Vater unser
of the Moon-T-Shirt sah er aus wie von der Pink-Floyd-Tour 1973, nur ohne Gitarre.
« Ich hätte mir denken können, dass der sich hier rumtreibt», knurrte Rick.
« Pass auf, wenn du mit ihm zu tun hast, Julia. Brennan ist ein Arschloch. Überlass die Presse in diesem Fall mir», warnte er flüsternd und öffnete die Tür. Das hier war kein Rendezvous, und so stieg Julia aus, ohne zu warten, dass er ihr die Tür aufhielt.
« Mr. Bellido, sind Sie jetzt offiziell mit dem Fall betraut?», fragte Brennan und folgte Rick, als er an der Polizeiabsperrung vorbei auf den Bürgersteig trat.
« Haben Sie einen Verdächtigen? Haben Sie schon einen Haftbefehl ausgestellt? Muss die Bevölkerung sich Sorgen machen, dass ein Mörder frei herumläuft? Sollte die Öffentlichkeit nicht gewarnt werden? Wie wäre es mit einer Beschreibung des Täters, ein paar Details vielleicht?»
« Zurückbleiben», sagte einer der Uniformierten, der ihnen über den Rasen entgegengekommen war. Er zeigte auf Brennan und seinen Kameramann.
« Hinter die Absperrung jungs. Dafür ist sie da.» Doch Brennan ignorierte ihn, und plötzlich rannte er auf Julia zu.
« Gehören Sie auch zur Staatsanwaltschaft?», fragte er. Überrumpelt nickte sie.
« Wie sind die Opfer gestorben? Ist es wahr, dass sie gefoltert wurden? Handelt es sich um einen Ritualmord? Was ist mit dem Vater? Konnten Sie ihn schon vernehmen? Wird er sterben? Warum hat Ihre Behörde noch keine Presseerklärung herausgegeben?» Erschrocken wandte Julia ihm den Rücken zu und beeilte sich, Rick über den gepflasterten Weg zur Tür zu folgen. Sie achtete darauf, Brennan nicht in die Augen zu sehen. Wahrscheinlich hatte sie ihm durch ihr Nicken schon zu viel verraten. Sie wusste, dass sie kein Pokerface zustande brachte, und es war nicht auszudenken, was los wäre, wenn sie den Medien durch einen Blick verriet, dass David Marquette der Hauptverdächtige war. Verdammt. Hoffentlich sahen Charley Rifkin und der Generalstaatsanwalt nicht in den Nachrichten, wie sie idiotisch in die Kamera nickte. Auf dem von Blumenbeeten gesäumten Weg zum Haus entdeckte sie ein mit Kreide gemaltes Hüpfkästchen-Spiel. Spielsteine und Kronkorken lagen noch herum, als wäre die Partie noch in vollem Gang. Daneben war ein schiefes Herz mit den Worten
« Emma lipt Tiler» gekritzelt. Offenbar hatte jemand versucht, « Emma» wegzuwischen und
« Vicki» dar- überzuschreiben. Sie machte einen Schritt über das Blumenbeet und ging quer über den Rasen.
« Sie sind hier nicht auf einer Pressekonferenz, Mr. Brennan», rief Rick, ohne sich umzudrehen. Sie betraten die hohe marmorne Eingangshalle.
« Ich lasse Sie wissen, wenn ich eine gebe.» Dann schlug er die Tür zu.
« Mistkerl», murmelte er, als er die Stufen in das weitläufige Wohnzimmer hinunterging. Aus einem der Flure hörten sie Stimmen.
« Latarrino?», rief er, dann verschwand er um eine Ecke. Julia sah sich ehrfürchtig um. Sie war noch nie in einer so großen Villa gewesen. Alles war perfekt. Die beeindruckende Freitreppe mit dem gusseisernen Geländer, die in einem großzügigen Bogen ins obere Stockwerk führte. Der Fußboden aus poliertem Marmor mit Intarsien aus dunklem Tropenholz. Eine antike Vitrine barg kostbare Exponate, und auf einer großen Anrichte standen Familienfotos. Bis auf das feine schwarze Puder, das die Oberflächen und Fensterbänke bedeckte, sah alles aus wie in Architectural Digest.
« Kommst du?», rief Rick und kam ihr entgegen. Julia nickte gedankenverloren. Unter ihren Füßen knirschte etwas.
« Vorsicht. Um ins Haus zu kommen, mussten die Polizisten eine Scheibe einschlagen. Offensichtlich wurde noch nicht aufgeräumt.» Dann folgte Julia Rick in eine gutausgestattete Küche, die ganz in Weiß gehalten war. Auf den marmornen Arbeitsflächen stand aller mögliche technische Schnickschnack, daneben Körbe voller Utensilien und stapelweise Kochbücher und Magazine. Offensichtlich war Jennifer eine begeisterte Köchin gewesen – zumindest sah es so aus. Julia schaffte es gerade mal, Wasser zum Kochen zu bringen. Neben dem Waschbecken waren saubere Babyfläschchen sorgfältig auf Papierhandtüchem aufgereiht, und auf dem Abtropfgestell stand das Geschirr für das Frühstück bereit. Für einen Morgen, der niemals kam, schoss es Julia durch den Kopf. Von einem Kinderbuch auf der Theke lächelten ihr fröhliche Gesichter entgegen, daneben lag ein Stapel transparenter Beweismitteltüten und eine Rolle rotes Klebeband. Auf einem
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