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Vater unser

Vater unser

Titel: Vater unser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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Mandanten darüber besonders glücklich sein würde. Besonders, da sein Sohn bis zum Prozessbeginn im Bezirksgefängnis untergebracht sein wird.» Levenson schüttelte den Kopf.
« Ich stecke in einer Zwickmühle», stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
« Dann mache ich es Ihnen einfach. Ich werde einer Vertagung nicht zustimmen, selbst wenn Sie eine beantragen. Bitte schön – damit habe ich Ihnen gerade auf dem Silbertablett den ersten Grund für eine Berufung serviert.» Farley drehte sich zu Jefferson um, der an der Tür stand und nervös an seiner Brille herumspielte.
« Jefferson!» Der Gerichtsdiener fuhr zusammen und ließ die Brille fallen.
« Bringen Sie die ersten fünfzig rauf. Wir beginnen in einer Stunde mit der Auswahl.»
KAPITEL 74
    W IE IST es möglich, dass ich nichts davon wusste?», fragte Julia mit vor Zorn bebender Stimme. Rick, Lat, Brill und sie hatten sich in Ricks Büro zurückgezogen, um den Mikrophonen und Kameras zu entgehen.
« Du wusstest es doch», erwiderte Rick leise.
« Schwachsinn. Ich wusste, dass sich Lat und Brill vor einiger Zeit mit einigen ungelösten Mordfällen beschäftigt haben, aber es gibt doch überhaupt keine Verbindung.»
« Als die beiden Familien umgebracht wurden, nahm Marquette gerade an Ärztkongressen in Tallahassee und Pensacola Beach teil und war damit jedes Mal weniger als fünfzig Kilometer weit vom Tatort entfernt», erklärte Rick.
« Genau wie eine Million anderer Menschen auch», entgegnete Julia.
« In die Häuser wurde nicht gewaltsam eingedrungen. Die Mütter wurden vergewaltigt und auf dem Rücken liegend umgebracht, die Kinder in ihren Betten ermordet. Ein Küchenmesser und ein Baseballschläger waren die Tatwaffen. Es gibt auf jeden Fall Parallelen.»
« Diese Beschreibung passt doch auf die meisten Sexualverbrechen. Wahrscheinlich gibt es noch fünfzig andere solcher ungeklärten Mordfälle im ganzen Land.»
« Vielleicht, aber diese beiden Verbrechen wurden in Florida verübt, nur ein paar Kilometer von den Hotelzimmern entfernt, in denen unser Angeklagter ganz allein die Nächte verbrachte.»
« Es gibt keine Beweisstücke, die ihn mit diesen Mordfällen in Verbindung bringen! Keine DNA, kein Sperma, keine Haare. Nichts!»
« Genau deswegen sind sie ja ungeklärt, Julia», sagte Rick.
« Aber selbst ohne handfeste Beweise müssen wir einem Verdacht nachgehen dürfen.»
« Das ist ja auch in Ordnung, aber die Presse denkt, es sei schon viel mehr als nur ein vager Verdacht.» Julia hatte das Gefühl, als sei sie die Einzige im Raum, die man in einen Streich nicht eingeweiht hatte. Die anderen sahen sie wortlos an, und das machte sie nur noch wütender.
« Levenson hat recht», fuhr sie fort.
« Wir setzen das Gerücht in die Welt, Marquette sei ein Serienmörder, um die Geschworenen zu beeinflussen und die öffentliche Meinung auf unsere Seite zu bringen. Wir wissen doch alle, dass es nichts gibt, wodurch wir Marquette diese Morde anlasten könnten, außer vielleicht, dass er zum Tatzeitpunkt in der Nähe war.» Dann sah sie Lat zum ersten Mal an diesem Morgen an.
« Haben Sie die Information durchsickern lassen?»
« Nein», erwiderte Lat kopfschüttelnd.
« Ich war es nicht, Julia.» Sie wusste, dass er die Wahrheit sagte. Brill hob abwehrend die Hände.
« Sehen Sie mich nicht so an, Jules. Ich lese ja noch nicht mal Zeitung.» Schließlich blickte Julia zu Rick.
« Ich habe es nicht nötig, etwas durchsickern zu lassen, Julia», sagte er, noch bevor sie die Frage stellen konnte. Als das Schweigen im Raum immer drückender wurde, sagte Lat schließlich:
« Hey, ihr beide braucht uns doch nicht bei der Geschworenenauswahl.» Er erhob sich, forderte Brill mit einer Geste auf, mitzukommen, und wandte sich kurz an Julia:
« Rufen Sie mich an, wenn Sie hier fertig sind.» Julia gab ihm keine Antwort. Als die Tür hinter den beiden Männern ins Schloss fiel, herrschte wieder eisiges Schweigen.
« Was war heute Nacht los?», fragte Rick nach einer Weile.
« Ich bin eine Runde gelaufen.»
« Gelaufen?» Er schüttelte ungläubig den Kopf.
« Du hast deine Klamotten bei mir gelassen.»
« Ich hole sie später ab.»
« Und deine Handtasche.» Er öffnete eine Schreibtischschublade und reichte ihr die Tasche.
« In all den Monaten ist Marquette nie mit diesen Fällen in Verbindung gebracht worden, Rick.» Die Worte rutschten ihr heraus, bevor sie darüber nachdenken konnte.
« Hätte eine schlechte Presse deine Kandidatur für den

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