör mal, ich weiß nicht, ob du schon die Nachrichten gesehen hast», fuhr Rick mit wütendem Unterton fort, « aber es ist etwas passiert. Ivonne Ledo hat mich angerufen. Farley will uns alle so schnell wie möglich in seinem Büro sprechen.»
KAPITEL 73
    DAS IST ungeheuerlich, Euer Ehren! Zwanzig Minuten bevor wir die Geschworenen auswählen sollen, lesen die in Frage kommenden Bürger unten im Warteraum diese Story in der Zeitung!» Mel Levenson war außer sich und wedelte wie ein Zeitungsjunge mit einer Ausgabe des Miami Herald. Sein Gesicht war krebsrot, und Schweißtropfen rannen ihm an den Schläfen herab.
« Sie trauen einigen dieser Bürger viel zu viel zu», entgegnete Richter Farley grinsend und betrachtete von seinem Platz am Kopf des langen Konferenztisches aus die Anwesenden.
« Sie sollten sich im Vorfeld nicht schon zu sehr verausgaben, Mr. Levenson. Aber ich pflichte Ihnen bei – es ist äußerst interessant, dass diese Information gerade heute an die Öffentlichkeit dringt.» Sein Blick blieb an John Latarrino haften, und seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.
« Detective, bitte erklären Sie mir, was hier eigentlich los ist. Ist der Angeklagte tatsächlich ein Verdächtiger in diesen Mordfällen?»
« Er wurde niemals als Verdächtiger genannt», erwiderte Lat vorsichtig. Ihm gegenüber saß Rick Bellido, lässig zurückgelehnt, als würde ihn die Diskussion überhaupt nicht interessieren. Je länger dieser Fall dauerte, desto unerträglicher fand Lat Ricardo Alejandro Bellido, wie dieser neuerdings in der Presse genannt werden wollte. Er dachte ernsthaft darüber nach, sich in einen anderen Bezirk versetzen zu lassen, falls dieser Mann tatsächlich der nächste Generalstaatsanwalt werden würde.
« Wir überprüfen lediglich, welche Ähnlichkeiten es zwischen den Morden gibt, Euer Ehren», fuhr er schließlich fort.
« Wir arbeiten mit dem Florida Department of Law Enforcement und den zuständigen Behörden der Bezirke Wakulla und Santa Rosa zusammen.» Julia saß am anderen Ende des Tisches, und sie vermied es konsequent, in Lats Richtung zu sehen. Wahrscheinlich waren ihr der Telefonanruf und die Rettungsaktion von letzter Nacht unangenehm. Doch Lat hatte schon viele verrückte Nächte erlebt. Er schrieb es dem Druck zu, der auf den Beteiligten dieses Falles lastete und der sich bei jedem anders äußerte.
« Da haben Sie es, Mr. Levenson», sagte Farley achselzuckend.
« Ihr Mandant wird nicht verdächtigt, und keiner

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